Fortsetzung der Kultserie:So lief das Casting für den Mini-Bullen von Tölz

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Konzentriert verfolgen die Produzenten des Kinofilm-Projekts im Kleinen Kursaal in Bad Tölz, wie sich die Kinder beim Schauspielen anstellen. (Foto: Manfred Neubauer)

Für den geplanten Kinofilm suchen die Initiatoren einen Buben, der den Sohn Ottfried Fischers spielt. Schauspielerin Katerina Jacob nimmt die Kandidaten unter die Lupe.

Von Lea Utz, Bad Tölz

"Du kannst mich mal!", schleudert Nummer 42 der Frau auf der anderen Seite des Tisches ins Gesicht, zornig funkelt er sie an. Sein Gegenüber muss grinsen - "gut gemacht!", sagt sie. Der 13-jährige Christoph Becker aus Eurasburg ist damit eine Runde weiter, das Vorcasting im Bullenbüro ist überstanden. Für das Hauptcasting erwartet ihn die Jury nun im Kleinen Kursaal. Zusammen mit einem professionellen Schauspieler werden auf der Bühne zwei kurze Szenen angespielt, die Jury berät sich - und schon steht der nächste Kandidat vor der Tür.

Mehr als 40 Jungen zwischen zehn und 14 Jahren und ein mutiges Mädchen sind dem Aufruf der Tölzer Filmproduktion "Meck-Movie" gefolgt und am Sonntag zum offenen Casting angetreten. Sie alle haben dasselbe Ziel: In der Rolle des Sohns von Benno Berghammer neben Ottfried Fischer für einen Kinofilm vor der Kamera zu stehen. "Eine große Klappe muss er haben, großkopfig und besserwisserisch sein und auf gar keinen Fall schüchtern", beschreibt Initiatorin Nessy Karolinger die Figur, die vorläufig Timo heißen soll. Aufgewachsen ist er bei seiner Mutter, der Kriminalhauptkommissarin Sabrina Lorenz, in Berlin. "Deswegen kann Timo natürlich auch kein Bayrisch, sondern spricht reinstes Hochdeutsch", sagt Karolinger. Die ideale Besetzung sollte dem Bullen auch optisch ähnlich sein, ergänzt Markus Kleinhans von "Mekk-Movie". "Theoretisch könnte er auch gertenschlank sein, aber irgendwas von ihm muss er schon haben."

Die Rollenbeschreibung lässt einen Teil der Handlung des Films bereits erahnen: Sabrina Lorenz, verkörpert von Katerina Jacob, verschleppt ihren Sohn aus der Hauptstadtmetropole ins idyllische Bayern. Der Teenager ist wenig begeistert, findet aber in Benno Berghammer einen Verbündeten. Dass der Bulle von Tölz sein Vater sein könnte, ahnt er dabei nicht. Erste Ideen zum Drehbuch hat auch die Schauspielerin Katerina Jacob selbst beigesteuert, die beim Casting mit dem Team von "Meck-Movie" in der Jury sitzt. Als Jacob von der Idee hörte, die Kultserie ins Kino zu bringen, stand für sie fest: "Das funktioniert nur, wenn alle wichtigen Voraussetzungen gegeben sind." Das Drehbuch müsse stimmen und die Finanzierung gesichert sein. Und: "Wir können nicht einfach eine normale Bullenserie drehen, das muss ein richtiger Knaller werden." Ähnlich hatte sich im Vorfeld auch Ottfried Fischer geäußert, der sich trotz seiner Parkinson-Krankheit eine Rückkehr auf die Kinoleinwand vorstellen kann.

Beim Casting steht Jacob in ihrer alten Rolle als Sabrina Lorenz auch selbst auf der Bühne - schnell wird das Skript beiseite gelegt und improvisiert. "So eine Situation ist für die Kinder natürlich schon sehr anspruchsvoll", weiß Markus Kleinhans. Der ein oder andere müsse da erst noch auftauen. "Aber nur weil jemand am Anfang ein bisschen ängstlich ist, heißt das nicht, dass es nicht passen kann." Insgesamt hat er ein gutes Gefühl: "Ich glaube schon, dass jemand Passendes dabei sein wird." Schon vor dem Casting sei die Resonanz groß gewesen, viele E-Mails und Anrufe erreichten die Produktionsfirma. Zahlreiche Bewerber seien auch von weit her angereist. Die Fans der erfolgreichen Serie hoffen schon seit langem auf eine Fortsetzung: Nach dem Tod von Ruth Drexel, die Berghammers Mutter spielte, war die Serie 2009 nach 69 Folgen eingestellt worden.

Der Darsteller des Bullen-Sohnes wird aber voraussichtlich erst 2017 vor der Kamera stehen, denn das Casting ist nur der erste Schritt auf dem Weg zum Kinofilm: Wenn ein Darsteller gefunden ist, soll zeitnah ein kleiner Teaser-Film entstehen. Zeitgleich wird ein renommierter Autor am Drehbuch schreiben - "Wir haben da schon jemanden im Visier, aber sicher ist noch nichts", sagt Kleinhans. Bevor die Dreharbeiten beginnen können, muss auch noch ein Produzent gefunden werden, der das Großprojekt finanziert. Wenn alles nach Plan läuft, soll der Krimi dann im Jahr 2018 in die Kinos kommen. Den Nachwuchsschauspielern, die zum Casting gekommen sind, will Kleinhans so bald wie möglich Bescheid geben, ob sie für die Rolle infrage kommen. Wie dann weiter vorgegangen wird, sei noch offen. "Vielleicht laden wir einige dann noch einmal zum Proben ein - oder wir haben gleich einen Jackpot, bei dem wir alle sagen: Der ist es."

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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