Süddeutsche Zeitung

Forstwirtschaft:Probleme im Stadtwald

Borkenkäfer und Eschentriebsterben machen Revierförster Max Leutenbauer im Tölzer Forst zu schaffen. Der Holzeinschlag liegt leicht unter dem Soll

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Bad Tölz besteht nicht alleine aus Häusern, Straßen, Parks und der Isar, sondern auch aus einer Menge Wald. Die Stadt bewirtschaftet nicht weniger als 322 Hektar, was vor allem daran liegt, dass sich Forstflächen am Blomberg in ihrem Besitz befinden. Daraus zieht die Kommune jedes Jahr einen Gewinn: 79 613 Euro bekam sie voriges Jahr durch den Holzeinschlag der eigenen Waldarbeiter, dazu noch 31 321 Euro durch sogenannte Selbstwerber - also Kunden, die per Vertrag das Recht haben, selbst Brennholz im Stadtwald zu schlagen. Diese Zahlen legte Revierförster Max Leutenbauer am Dienstag im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats vor.

Zu schaffen macht ihm der Borkenkäfer. Das Problem mit dem Insekt sei zwar im südlichen Landkreis und im Stadtgebiet nicht so stark ausgeprägt wie im Nordlandkreis, wirke sich aber auf den Holzpreis aus. "Deshalb halten wir uns etwas zurück", sagte Leutenbauer. Geplante Holzeinschläge wurden verschoben. 2017 wurden mit 2181 Festmetern Holz rund 440 weniger gesägt als im Hiebsatz festgelegt. Auch in Jahren davor war man schon unter dem rechnerischen Soll geblieben. Das Defizit liegt mit 19 129 Festmetern inzwischen um 1661 Festmeter unter der Vorgabe. "Um das auszugleichen, werden wir mehrere Jahre brauchen", sagte der Revierförster. Ob der Borkenkäferbefall von der Höhe des Waldes abhängig sei, wollte Stadtrat Martin Harrer (FWG) wissen. Leutenbauer erwiderte, dass es in seinem Studium einmal geheißen habe, über 1000 Meter Höhe spiele der Käfer keine Rolle mehr. Diese Grenze habe sich nach oben verschoben. Im 1200 Meter hohen Stadtwald reiche der Befall "bis oben hin".

Kopfzerbrechen bereitet dem Revierförster außerdem das Eschentriebsterben. "Das hat uns vergangenes Jahr sehr beschäftigt, das wird uns auch heuer und in Zukunft weiter beschäftigen." Durch die Pilzkrankheit sei der Stand der Eschen und damit die Verkehrssicherheit gefährdet, so Leutenbauer. "Das ist etwas, was wir sehr ernst nehmen, wobei wir von der Erlösseite nicht so toll dastehen mit den Eschen." Stadtrat Harrer fragte nach, ob die kranken Eschen durch Nachpflanzungen ersetzt würden. Im Wald sei dies kein Thema, erwiderte der Revierförster. Um das Forsthaus am Blomberg stünden vorwiegend Tannen, Buchen und Ahorne. Kämmerer Hermann Forster erkundigte sich, ob es nicht Eschensorten gebe, die gegen den Pilz resistent seien. Solche Züchtungen existierten durchaus, erwiderte Leutenbauer: "Aber sie würden sich bei uns nicht wohlfühlen." Sie passten nicht mit heimischen Baumarten zusammen.

Die Stadt beschäftigt zwei Waldarbeiter, die im Durchschnitt pro Mann und Jahr jeweils 1228 Stunden im Stadtwald arbeiten. In der kalten Jahreszeit sind sie im städtischen Betriebshof eingesetzt, unter anderem für den Winterdienst. Außer dem Holzeinschlag gibt es für sie noch eine Menge anderer Arbeit. 2017 wurde die Sanierung des Wirtschaftsweges am Blomberg abgeschlossen, wobei der Freistaat 90 Prozent der Gesamtausgaben von knapp 60 000 Euro trug. "Das ist recht gut geworden und kostenmäßig überschaubar", bilanzierte der Revierförster. Die nicht mehr tragfähigen Krainerverbauungen am Rodelweg oberhalb der Gustavkurve wurde durch eine Böschung nach dem System "Bewehrte Erde" ersetzt; dabei handelt es sich eine Bauweise aus Boden und einer Bewehrung, etwa Kunststoffstäbe, Reibungsbänder, Matten oder Gitter. "Das wird in etwa 14 Tagen fertiggestellt sein", so Leutenbauer. Nach dem alten Zwieselweg fragte Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG). Der werde an den Forstweg angebunden, so der Revierförster. "Der bisherige Zugang hat im Winter nicht mehr funktioniert, weil es ein gewidmeter Rodelweg ist." Der Ausbau der Zwieselwegs zu einem befestigten Weg sei ein Gemeinschaftsprojekt mit privaten Waldbesitzern.

Als erfreulich bezeichnete Max Leutenbauer das internationale Jugendprojekt am oberen Stallauer am Blomberg. In einem internationalen Work-Camp wurden dort 2000 Tannen und 500 Bergahorne auf Flächen gepflanzt, die zum Teil vergrast waren. Daran hätten sich circa 15 Jugendliche aus diversen Ländern beteiligt. "Eine sehr schöne Sache, diese Aktion werden wir heuer wieder durchführen", sagte der Revierförster.

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Quelle:
SZ vom 12.07.2018
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