Forster und die BVW:Eine Kampfansage

Mit seinem Entschluss, eine neue politische Grupperierung zu gründen, schadet der ehemalige Bürgermeister Helmut Forster ganz bewusst auch seinem Nachfolger und einstigen Protegé Klaus Heilinglechner

Von Konstantin Kaip

In der Stadtratssitzung am 17. September hatte Helmut Forster noch als Wirtschaftsreferent für die BVW den Nachtragshaushalt kommentiert, mit sachlichen ruhigen Worten. Nichts hat darauf hingedeutet, dass er keine zwei Wochen später den politischen Hammer ziehen und auf seine Fraktion niedersausen lassen würde: Forster verlässt die Bürgervereinigung, um mit Manfred Fleischer und Richard Kugler eine neue politische Gruppierung zu gründen. Es ist eine Kampfansage an die BVW, die er einst mitbegründet und 2008 zur regierenden Fraktion im Rathaus gemacht hat - und an seinen politischen Ziehsohn Klaus Heilinglechner, der sich bei der Wahl im Frühjahr nun nicht nur gegen drei Herausforderer, sondern auch gegen Konkurrenz aus den eigenen Reihen behaupten muss. Als erfahrener Politiker weiß Forster das. Zu behaupten, er gehe keineswegs im Streit und habe mit der BVW politisch kein Problem, ändert nichts daran, dass sein Entschluss der Bürgervereinigung Schaden zufügt. Schließlich will er ihr mit seiner neuen Gruppe Wählerstimmen nehmen.

Es ist sein gutes demokratisches Recht, sich in der BVW nicht mehr zu Hause zu fühlen. Politische Lagerwechsel kommen immer wieder vor, da braucht er nur seinen Freund Manfred Fleischer zu fragen, der einst von den Grünen zur CSU gegangen ist. Wenn Forster mit den Entscheidungen seiner Fraktion nicht mehr einverstanden ist, darf er mit anderen Gleichgesinnten eine neue Gruppe gründen und ein Programm vorlegen, das seiner Vision der Stadt entspricht.

Dass er nun aber seine Entscheidung damit begründet, er habe in der BVW "mit einigen Personen Probleme", klingt nach etwas anderem: nach einem Patriarchen, der seinen Einfluss schwinden sah und geht, weil er jemandem eins auswischen will. Das aber ist keine politische Aufgabe. Eine Art Rachepartei braucht der Wolfratshauser Stadtrat bestimmt nicht. Das Gremium hat in der Vergangenheit genug wichtige Entscheidungen persönlichen Reibereien geopfert. Die Stadt voranbringen können die Fraktionen nur dann, wenn es um die Sache geht - und nicht um Befindlichkeiten der Akteure. Glaubwürdig wird die neue Gruppierung nur, wenn sie ein konstruktives Wahlprogramm vorlegt, das eine Alternative zu dem der anderen Fraktionen darstellt. Daran sollten die Bürger sie messen.

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