Flugblatt-Aktion:Zank ums Einkaufszentrum

Wolfratshauser Grüne wehren sich gegen Bürgermeister

Die Auseinandersetzung um das geplante Einkaufszentrum mit Wohnbebauung auf dem Kraft-Areal in Wolfratshausen geht weiter: Nachdem Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) die Flugzettel-Aktion der Grünen kürzlich zum Anlass genommen hatte, die in den Schreiben an die Anwohner vorgebrachten Argumente gegen das Vorhaben aus seiner Sicht richtigzustellen, kontert nun der Ortsverband der Grünen. In einer Erklärung bekräftigt der Vorstand die Kritikpunkte, das geplante "Loisachcenter" führe zu einer unzumutbaren Verkehrszunahme und gefährde den Einzelhandel in der Altstadt. Die Stellungnahme Heilinglechners gehe "an den Tatsachen vorbei", erklären die Grünen-Sprecher Justyna Czajka und Hans Schmidt.

Noch einmal verknüpfen sie die Aussage des Experten Harald Kurzak, zehn Prozent mehr Verkehr bedeute die doppelte Staulänge, mit Helmuth Ammerls Verkehrsgutachten, wonach der Verkehr mit Einkaufszentrum im Jahr 2030 in der Abendspitze an der Sauerlacher Straße um 19 Prozent, am Moosbauerweg um 59 Prozent in die eine und 42 Prozent in die andere Richtung zunehme. Damit sei die im Landesentwicklungsplan geforderte Verkehrsverträglichkeit in Frage gestellt. Heilinglechner habe nur den ersten Teil der Bemerkung aus dem Flyer zitiert - und den Grünen vorgeworfen, die Argumente "würden nicht der Wahrheit entsprechen". Das sei "unredlich".

Die ins Feld geführte Entschärfung der Lage durch koordinierte Ampelschaltungen sei unrealistisch, weil sich Autofahrer nicht so ideal verhielten wie in der Simulation. Auch stelle Ammerl fest, dass sich der Verkehr bei Staus automatisch verlagere, die angenommene Verkehrsverteilung daher letztlich egal sei. "Dass dann der Moosbauerweg über Wochen in der Abendspitze und auch sonst dicht ist, interessiert den Theoretiker Ammerl nicht." Heilinglechner gehe zudem "mit keinem Wort darauf ein", dass das Gutachten auf Verkehrszählungen von 2014 und 2015 beruhe und damit auf "falschen Zahlen", weil sich der Verkehr seit 2016 deutlich erhöht habe.

In ihrer Wurfsendung hatten die Grünen unter Berufung auf die Beratungsfirma Cima prognostiziert, das Einkaufszentrum werde den Händlern in der Innenstadt Kaufkraft entziehen - bei Drogeriewaren ein Drittel. Weil diese aber nur in den Supermärkten des "Loisacenters" angeboten werden sollen, liege der Verlust laut Cima bei nur 4,4 Prozent, hatte Heilinglechner erklärt. Die Grünen fragen nun, wie die insgesamt 380 Quadratmeter, die in Vollsortimenter und Discounter für Drogeriesortimente reserviert sind, "verträglich" sein sollen. Der Drogeriemarkt Müller habe auch nicht mehr Verkaufsfläche. "Und wenn Müller im Markt strauchelt, dann fehlt ein wichtiger Versorger."

In ihrem Flyer fordern die Grünen die Anwohner auf, Einwendungen gegen den Bebauungsplanentwurf vorzubringen. Mit Erfolg, wie Susanne Leonhard vom Bauamt berichtet: Schon etwa zwei Dutzend Einwände seien im Rathaus eingegangen. Darunter ist auch ein Schreiben, das 23 Anwohner der Straße "Auf der Haid" unterzeichnet haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: