Flüchtlingskrise:Schutz und Schule

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Platz genug für minderjährige Flüchtlinge und die Schule der Phantasie bietet das frühere Polizeigebäude in Wolfratshausen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im alten Polizeigebäude am Wolfratshauser Untermarkt können jugendliche Flüchtlinge untergebracht werden

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Im alten Polizeigebäude am Untermarkt, das zuletzt von der Waldorfschule genutzt worden war, werden künftig unbegleitete jugendliche Flüchtlinge wohnen. Einen Antrag auf Nutzungsänderung hat der Wolfratshauser Grundstücks-, Bau- und Umweltausschuss am Mittwoch einstimmig genehmigt. Den Antrag hatte die Jonas Better Place GmbH an die Stadt gerichtet, eine private Vereinigung, die Gebäude mietet und so herrichtet, dass darin Obdachlose, Flüchtlinge und sonstige schutzbedürftige Personen untergebracht werden können.

Große bauliche Veränderungen sind nach dem Umzug der Freien Schule nach Geretsried allerdings gar nicht nötig. Das Erdgeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes am Untermarkt, in dem künftig auch die Schule der Phantasie residiert, umfasst Gemeinschaftsräume und Sanitäranlagen, im oberen Geschoss stehen weitere Sanitäranlagen und zehn Zimmer zur Verfügung. Die zusätzlichen Container enthalten noch einmal vier Räume, ein Gemeinschaftszimmer und weitere Toilettenanlagen für die jugendlichen Flüchtlinge. An der Notwendigkeit der neuen Einrichtung zur Betreuung jugendlicher Asylbewerber zweifelte im Ausschuss niemand, wenngleich Manfred Fleischer im Namen der CSU-Fraktion forderte, die Nutzungsänderung zeitlich auf maximal fünf Jahre zu begrenzen und die jungen Flüchtlinge auf den allgemeinen Asylanten-Verteilerschlüssel für Wolfratshausen anzurechnen. In diesem Sinne möge man an die Kreisbehörde appellieren. Mit Skepsis bewertete die CSU auch die Tatsache, dass es sich bei der Jonas Better Place GmbH um eine private Organisation handelt. Er habe "höchste Bedenken", sagte Fleischer, dass da mal wieder "Verluste sozialisiert und Gewinne privatisiert werden". Zusammen mit dem Umbau der Landwirtschaftsschule stehe die Stadt bei der Asylbewerber-Betreuung aber nicht nur gut da, sondern befinde sich geradezu in der "Pole Position".

Dass sie wegen der privaten Vereinigung zunächst einmal "Bauchgrimmen verspürt" habe, räumte auch Annette Heinloth (Grüne) ein. Sie habe sich aber näher informiert und herausgefunden, dass die Jonas Better Place GmbH Tochter einer gemeinnützigen Organisation, also einer gGmbH sei. So gesehen könne man die Bedenken hintanstellen.

Die von Fleischer angeregte Begrenzung der Nutzungsdauer fand Heinloth zu kurz, sie plädierte für acht Jahre. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) verwies darauf, dass die Stadt nur die Nutzungsänderung beschließen könne, nicht aber deren Dauer. Die derzeit geplanten fünf Jahre seien in einem Vertrag zwischen dem Landratsamt und Better Place festgelegt worden. Die Stadt habe darauf keinen Einfluss. Einig waren sich die Mitglieder des Gremiums, dass man eine gute Lösung gefunden habe, insbesondere, weil die Schule der Phantasie in dem Gebäude mit Platz findet. Vor allem Zweiter Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD) fand es "toll, dass alles so geglückt ist".

© SZ vom 11.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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