Flüchtlingshilfe:Menschenfreundlich geregelt

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Im August gab es ein Jazz-Benefizkonzert in der Klosterschänke zugunsten von "Miteinander-Füreinander". Nun wird dort wieder gefeiert. (Foto: privat)

Der Verein "Miteinander-Füreinander"und die Gemeinde Dietramszell bedanken sich mit einem Fest bei Ehrenamtlichen und Mitarbeitern im Landratsamt für den pragmatischen Umgang mit Geflüchteten

Von Petra Schneider, Dietramszell

Im September 2013 kamen die die ersten Asylbewerber nach Dietramszell, Abdul Raufi und sein Sohn Bilal aus Afghanistan, schwer traumatisiert, die siebenköpfige Familie war auf der Flucht getrennt worden. In den folgenden Monaten wurden die Geflüchteten mehr und die Unterkünfte knapp: 200 Menschen müssten untergebracht werden, so lautete die Prognose zunächst. Private Wohnungen hätten nicht ausgereicht, es gab Pläne, das Ascholdinger Hallenbad als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen.

Unter dem Dach des Vereins "Miteinander-Füreinander" hatte sich bereits 2013 ein Helferkreis formiert, in dem sich in den vergangenen Jahren etwa 70 Bürger ehrenamtlich engagiert haben: Sie gaben Deutschunterricht, unterstützen bei Job- und Wohnungssuche, begleiteten zu Behörden und Arztterminen, standen als Familienpaten zur Verfügung, verwalteten die Kleiderkammer, organisierten und reparierten Fahrräder oder standen als Fahrdienst zur Verfügung. Denn das sei in der Flächengemeinde Dietramszell eine der Hauptaufgabe gewesen, sagt Waltraud Bauhof, Vorsitzende des Vereins "Miteinander-Füreinander".

"Wir haben so viele Helfer gebraucht, weil die Asylbewerber wegen der schlechten Infrastruktur überall hingefahren werden mussten." An Helfern habe es in Dietramszell nie gemangelt. "So viele haben sich wunderbar eingebracht", sagt Bauhof. Da sei es Zeit, einmal Danke zu sagen. Verein und Gemeinde haben deshalb alle Helfer und Mitarbeiter des Landratsamts am Freitag zu einem Empfang in die Klosterschänke eingeladen. Ausdrücklich lobt Bauhof die Arbeit des Landratsamts, viele Dinge seien "menschenfreundlich" geregelt worden.

Sie nennt das Beispiel eines Mädchens, das mit seinem Onkel aus der syrischen Stadt Homs geflohen war. Die Eltern waren in einer Unterkunft in Rheinland-Pfalz gestrandet. Aus unerfindlichen Gründen gab es keine Möglichkeit, das Mädchen mit den Eltern zu vereinen. "Ein Affentheater" sei das gewesen, erinnert sich Bauhof. Bis das Landratsamt dem Vater einfach eine Fahrkarte gekauft habe, damit er seine Tochter in Bad Tölz abholen konnte. Die Flüchtlingszahlen sind inzwischen deutlich zurückgegangen: Von den einst 64 Geflüchteten leben nur noch elf in der Gemeinde, mit Ausnahme von zwei sind alle anerkannt oder haben Duldungsstatus. Sie arbeiten und leben selbständig, wenn nötig, hilft der vom Landkreis beauftragte Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" oder die Nachbarschaftshilfe. Die Asylsozialbetreuung in der Gemeinde ist beendet, auch Asylkoordinator Thomas Ismer-Klusmann, der seit Ende 2016 als Minijobber von der Gemeinde angestellt war, hat im April sein Amt zurückgegeben.

Unterstützung habe es in den vergangenen Jahren auch seitens einiger Gemeinderäte gegeben, sagt Bauhof: So hätten etwa Michael Häsch und Hans Benno Suttner (beide CSU) Asylbewerber in ihren Betrieben beschäftigten. Christa Poschenrieder (BLD) vermietet ab November ein Haus in Kleindingharting an die Familie Raufi. Deren Geschichte gehöre zu den schönsten Erlebnissen in dieser Zeit, sagt Bauhof. Zwei Jahren habe der Vater nach seiner Frau und den vier Kindern gefahndet. Im Dezember 2015 ist die Familie wieder zusammengekommen. "Das war ein bewegender Moment", erinnert sich Bauhof. Anstrengend seien die Jahre für sie und die Helfer natürlich schon gewesen, aber auch bereichernd. "Wenn man sehen konnte, wie die Menschen allmählich selbständig wurden, Arbeit und eine Wohnung gefunden haben." Manche kämen immer wieder zu Besuch nach Dietramszell, erzählt Bauhof. "Da sind viele persönliche Bindungen entstanden."

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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