"Reden wir über":Übersetzen zwischen Kulturen

"Reden wir über": Hasan Alhashimi.

Hasan Alhashimi.

(Foto: Privat/oh)

Hasan Alhashimi hilft als Dolmetscher anderen Flüchtlingen.

Von Quirin Hacker, Geretsried

Obwohl er selbst erst Ende 2019 nach Deutschland gekommen ist, unterstützt Hasan Alhashimi andere Geflüchtete. Neben seinem Vollzeitjob arbeitet er ehrenamtlich als Kulturdolmetscher für Caritas und Malteser. Geboren im Irak, schloss er seine Ausbildung zum Fachzahnarzt in Russland ab, wo er von 2004 bis 2019 lebte. Für den Test zum Sprachniveau B1 lernte er selbstständig zu Hause. Derzeit wohnt er in Gelting und bemüht sich um den für die Anerkennung seiner Ausbildung nötigen B2-Kurs.

SZ: Herr Alhashimi, wer hat Ihnen damals geholfen, als Sie neu nach Deutschland gekommen sind?

Hasan Alhashimi: Als ich im März 2020 von Regensburg nach Dietramszell gekommen bin, war das eine schwierige Zeit für mich. Es war Corona, und alles war zu. Eine Frau aus Dietramszell hat mir die ersten Schritte in Deutschland gezeigt und mich beim Deutschlernen unterstützt.

Was sind Ihre Aufgaben als Kulturdolmetscher?

Unsere Arbeit als Kulturdolmetscher ist es, Flüchtlingen zu helfen. Die Leute kommen aus verschiedenen Gründen zu uns, häufig sind es Sprachprobleme. Ich habe zum Beispiel mit einer syrischen Familie gearbeitet. Für sie habe ich an der Schule zwischen Eltern und Lehrerin übersetzt. Übersetzen ist das erste Ziel der Arbeit. Das zweite ist, Motivation zu geben.

Warum heißt es Kulturdolmetscher? Gibt es wirklich so große Unterschiede in den Kulturen?

Bestimmt, aber ich denke, die Unterschiede zwischen unseren Kulturen machen unsere Welt schön. Ich bin aus dem Irak, das ist in der Nähe von Syrien, also der arabische Raum. Ich verstehe die Mentalität, zum Beispiel den Umgang zwischen Männern und Frauen: Wenn ein Mann mit einer Frau spricht, sollte er nicht in ihre Augen oder auf ihren Körper schauen, weil sie sich sonst schämt. Als europäischer Mann ist mir das egal, ich kann in ihre Augen sehen und sprechen. Sie kann sich dann unwohl fühlen. Aber als arabischer Mann spreche ich mit ihr, ohne in die Augen zu sehen. So vermeide ich, dass sich die Frauen schämen. Anfangs ist es schwierig, wenn die Leute hier neu ankommen und sie kennen die deutsche oder europäische Mentalität nicht. Aber wenn sie hier leben und sich mit Anderen unterhalten, können den Blick wechseln. Das braucht Zeit.

Welche Hürden gibt es im Alltag von Geflüchteten?

Die erste ist die Sprache. Gott sei Dank gibt es Organisationen wie die Caritas, die Malteser oder das Landratsamt, die den Leuten als Dolmetscher helfen. Und das zweite ist für mich die Mentalität.

Haben Sie in Deutschland Erfahrungen mit Rassismus gemacht?

Ich persönlich habe das nicht erlebt. Das erste Mal seit 2003 fühle ich mich sicher und geborgen. Aber Rassismus - das ist eine Meinung darüber - ist der ein Hauptgrund für Krieg in unserer Welt.

Wer interkulturelle oder sprachliche Unterstützung sucht, kann per E-Mail an ursula.steiner@malteser.org einen Kulturdolmetscher anfordern. Die nächste kostenfreie Weiterbildung zum Kulturdolmetscher startet im Herbst. Weitere Informationen unter https://www.malteser-bistum-muenchen.de/kdm.html

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