Noch kann der Busfahrer an der Haltestelle „Am Kranzer“ vorbeifahren – doch Anfang Januar sollen hier die ersten Bewohner einziehen. Dann wird es auch mit der Busanbindung funktionieren. Zusammen mit den Bürgermeistern der in einer Verwaltungsgemeinschaft (VG) zusammengefassten Gemeinden Reichersbeuern, Greiling und Sachsenkam hat Andreas Baumann, der Sachgebietsleiter Asylwesen im Landratsamt Bad Tölz, kürzlich die Unterkunft auf Reichersbeurer Grund vorgestellt.
Das rund ein Hektar große Areal, auf dem die Geflüchteten untergebracht werden, befindet sich rund 100 Meter westlich der B 13. Der Kranunternehmer Hölzl ist hier ansässig und die Gärtnerei Epp, dazu eine Hundeschule. Einst wurde es vom amerikanischen Militär und später von der Bundeswehr genutzt. 240 Personen werden hier leben, drei Container-Komplexe für je 80 Personen wurden aufgestellt.
Um den Einkauf zu erledigen, muss man gut zu Fuß sein - die nächsten Supermärkte in Bad Tölz und Sachsenkam liegen etwa vier Kilometer entfernt, die Reichersbeurer Bäckerei etwa drei Kilometer. Doch immerhin gibt es dreimal am Tag Busverbindungen, dazu wird ein Ehrenamtlicher einen Kleinbus-Fahrdienst einrichten.
Von den 195 Flüchtlingsunterkünften im Landkreis - davon sind laut Landratsamt 13 mit mehr als 80 Personen belegt - ist die Reichersbeurer Unterkunft die größte. Insgesamt sind aktuell knapp 3500 geflüchtete Personen im Landkreis untergebracht. Bad Tölz, Wolfratshausen und Geretsried, die drei Städte im Landkreis, bringen mit rund 2400 Personen schon rund ein Drittel davon unter.

„Wir haben uns die Lösung nicht so ausgesucht“, sagt der Greilinger Bürgermeister Anton Margreiter (FW), „wir sind das letzte Glied in der Kette“. Er betont aber auch, dass die Gemeinderäte an einem Strang gezogen hätten, als es um den Standort ging. Dass „der Standort nicht ideal“ ist, gibt auch Reichersbeuerns Bürgermeister Ernst Dieckmann (FW) zu. „Doch der Aufenthaltswert ist gut“. Man sei schnell im Grünen, was gegenüber städtischen Standorten einen Vorteil darstelle.

An nahezu gleicher Stelle ist Anfang 2016 bereits ein Flüchtlingscamp eingerichtet worden, das aus 40 „Mobile Homes“-Wohncontainern bestand und 2019 aufgelöst wurde. Haben sich Flüchtende damals über die Anbindung beschwert? „Am Anfang ja“, sagt Angelika Wulff vom Sachgebiet Asylwesen, „mit der Zeit wurde das dann weniger“.
Irmgard Markl ist für die Liegenschaftsverwaltung in der Verwaltungsgemeinschaft zuständig und betreute bereits damals die Unterkunft. Nun erwartet sie mehrheitlich Flüchtende aus der Ukraine. „Ich bin für die gesamte Verwaltung der Anlage zuständig, auch die Abrechnungsseite“, sagt sie. Sie kann erneut auf Unterstützung aus dem „Netzwerk Mitanand” zurückgreifen, in dem sich Menschen aus Reichersbeuern, Sachsenkam und Greiling bereits 2015 zur Hilfe Geflüchteter zusammengeschlossen haben. „Ich habe einige Helfer von damals angesprochen, die wollen uns erneut unterstützen, zum Beispiel bei der Hausaufgabenbetreuung.“ Für diesen und andere Zwecke steht ein geräumiger Schulungsraum zur Verfügung.

Das Besondere an der Einrichtung ist auch diesmal, dass die Verwaltungsgemeinschaft (VG) den Betrieb übernimmt und die Anlage an das Landratsamt vermietet. 5,8 Millionen Euro hat die VG in die Errichtung gesteckt, zum 1. Dezember wurde sie bereits dem Landratsamt übergeben. Der Aufwand, Gelände für den Containerbau vorzubereiten, sei überschaubar gewesen, sagt der Sachsenkamer Bürgermeister Andreas Rammler (UW). „Zur Straße hin stand eine Armeebaracke, die zuletzt auch als Party-Location genutzt wurde”, berichtet er. Diese zu beseitigen, das sei noch das größte Hindernis gewesen.
Während vor einigen Jahren die Mobile Homes mehr Privatsphäre zuließen, geht es nun dicht an dicht zu - besser als die einst angedachte Traglufthalle sind die neuen Container jedoch allemal. Jeweils zwei Wohneinheiten teilen sich eine kleine Küche und ein Bad. „Wir erwarten Familien, Paare, ältere Menschen“, sagt Andreas Baumann. In einem separaten Container-Komplex gibt es einen Gemeinschaftsraum, eine Tür weiter reihen sich nagelneue Waschmaschinen aneinander. Auch ein Büro des Vereins „Hilfe von Mensch zu Mensch“ wird es geben, der sich um die Integrationsberatung kümmert.
„Die Zusammenarbeit mit der Verwaltungsgemeinschaft lief stets reibungslos“, sagt Andreas Baumann und ist sichtlich froh, dass Markl wieder die Verantwortung für den Betrieb übernimmt. „Dadurch, dass das in den Händen von Frau Markl ist, kann nichts passieren. Das Landratsamt bekommt die Leute zugewiesen und wir können sie hier unterbringen“, fasst er das Prozedere kurz und knapp zusammen.