Viele Bürgerinnen und Bürger strömen am Sonntagnachmittag in Bairawies zur Wiese zwischen Pundinger Weg und Dorfstraße. Etwa 170 werden es am Ende sein, die gegen eine große Asylunterkunft in ihrem kleinen Dorf protestieren. Auch eine Gruppe aus Waakirchen ist dabei, die im Ortsteil Marienstein eine Unterkunft für 150 Menschen in einer ehemaligen Maschinenhalle stoppen wollen und sich mit den Bairawiesern solidarisieren. Vier Banner spannen die Demonstrierenden auf, die nach der Demo an der Bundesstraße aufgestellt werden sollen, um größtmögliche Öffentlichkeit zu bekommen, wie Initiator Wolfgang Köster erklärt. „280 Einwohner, 130 Flüchtlinge – nix für Flüchtling, nix für’n Ort“, steht darauf.
„Es wird nicht funktionieren, dass ihr unser Dorf sprengt“
Einige haben Schilder mitgebracht: „Für unsere Heimat, für faire Asylpolitik, gegen Massenunterkunft.“ Oder: „Es reicht, wir schaffen es nicht.“ Köster freut sich. 130 Demonstrierende – so viele, wie in der Unterkunft unterkommen sollen – habe er sich erhofft, „damit man mal sieht, was das für eine Menge ist“. Dass es nun viel mehr geworden sind, sei ein Zeichen, „dass das ein Thema ist, das uns unter den Nägeln brennt.“ In seiner kurzen Rede schimpft er auf „die Ignoranz der Politik“, auf die Staatsregierung, auf Landrat Josef Niedermaier (FW). Der Protest in Bairawies, zu dem auch Leute aus anderen Ortsteile gekommen sind, sei ein Zeichen an die Verantwortlichen. „Freunde, es wird nicht funktionieren, dass ihr unser Dorf sprengt“. Man habe sich mit den Aktiven aus Marienstein zusammengetan, „damit nicht jeder für sich kämpft.“
Die Menge gruppiert sich hinter den Plakaten, Fotografen stellen ihre Objektive auf, ein Drohne kreist über der Wiese, auch die „Bild“-Zeitung hat ein Team geschickt. Unter den Demonstrierenden sind die Gemeinderatsmitglieder Anton Huber (BLD), Thomas Bachmeier (CSU) und Bernhard Fuchs (FW), auch die ehemalige Bürgermeisterin Leni Gröbmaier ist gekommen. Falls das Landratsamt die Baugenehmigung für die Unterkunft erteile, werde die Gemeinde Einspruch einlegen, betont Huber. Noch habe man vom Landratsamt aber nichts gehört.
Dass zuletzt Flüchtlingsunterkünfte immer öfter in kleinen Dörfer gebaut würden, sei „Strategie“, vermutet Reiner Bolle von der Mariensteiner Gruppe. „Die Landräte riskieren dann nicht, dass sie viele Wählerstimmen verlieren“. Vor kurzem hat sich aus der losen Bürgerinitiative der Verein „Bairawies aktiv!“ formiert, mit Köster als Vorsitzendem und aktuell an die 60 Mitglieder. Man habe so die Möglichkeit, Spendengelder einzusammeln und für die juristische Auseinandersetzung zu verwenden, teilte der neue Verein kürzlich mit. „Wir haben nichts gegen Menschen, die bei uns Asyl suchen“, heißt es weiter. Aber man müsse der Landesregierung und dem Landrat klar machen, „welcher Irrsinn die hohe Zahl der Geflüchteten für ein kleines Dorf bedeutet.“