Süddeutsche Zeitung

Vorbereitung auf neue Flüchtlinge:"Wir sind gut aufgestellt"

Ines Lobenstein, Koordinatorin des Wolfratshauser Asylhelferkreises, sieht keinen Grund zu Panik.

Von Felicitas Amler, Wolfratshausen

Ines Lobenstein kümmert sich in Wolfratshausen seit 2012 um Flüchtlinge. Damals seien alle "wahnsinnig aufgeregt gewesen", als nur 20 Personen angekündigt waren - "ich auch", sagt die Sozialpädagogin. Inzwischen ist sie die Ruhe selbst. Lobenstein ist ehrenamtliche Koordinatorin des örtlichen Asylhelferkreises. Und den sieht sie "gut aufgestellt". Befürchtungen habe sie sich ohnedies abgewöhnt, sagt sie, "es trifft sowieso ganz anders ein". Sie erinnert an 2015, das berühmte Jahr der Fluchtkrise. "Wir haben uns derartig intensiv vorbereitet, stunden- und wochenlang geplant - und dann kamen gar nicht so viele." Natürlich müsse sich der Landkreis auf eine neue Situation einstellen, da stimmt sie Landrat Josef Niedermaier zu. Denn es müssten ja Unterkünfte vorhanden sein. Sie aber warte, bis die Leute da sind.

Aktuell betreut der Asylhelferkreis mit 110 Ehrenamtlichen etwa 300 Flüchtlinge. Zu den Hauptaufgaben gehören Begleitung zu Ämtern, Hausaufgabenbetreuung, Sprachunterricht, Betreuung einzelner Kinder und Jugendlicher in Schule und Berufsschule, sowie Hilfe bei Anträgen, etwa ans Jobcenter oder das Sozialamt. Positiv sei es, so Lobenstein, dass inzwischen viele Flüchtlinge da seien, "die wissen, wie's geht". Diese seien selbst als Übersetzer und als "Kultur-Übersetzer" im Einsatz. Aktuell würden vor allem Afghanen und Syrer angekündigt, und gerade aus diesen Ländern habe der Helferkreis "schon viele an unserer Seite", sagt sie. Auch ukrainische Kriegsflüchtlinge betreut der Wolfratshauser Helferkreis, und für deren Gastgeber sind die Ehrenamtlichen ebenso Ansprechpartner.

Die Gruppe habe immer noch Zulauf, sagt Lobenstein. Wenn jemand dazukommen wolle, werde er oder sie gefragt: "Worauf hast du Lust" und dementsprechend eingesetzt. Denn wer eine Aufgabe übernehme, die ihm Freude bereite, bleibe auch dabei. So gebe es auch Unterstützer, die einfach mal jemanden in den Zoo begleiten oder zu anderen Unternehmungen. Und unter den Ukrainerinnen sei eine Frau, die zu Hause als Filz-Künstlerin gearbeitet habe. Sie biete jetzt einen Filz-Kurs an, berichtet Lobenstein.

Die womöglich bevorstehende Ankunft vieler neuer Flüchtender, die der Landrat bereits mit dem Wort "Katastrophe" in Verbindung bringt, nimmt Lobenstein als Herausforderung an. "Wir müssen es hinkriegen", ist ihre Devise. Es nütze ja nichts, sich verrückt zu machen, sagt die Wolfratshauserin, das raube nur Energie. "Man muss immer versuchen, eine Integration hinzubekommen." Eine Gesellschaft, die das nicht leiste, sei nicht überlebensfähig, erklärt Lobenstein. Sie rede nicht einer Aufnahme Hunderter Flüchtlinge das Wort, betont sie. "Aber wenn hier Leute ankommen, müssen sie menschlich behandelt werden. Punkt. Und so werde ich immer handeln."

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