Die Zahl der Asylsuchenden nimmt ab, die Nachfrage nach Hilfe bleibt dennoch bestehen. So lässt sich die Situation im Landkreis derzeit zusammenfassen. Neun Asylhelferkreise gibt oder gab es im Kreis, mindestens drei davon sind nachweislich noch aktiv. Gerade in kleineren Gemeinden finden sich jedoch keine offiziellen Ansprechpartner für Geflüchtete mehr. In Icking ist die Webseite des Helferkreises nicht aktiv, in Eurasburg erst gar nicht erreichbar.
Das kann auch daran liegen, dass im Juli 2017 viele Asylbewerber aus dezentralen Unterkünften in kürzester Zeit in die großen Gemeinschaftsunterkünfte umziehen mussten. Wo keine Hilfesuchenden, da auch keine Helfer - so die naheliegende Vermutung. Auch die Zahlen zu Geflüchteten, die das Landratsamt 2019 veröffentlicht hat, sprechen für eine zunehmend zentrale Unterbringung. Von insgesamt 1355 Asylbewerbern wohnen 359 Personen in Bad Tölz, 320 in Geretsried und 209 in Wolfratshausen. Von 517 Bleibeberechtigten leben ebenfalls die meisten in Bad Tölz und Geretsried.
Und es besteht weiterhin Hilfebedarf, wie Tanja Schmidhofer vom Asylhelferkreis Benediktbeuern/Bichl erklärt. Menschen zögen zu, die als Flüchtlinge gekommen seien und nun eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten hätten. Auch diese Gruppe benötige noch Unterstützung. "Das Aufgabenfeld der Helfer hat sich verändert und erweitert", sagt Schmidhofer. "Akute Hilfe wird nicht mehr so sehr in Anspruch genommen, dafür sind die Aufgaben jetzt deutlich komplexer." Die deutsche Bürokratie sei eine Herausforderung: Kindergeld beantragen, Schulanmeldung, Wohnungssuche - damit seien schon manche deutsche Bürger überfordert. Für die Geflüchteten sei das erst recht Neuland, erklärt Schmidhofer. Die Helfer fungierten nun vermehrt als Familienpaten mit langfristiger und intensiver Betreuung.
Auch Ines Lobenstein vom Asylhelferkreis Wolfratshausen kann keinen Rückgang bei der Zahl der Helfer erkennen. "Wir haben immer noch Zulauf", sagt die gelernte Sozialpädagogin, die hauptberuflich die Wohnungslosenhilfe der Caritas tätig leitet. In der Asylhilfe Wolfratshausen gebe es rund 120 Helfende im Hintergrund, ein fester Stamm koordiniere die Arbeit. "Jeder macht das, was er möchte", sagt Lobenstein. "Und wenn einer zwei Monate Pause will, kann er das sagen." Mittlerweile kommt es laut Lobenstein auch vor, dass sich die Asylbewerber untereinander helfen oder gar die Asylhelfer unterstützen. Ein Ehrenamtlicher aus dem Helferkreis habe eine kranke Mutter, berichtet Lobenstein - und als er in Urlaub gefahren sei, habe sich ein befreundeter Asylbewerber um die alte Dame gekümmert. "Es entstehen Freundschaften", sagt sie.
Finanzielle Unterstützung vom Landratsamt erhalte der Asylhelferkreis nicht, "das gab's auch noch nie", so Lobenstein. Die Flüchtlings- und Integrationsberatung im Landkreis wird stattdessen durch den Verein "Hilfe von Mensch zu Mensch" ausgeführt, erklärt Pressesprecherin Marlis Peischer. Der Verein ist verantwortlich für den Austausch, die Vernetzung und die Koordination mit den Helferkreisen. Hans-Georg Heinrich, zuständig für Wolfratshausen und alle dezentralen Unterkünfte in Eurasburg/Beuerberg, Münsing, Egling, Icking, Kochel, Benediktbeuern, Schlehdorf und Bichl, kann bestätigen, dass die Nachfrage nach Hilfe konstant geblieben ist. Wie viele Einsatzhelfer jedoch wann und wo genau im Einsatz sind, kann der Koordinator nicht sagen.
Der Asylhelferkreis Geretsried hat derzeit rund 40 aktive Familienpaten. Wie die Geschäftsführerin der Stadtverwaltung Ute Raach sagt, stehen aber etwa 100 weitere potenzielle Helfer auf Verteilerlisten zur Verfügung und bieten Projekte an, beispielsweise Schwimmen, Hausaufgabenbetreuung oder Pferdebesuche. Deutschkurse gibt es in Geretsried derzeit keine. Diese wurden laut Raach von den Teilnehmern oftmals nur kurzzeitig besucht. Daraufhin hätten die Deutschlehrer ihr Unterrichtsangebot eingestellt. Der Bedarf an Sprachunterricht für Asylsuchende sei jedoch dringend gegeben, erklärt die Stadtangestellte. Daher werde es Anfang Juli Planungsgespräche im Helferkreis geben, wie die Deutschkurse für Geflüchtete in Geretsried verändert werden können, damit sie besser und vor allem dauerhaft besucht werden.