Finanzplanung:Historischer Haushalt

Geretsried investiert ohne neuen Kredit 32 Millionen Euro in Sport und Freizeit, Bildung und Stadtentwicklung

Von Felicitas Amler, Geretsried

Stolz auf der einen Seite, Vorsicht auf der anderen haben die Haushaltssitzung des Geretsrieder Stadtrats am Dienstagabend geprägt. Das Wort "Rekord" reicht kaum aus, um den Etat 2019 zu charakterisieren: Geretsried investiert gut 32 Millionen Euro in Bildung, Sport, Freizeit und Stadtentwicklung, finanziert dies ausschließlich aus der liquiden Reserve und baut gleichzeitig weiter Schulden ab. Die Finanzplanung bis zum Jahr 2022 umfasst die noch nie da gewesene Investitionssumme von 60 Millionen Euro. All dies diene dazu, den Standort zu stärken und die Lebensqualität zu verbessern, sagte Bürgermeister Michael Müller (CSU). FW-Sprecher Dominik Irmer unterstrich dies. Er sagte, die Stadt werde attraktiver, und sprach das Gremium an: "Sagt mir mal eine Kommune in der weiteren Umgebung, die so was macht!"

Der Appell, künftig behutsam und vorsichtig zu wirtschaften, kam zunächst von CSU-Sprecher Gerhard Meinl mit Blick auf das Ende der mittelfristigen Finanzplanung. Denn 2022 werden die liquiden Mittel nahezu aufgebraucht sein, so hatte Monica Wagenknecht, Fachbereichsleiterin Finanzen, erklärt. Meinl mahnte, dem nächsten Stadtrat - 2020 sind Wahlen - nicht allzu viel aufzubürden. "Wir können natürlich rumlaufen und sagen: Wir schaffen das", sagte er ironisch; besser sei es aber, aufzupassen und ein "Außer-Rand-und-Band-Geraten von Beschlüssen" zu vermeiden. Er erinnerte daran, dass bei der ersten Planung eines neuen Hallenbads von sechs Millionen Euro die Rede war, das Bad nun aber 16 Millionen Euro kosten werde. Dennoch betonte Meinl auch einen positiven Aspekt: In Geretsried liegen die Erträge sowohl aus der Einkommen- als auch aus der Gewerbesteuer bei mehr als 17 Millionen Euro. Dieser Gleichstand sei ungewöhnlich. Geretsried habe nicht, wie andere Kommunen, "altes Geld", sagte Meinl. Die Steuereinnahmen kämen aus Arbeit, und darauf könne man stolz sein.

Finanzplanung: Das Eisstadion an der Jahnstraße bekommt ein Dach.

Das Eisstadion an der Jahnstraße bekommt ein Dach.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"So was hat es in der Geschichte Geretsrieds noch nie gegeben": Mit diesen Worten qualifizierte Hans Hopfner (SPD) den Haushalt. Es sei in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet worden. Allerdings warnte er, dass die Kasse am Ende der vier Jahre Finanzplanung "ziemlich leer" sein werde: "Und es wird die eine oder andere Aufgabe auf uns zukommen, von der wir noch gar nichts wissen."

Als "solide" bezeichnete Dominik Irmer die Lage: "Wir haben seit 2015 circa sechs Millionen Euro Schulden abgebaut." Aber auch er forderte künftig ein "behutsames Vorgehen". Spätestens vor der Wahl würden "die Wünsche wieder steigen", da müsse der Stadtrat auch bereit sein, einmal Nein zu sagen.

Volker Witte (Grüne) beschränkte sich auf Danksagungen an Verwaltung, Stadtratskollegium ("Immer fair") und den Bürgermeister. Ihm attestierte er "Mut und Durchhaltevermögen".

Müller selbst sprach von "ehrgeizigen Projekten", welche die Stadt auf den Weg gebracht habe. Er zählte die wichtigsten auf: das interkommunale Hallenbad, die Sanierung der Adalbert-Stifter-Mittelschule, die Schaffung zweier Standorte für Mittagsbetreuung an Grundschulen, die Überdachung des Eisstadions, die Neugestaltung des Stadtzentrums. All dies fasste er mit den Stichworten "Bildung, Familienfreundlichkeit, Sport und Lebensqualität" zusammen. Als Perspektive nannte Müller außerdem die Verlegung der Bundesstraße 11, ein Verkehrskonzept für die Stadt insgesamt und - "eine der größten Aufgaben" - gemeinsam mit der Nachbarstadt Wolfratshausen. Als Bürgermeister habe er nicht nur das Ziel, zu verwalten, sondern auch zu gestalten und die Stadt weiterzuentwickeln. Zur Attraktivität eines Ortes trügen eben nicht nur die Pflicht-, sondern vor allem die freiwilligen Leistungen bei. Und schließlich, so Müller, unterstütze die Stadt auch "Planungen neuer, innovativer Wohnprojekte".

Finanzplanung: Unter anderem investiert Geretried in eine Mittagsbetreuung für die Grundschule. Bürgermeister Michael Müller spricht von "ehrgeizigen Projekten"

Unter anderem investiert Geretried in eine Mittagsbetreuung für die Grundschule. Bürgermeister Michael Müller spricht von "ehrgeizigen Projekten"

(Foto: Hartmut Pöstges)

Am meisten Geld investiert Geretsried in diesem Jahr in das interkommunale Hallenbad (zehn Millionen Euro) und die Überdachung des Eisstadions (sechs Millionen Euro). Das Hallenbad, das die Nord-Kommunen im Landkreis gemeinsam finanzieren, wird nach neuester Kalkulation, die später in der Sitzung vorgelegt wurde, 16,75 Millionen Euro kosten und damit um neun Prozent teurer werden als im Oktober 2017 berechnet.

Die Wiederherstellung des Karl-Lederer-Platzes, an dem private Investoren zwei dominante siebengeschossige Gebäude und eine zentrale Tiefgarage schaffen, ist für dieses Jahr mit drei Millionen Euro angesetzt.

Unter den Aufwendungen ist der größte Posten die Kreisumlage mit 13,8 Millionen Euro, gefolgt von Personalkosten mit annähernd neun Millionen Euro. Für die Kredittilgung sind zwei Millionen Euro vorgesehen.

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