Süddeutsche Zeitung

Finanzen:Kleiner Wunschzettel

Vor der Haushaltsberatung lotet Icking vorsichtig Herzenswünsche aus

Von Susanne Hauck, Icking

Demnächst geht es in vielen Kommunen wieder ums liebe Geld, wenn im Dezember der neue Haushalt ansteht, der vielerorts wegen den Corona-Einbußen recht straff geschnürt sein dürfte. Ein Grund für die Ickinger Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI), den Ablauf des Haushalts diesmal anders als sonst aufzuzäumen und zusammen mit dem Finanz- und Planungsausschuss in einem frühen Stadium auszuloten, was an gemeindlichen Herzensangelegenheiten berücksichtigt werden kann. "Die Intention ist, sich nicht erst dann zu beraten, wenn der Haushalt als Gesamtpaket schon steht", erklärte sie dazu.

Entscheidungen wurden in der Sitzung am Donnerstag daher noch keine gefällt, aber Ideen gesammelt. Einmal ging es um die Straßensanierung. So soll nicht nur der Ickinger Isarweg möglichst bald in Angriff genommen werden - ein Wunsch aus der Bevölkerung - sondern auch die Meilenberger Straße im Ortsteil Dorfen. "Da schaut's langsam kriminell aus, wir können nicht noch zehn Jahre warten", meinte Josef Mock (UBI). Er bemängelte ferner den jämmerlichen Zustand des Fußwegs von Dorfen nach Weidach und setzte sich für eine Erneuerung der morschen Holzbrücke ein. Ob die Stadt Wolfratshausen, die sich die Instandhaltung des Wegs mit Icking teilt, eine bessere Beleuchtung spendiert, bleibt abzuwarten. Im Dorfener Vereineheim haben die Spülmaschinen ihren Geist aufgegeben. Die Wirte hoffen auf ein neues schnelles Gerät, um bei Veranstaltungen besser über die Runden zu kommen. Auch das wurde in die Wunschliste aufgenommen.

Ebenfalls zur Debatte stand, ob das in einer kleinen Hütte auf Gemeindegrund untergebrachte Pfadfinderheim einen Wasser- und Abwasseranschluss bekommen soll, auch wenn dies stolze 10 000 Euro kosten könne. Die Pfadfinder nutzten die Hütte bei schlechtem Wetter oft, setzte sich Laura Leismüller (Grüne) dafür ein. Überhaupt gebe es zu wenig Treffpunkte für Jugendliche in der Gemeinde. "Das sollte man unbedingt machen, weil es zur Grundversorgung gehört."

Mit seiner Anregung, einen neuen Bauhof-Mitarbeiter fürs winterliche Schneeräumen einzustellen, stieß Georg Linsinger (UBI) zwar auf taube Ohren. Wohlwollen schlug ihm jedoch bei einem Vorschlag entgegen: der Anschaffung eines großen Notstromaggregats fürs Pumpenhäusl. Linsinger bemängelte das instabile Stromnetz und sieht die Wasser- und Abwasserversorgung der Gemeinde bei einem längerem "Blackout" in Gefahr. "Wir müssen zehn Tage durchkommen", warnte er. Auch darüber wird im Ickinger Gemeinderat noch abzustimmen sein.

Am Ende kam bei der Vorbesprechung nicht viel zusammen. Nicht einmal die Vereine hatten Zuschüsse bei der Gemeinde beantragt. Dass die Mitglieder des Finanz- und Planungsausschusses so schüchtern auftraten, dürfte aber auch damit zusammenhängen, dass die wenigsten wussten, wie es denn nun um die Finanzkraft der Kommune tatsächlich bestellt ist und was die künftigen großen Projekte - wie die Turnhalle oder die Straßenentwässerung - verschlingen werden. Dass in der Tabelle keine Zahlen, sondern oft nur ein X für die Werte der nächsten Jahre eingetragen war, machte ihnen die Einschätzung nicht leichter. Die Bürgermeisterin erklärte das mit dem frühen Planungsstand ("Jede Zahl wäre aus der Luft gegriffen"), Reithmann versprach jedoch, es bis zur nächsten Sitzung nachzuholen. "Damit wir eine Hausnummer haben", meinte Philipp Geiger (Grüne). Klar ist, dass die Gemeinde Rücklagen bilden muss.

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SZ vom 30.10.2021
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