Finale der Radlwoche:Alles außer faden Waden

Start zur 8. Münchner Radlnacht, 2017

Behaart oder glatt? Nackt oder mit Strümpfen? In Lenggries werden die schönsten Wadeln gekürt.

(Foto: Johannes Simon)

Gemeinderätinnen von Lenggries küren am Ende der Radlwoche den strammsten Unterschenkel.

Von Konstantin Kaip

Radfahren macht schön. Zumindest untenrum. Wer das nicht glaubt, braucht nur am Freitagnachmittag nach Lenggries zu gehen, oder besser: zu radeln. Dort geht die Radlwoche zu Ende, mit der die Gemeinde seit Montag den runden Geburtstag des Pedalgefährts feiert, das auf die Draisine zurückgeht, die Karl Drais 1817, also vor 200 Jahren erfunden hat. Und zum feierlichen Abschluss gibt es einen Schönheitswettbewerb: Gekürt werden die schönsten Radl-Wadln.

Der nicht ganz ernst gemeinte Wettbewerb ist also auch eine Annäherung an ein bayerisches Schönheitsideal: die strammen Wadln, von denen nicht nur auf dem Oktoberfest gefachsimpelt wird. Schließlich geht es nicht einfach um den Umfang der Unterschenkel. Die Sieger werden nicht per Maßband ermittelt, sondern von einer Jury, die die Waden nach ästhetischen Gesichtspunkten bewertet. Die sechs Frauen im Lenggrieser Gemeinderat werden gemeinsam die eingesendeten Fotos durchsehen, die die Teilnehmer von ihren Waden gemacht und eingeschickt haben. Und daraus ermitteln sie die schönsten, und zwar nicht nur bei den Herren (Buam) sondern auch bei den Damen (Madln).

Es sei ein ganzer Schwung an Bewerbungsfotos eingegangen, sagt Ursula Grottenthaler von der Tourist-Information, die den Wettbewerb organisiert. "Und es ist echt nett, was sich die Leute alles einfallen lassen." So sehe man auf den Fotos etwa Waden, die noch vom Radeln mit Dreck bespritzt sind, "praktisch in Echtzeit", wie Grottenthaler sagt. Andere seien mit "flotten Stutzen" bekleidet, und einer habe sich sogar das Logo der Tourist-Info mit einem Bildbearbeitungsprogramm auf die Wade projiziert.

Ob derjenige damit auch bei der Jury punkten kann, wird sich zeigen. Denn vorgegebene Kriterien gibt es nicht, wie Grottenthaler sagt: "Jede muss für sich selbst entscheiden, was sie attraktiv findet", erklärt sie. Und die Geschmäcker seien sicher auch bei den Lenggrieser Gemeinderätinnen verschieden. Die Leiterin der Tourist-Info ist sich aber sicher: "Es ist für jeden was dabei."

Und was macht schöne Wadln für die Jurymitglieder aus? "Auf jeden Fall was kräftig" müssten sie sein, sagt Anja Baumgartner (Freie Wählergemeinschaft Lenggries). "Und braun gebrannt wäre auch gut, besser als bleich." Über alles andere, etwa tätowiert, könne sie vor der Wahl nicht viel sagen. Welches Wadl siegt, werde sich zeigen, sagt Baumgartner. "Mal sehen, ob mich eine anspringt." Elisbeth Ertl müsste eigentlich eine Expertin für das Wadl-Ideal sein. Schließlich ist die CSU-Gemeinderätin Schneidermeisterin und betreibt ein Trachtengeschäft. Doch sie gibt sich vor der Wahl sehr diplomatisch. "Das Ästhetische und Optische sind ausschlaggebend", sagt sie. Und das lasse sich nicht in einfache Regeln fassen. "Jedes Bein ist anders", sagt Ertl. "Und was bei dem einen Typ gut aussieht, passt beim anderen überhaupt nicht." Einig sind sich die Gemeinderätinnen immerhin bei der Frage, dass die Damenwaden glatt sein müssen. Bei den Männern sehe man über Behaarung hinweg, sagt Baumgartner. Ertl wiederum betont, dass es da auch wieder auf die Art des Bewuchses ankomme. Sie will zumindest nicht ausschließen, dass glatt rasierte Unterschenkel, wie sie bei Profiradlern heute üblich sind, eine Chance haben.

Wer also wissen will, wie ideale Wadl aussehen, muss am Freitag auf den Lenggrieser Rathausplatz kommen. Dort werden die Sieger um 16 Uhr mit Sachpreisen geehrt. Zum Finale der Radlwoche hatte Grottenthaler auch die derzeit erfolgreichste Lenggrieser Fahrradfahrerin eingeladen. Doch Tatjana Paller, die im Sommer in Portugal Europameisterin im Bahnradfahren wurde, ist an dem Tag leider verhindert. Was die Gemeinderätinnen zu ihren Waden gesagt hätten, bleibt also offen.

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