Festakt in der Stadthalle Penzberg:Und die Kultur lebt doch

Festakt in der Stadthalle Penzberg: Bürgermeister Stefan Korpan (links) und Kulturamtsleiter Thomas Sendl (rechts) würdigen die Preisträger Johannes Bauer (2. von links) und Reinhard Heydenreuter.

Bürgermeister Stefan Korpan (links) und Kulturamtsleiter Thomas Sendl (rechts) würdigen die Preisträger Johannes Bauer (2. von links) und Reinhard Heydenreuter.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Penzberg vergibt coronabedingt verspätet die Kultur-Preise 2020 an Johannes Bauer und Reinhard Heydenreuter. Festakt soll der Auftakt "eines einigermaßen normalen Zusammenlebens" sein

Von Alexandra Vecchiato

Lange lag das kulturelle Leben brach. Wegen der Corona-Pandemie wurden Feste, Ehrungen und vieles mehr verschoben. So auch die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Penzberg. Nun, mit einem Jahr Verspätung, wurde die Feier in der Stadthalle nachgeholt. 2020 hatte sich der Stadtrat dafür ausgesprochen, die Auszeichnung, die mit 1600 Euro und einer Plastik dotiert ist, zu gleichen Teilen zwei Preisträgern zukommen zu lassen. Bei einem kleinen Festakt wurde der Kulturpreis an Johannes Bauer und Reinhard Heydenreuter überreicht.

Im Vordergrund stand dabei die Bedeutung der Kultur für das gesellschaftliche Leben im Allgemeinen und für die Stadt Penzberg im Besonderen. Denn Kultur sei ein Motor für Integration und Weltoffenheit, sagte Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) in seiner Begrüßung. Beides verkörpere Penzberg als Stadt, die viele Nationen beherbergt.

Klassische Musik, handverlesene Gäste und dazu der schmucke große Saal der Stadthalle als Bühne - einem gelungenen Abend stand so nichts mehr im Wege. Die Laudatio auf die beiden Geehrten hielt Thomas Sendl, langjähriger Kulturamtsleiter im Rathaus und Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Penzberg. Und er hatte viel zu berichten, den Bauer und Heydenreuter haben sich um das kulturelle Leben der Stadt seit Langem verdient gemacht. Der Kulturpreis, so Sendl, sei eine Ehrerbietung für ein unermüdliches Engagement, Penzberg "so liebens- und lebenswert" zu erhalten.

Aus der Keimzelle der Stadt

Heydenreuter und Bauer sind der Stadt sozusagen familiär verbunden. Hätte es den Kulturpreis in vergangenen Jahrhunderten bereits gegeben, hätte die Familie Bauer ihn längst erhalten, sagte Sendl. Denn streng genommen sei der heutige Penzberger Ortsteil Nantesbuch, wo die Bauers ansässig sind, die kulturelle Keimzelle der Stadt. Bauers Vorfahre Batholomäus Paur war nach der Säkularisation der erste Bürgermeister im Dorf. Auf sein Betreiben hin wurde in dem kleinen Flecken 1805 eine Schule gebaut - lange vor Penzberg, das es damals unter diesem Namen noch gar nicht gab, sondern als Sankt Johannisrain.

Bauers Mutter war dort die erste weltliche Lehrerin. Die Familie war sehr musikalisch. Johannes Bauer, Jahrgang 1948, lernte Klavier und später Orgel spielen, er studierte Waldhorn und erhielt Gesangsunterricht. In der Nantesbucher Kirche spielt der Preisträger heute noch Orgel, er ist Mitglied im Motettenchor wie auch des Trios Alphornklänge Pfaffenwinkel. Beim Internationalen Kompositionswettbewerb 2021 für Alphornensembles wurde sein Werk "Suite für Alphorntrio" ausgezeichnet und uraufgeführt.

Mit Gleichgesinnten gründete der promovierte Chemiker die Kulturgemeinschaft Penzberg, ebenso ist er Gründungsmitglied des Freundeskreises Heinrich Campendonk. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass das Penzberger Stadtmuseum die ansprechende Klinkerfassade erhielt. Noch vieles wäre über Bauer zu berichten. Er saß 35 Jahre für die Grünen im Penzberger Stadtrat. Die Skulptur "Helix", die vor dem Roche-Werk im Nonnenwald steht, hat er entworfen.

Nicht weniger wusste Sendl über den zweiten Preisträger zu berichten. Heydenreuter, 1942 in Penzberg geboren, kenne wie kein anderer die Geschichte der Stadt. Sein Großvater Albert Winkler, der den jungen Reinhard prägte, kam 1912 als Volksschullehrer nach Penzberg. Er engagierte sich politisch als Stadtrat, aber auch kulturell. Von ihm stammt der erste Dokumentarfilm über die Stadt. Und er war ein begeisterter Sänger. Winkler war es, der den Maler Campendonk in Penzberg einführte. Die Liebe zur Geschichte ging vom Großvater auf den Enkel über. Da verwundert es wenig, dass in seiner langen akademischen Laufbahn unter anderem Leiter des Archivs der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Professor für Neuere Geschichte und Bayerische Landesgeschichte an der Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde. Über Penzberg hat er immer wieder geschrieben, zuletzt verfasste er die neue Stadtchronik 2019. Im Jahr 2002 gründete er den Verein für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte. Auch Heydenreuter saß im Stadtrat, von 2008 bis 2016 für die CSU.

"Gott verzeih es dir, dass du mir so geschmeichelt hast. Und mir, dass ich es so gerne gehört habe", bedankte sich Heydenreuter bei Sendl. Bauer betonte, welch große Ehre ihm der Kulturpreis sei. Er wünschte sich, dass diese Feier in der Stadthalle nach der coronabedingten Zwangspause des Kultur- und Vereinslebens der Beginn eines "einigermaßen normalen Zusammenlebens" sein möge.

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