Festakt:Alle Freunde an Bord

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Zum Jubiläum des Münsinger Trachtenvereins reisen Gruppen aus Hermannsburg und Todtnauberg an

Von Benjamin Engel, Münsing

Um zu verstehen, wie herzlich die Gemeindepartnerschaft ist, genügt es, über das Schiff zu schlendern. Die Gemeinde Münsing hat am Freitagabend rund 230 Gäste auf die MS Seeshaupt eingeladen. Schnell sind die Tische voll besetzt. Menschen stehen in Grüppchen beisammen und unterhalten sich angeregt. Lachen ist zu hören, noch bevor Bürgermeister Michael Grasl (FW) alle begrüßen kann. Gefeiert wird die Gemeindepartnerschaft zwischen Münsing und dem Schwarzwald-Dorf Todtnauberg. Auch Mitglieder der Trachten- und Volkstanzgruppe "De vergneugten Harmsberger" aus Hermannsburg in der Lüneburger Heide sind mit an Bord. Grasl freut sich "riesig", dass alle gemeinsam auf dem Schiff feiern können. "Wir wollten euch den Starnberger See zeigen, sonst sind wir nicht aus dem Bierzelt rausgekommen."

Damit spielt der Münsinger Bürgermeister auf viele gemeinsame Treffen an. Die Kontakte sind langlebig. In den Sechzigerjahren legte Georg Leinbach vom Trachtenverein Seeröserl Ammerland-Münsing den Grundstein. Er heiratete die Todtnaubergerin Renate Schubnell und stellte die ersten Kontakte zwischen den Orten her. Das Ehepaar ist bei der dreistündigen Fahrt über den Starnberger See auf dem Schiff. Als etwas Besonderes beschreiben sie die Verbindung zu den Schwarzwäldern - von der Musikkapelle über den Trachtenverein bis zur Feuerwehr.

Auf der MS Seeshaupt genießen die Gäste aus dem niedersächsischen Hermannsburg und Todtnauberg einen Traumabend am Starnberger See. (Foto: Hartmut Pöstges)

Genauso fühlt sich auch Georg Sebald als Teil dieser Verbindung. "Ich habe meine Frau vor 22 Jahren in Todtnauberg kennengelernt", erzählt er. Damals sei er 18 gewesen. Sie hätten beide in "der Musi" gespielt. Sie stamme aus dem Todtnauberg benachbarten Münstertal. Seit 2003 seien sie verheiratet.

Auf dem Oberdeck nimmt Anton Springer, der Vorsitzende des Münsinger Trachtenvereins, derweil zufrieden Platz. Für Fragen will er sich nur kurz Zeit nehmen. Später wolle er feiern, sagt er. Mit seinem Verein - dieser zählt 132 Mitglieder - hat er die Festtage organisiert. Dafür hat er die Feiern zum 60-jährigen Bestehen der "Seeröserl" einfach um ein Jahr verschoben. Münsing und Todtnauberg seien die Herzlichkeit, Weltoffenheit und Geselligkeit gemeinsam, sagt Springer. In beiden Orten existiere ein reiches Vereinsleben. Er selbst war schon als Jugendlicher 1976 in Todtnauberg. Ebenso war er zum inzwischen eingestellten internationalen Trachtenfest 1989 erstmals in Hermannsburg in der Lüneburger Heide.

Für den Todtnauberger Ortsvorsteher Heribert Wunderle ist klar: "Menschlich sind wir auf einer Wellenlänge." Mit rund 100 Leuten ist er per Bus aus dem Schwarzwald angereist. Vor viereinhalb Jahren hat der Ortschaftsrat Wunderle in seine Funktion gewählt. Seitdem steht er an der Spitze des 1974 zur Stadt Todtnau eingemeindeten Todtnauberg. Der nur 720 Einwohner zählende Ort auf 1000 bis 1400 Metern Seehöhe ist für das Bürstenbinder-Handwerk bekannt. Um die Gemeindepartnerschaft offiziell zu besiegeln, hatten die Münsinger den Schwarzwald-Ort 2016 zur 750-Jahr-Feier besucht. Jetzt folgte die Gegeneinladung.

Im Festzelt am Hartlweg feiern die Gäste aus Hermannsburg in der Lüneburger Heide mit dem Münsinger Trachtenverein Seeröserl. (Foto: Hartmut Pöstges)

Szenenwechsel ins überdachte Zwischendeck. Als es schon dunkel ist, greift Bürgermeister Grasl zur Tuba. Mit dem früheren Gemeinderat Sepp Leis und Anton Springer - beide an der Quetschn - spielt er auf. Um das Trio herum beginnen einige zu tanzen. Musik verbindet. Das bestätigt Jürgen Zellmer von "De vergneugten Harmsburger". "Unser Bürgermeister spielt Akkordeon, Grasl Tuba", sagt er. Als Musiker hätten sich beide gleich gut verstanden. Und noch etwas verbinde Hermannsburg und Münsing: "Wir feiern gerne, die feiern gerne." Kontakte gebe es schon mehr als 30 Jahre. Was er herausstreicht: Die Münsinger kämen überall immer in Tracht hin.

Aus der Lüneburger Heide hat Zellmer als Gastgeschenk eine Collage von 60 Bildern aus den vergangenen 30 Jahren gemeinsamer Kontakte mitgebracht. Aus Todtnauberg bekommen die Münsinger eine Bank in Herzform. Die Sitzgelegenheit soll später am Dorfplatz oder vor dem Rathaus stehen. Gesessen haben die Münsinger im Schwarzwald gerne am Stammtisch im Hotel "Engel". Seniorchefin Walburga "Burgl" Boch schildert, dass die Münsinger ihnen gezeigt hätten zu feiern. Bei der Fahnenweihe der Trachtenkapelle sei sie die Fahnenmutter gewesen. "Diesen Brauch kannten wir gar nicht", sagt sie. Im Landkreis sind die Münsinger für ihre Fest bekannt. Das zeigten sie ihren Gästen zum Gaujugendtag am Samstag und der Trachtenvereinsjubiläumsfeier am Sonntag.

© SZ vom 18.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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