Ferienprogramm in Kloster Beuerberg:Poesie-Kekse und fliegende Kerzen

Ferienprogramm in Kloster Beuerberg: Lina versucht sich in der Radierung.

Lina versucht sich in der Radierung.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Klosteratelier der Bildhauerin Elke Härtel, die das Mahnmal für die Opfer des Münchner Amoklaufs geschaffen hat, kreieren Besucher ungewöhnliche Dinge.

Von Felicitas Amler

Diese Arbeit wirkt wie ein Gegenpol zu dem, womit sich Elke Härtel einen Namen gemacht hat. Die Münchner Bildhauerin hat das Mahnmal für die Opfer des Amokslaufs am Olympia-Einkaufszentrum geschaffen: Porträts der Getöteten als Juwelen in einem überdimensionalen Ring, der einen Ginkgobaum umfängt. Eine ernste, sensible, würdige Arbeit. Im Kloster Beuerberg dagegen kann Härtel ihrer Fantasie und ihrem Humor freien Lauf lassen, kann spintisieren und animieren. Sie bietet ein Atelier, in dem kleine und große Besucher drucken und prägen können oder Dinge mit Gips gestalten. "Poesie-Kekse" sind da schon entstanden, Bilder in Cola-Alu-Ätzung oder fliegende Kerzen.

Karin Küntzer aus Beuerberg, die mit ihren drei und vier Jahre alten Töchtern Luise und Lena da ist, findet genau dies so reizvoll: "Hier werden Sachen gemacht, die man zu Hause nicht macht." Ihre Kinder seien unheimlich gern da - nicht zum ersten und gewiss nicht zum letzten Mal. Am Sonntag haben sie einen Sonnenhut gebastelt, jetzt versuchen sie sich an einer speziellen Form der Radierung.

Angebote wie dieses Ferienprogramm begleiten in Beuerberg die Ausstellung "Sehnsuchtsort Kloster". Es ist das zweite Jahr, in dem das Diözesanmuseum Freising das vor drei Jahren von den letzten Schwestern verlassene Kloster bespielt. Im Zentrum steht das 350. Gründungsjubiläum der Salesianerinnen-Ordens. Die Bildhauerin Härtel versucht in ihrer Arbeit im "Klosteratelier" den Teilnehmern auch Motive nahezubringen, die auf die Ordenskultur verweisen: das flammende Herz als zentrales Symbol der Beuerberger Salesianerinnen oder eben die Kerzen. "Fliegende Kerzen" heißen sie bei ihr, weil sie an einem beinahe unsichtbaren feinen Faden durch die Luft geschwungen werden können.

Ferienprogramm in Kloster Beuerberg: Bildhauerin Elke Härtel (Mitte) kreiert mit Veronika (l.) und Franziska fliegende Kerzen.

Bildhauerin Elke Härtel (Mitte) kreiert mit Veronika (l.) und Franziska fliegende Kerzen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Dass man im "Klosteratelier" so wunderbare Dinge machen kann, hat sich herumgesprochen. Am Mittwochmorgen stehen etwa 80 Kinder vor der Ateliertür. Zu viele, als dass Härtel sie in einem Raum beschäftigen könnte. Eine zweite Werkstatt, in der zum Beispiel Insektenhotels entstehen, und die überaus beliebte Klosterbackstube sind Ausweichmöglichkeiten. Teig kneten und Brot backen bei Bäckermeister Michael Matschuck - das war bereits im vorigen Jahr ein Renner. Die elfjährige Franziska aus Beuerberg war schon x-mal dort - und schwärmt davon. Einen Elefanten und einen Bär habe sie gebacken, erzählt sie. Zu Hause bei der Oma backe sie oft Kuchen, aber im Kloster sei es noch besser: "Du machst hier jedesmal was anderes."

Derweil ist die achtjährige Franzi eingetroffen, um sich im Atelier zu beschäftigen. "Wir sind noch draußen gewesen", sagt sie, "und haben die Füße in den Brunnen gehängt." Bei den Temperaturen, die zurzeit herrschen, eine äußerst willkommene Erfrischung. Denn selbst im Kloster mit seinen dicken Wänden ist es doch ganz schön warm - umso mehr, als sich gerade so viele Besucher dort drängeln. Die Bildhauerin stört der Andrang nicht. "Ich mache das gern, auch wenn es stressig ist", sagt Härtel über die Arbeit mit Kindern. Und sie ist geübt darin, denn sie ist seit sechs Jahren regelmäßig in der Kinderwerkstatt Quax in der Messestadt Riem beschäftigt. Im Kloster Beuerberg ist sie seit April jeden Sonn- und Feiertag und jetzt eben auch im Sommerferienprogramm mit eingespannt.

"Die Beuerberger Kinder sind die Stammkunden", sagt Härtel über ihr Klosteratelier. Am Mittwoch bietet sie dort ein besonderes Verfahren an: Die Kinder können Bilder in Styrodurplatten schneiden - leichter zu bearbeiten als Linoleum, aber genauso im anschließenden Druck. Der sechsjährige Finn zieht erwartungsvoll und ganz vorsichtig das Papier von seinem Druck ab, der zwölfjährige Felix schaut ihm mindestens genauso gespannt über die Schulter. Und ja: Unzweifelhaft, ein schönes Haus mit einem Sonnenschirm auf dem Balkon ist ihm da gelungen. Der erste Versuch war nicht so erfolgreich, sehr viel Schwarz, wenig Zeichnung. Elke Härtel fand das dennoch sehr poetisch: "Ein Hexenhaus", so ermunterte sie den Jungen, auch dieses Werk zu schätzen, "man sieht es nicht wegen des vielen Rauchs."

Ferienprogramm parallel zur Ausstellung "Sehnsuchtsort Kloster": Klosteratelier mit Bildhauerin Elke Härtel und Designer Christian Schmid an allen Öffnungstagen (Mittwoch bis Sonntag) von 11 bis 17 Uhr; gleichzeitig Klosterbackstube. Außerdem: Freitag, 4. August, Feriengrüße kalligraphieren, Klosterwerkstatt, 11 bis 13/14 bis 16 Uhr; Gespräche am Herz-Jesu-Freitag: "Was Gott am Herzen liegt", Treffpunkt Klosterpforte, 18 Uhr. Samstag, 5. August, Stuckgießen wie im Rokoko, Klosterwerkstatt. Sonntag, 6. August, Morsellen selbst herstellen, Klosterwerkstatt, 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr. Beuerberger Klostergesänge: offenes Singen, 13.30 Uhr Kreuzgang, 15 Uhr Likörkeller, 16.30 Uhr Klostergarten. www.dimu-freising.de

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