Mitten in Feldkirchen bei Egling:Übernachtung im Grünen

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen will mehr Touristen in die Region locken. Doch viele Hotelprojekte stoßen auf Widerstand. Nun wollen die Gastronomen Hansch in Feldkirchen ein kleines Hotel aufziehen.

Von Claudia Koestler

Feldkirchen bei Egling - zum Thema Hotelprojekt Hansch

Viel Feld, viel Wald, eine Kirche, ein Wirtshaus: Feldkirchen ist klein, aber idyllisch und doch recht zentral. Und das soll in Zukunft Besuchern zugute kommen, nämlich mit einem Hotel, das die Gastwirtsfamilie Hansch plant.

(Foto: Claudia Koestler)

Klar, Oberbayern ist schön, seine Landschaften typisch - kein Wunder also, dass immer mehr Touristen in den Süden Münchens strömen, um sich zu erholen oder ihre Freizeit aktiv zu gestalten. Kernfrage ist aber, wie lange die Gäste im Landkreis bleiben - und natürlich wo. Im vergangenen Jahr verzeichnete der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen etwas mehr als 1,2 Millionen Übernachtungen. Doch es sollen mehr werden, darin sind sich Bürgermeister und Tourismusverantwortliche einig. Mehr attraktive Hotels sollen künftig mehr auswärtige Gäste locken. Denn viele Kreiskommunen sehen in der Zahl der Betten noch Nachholbedarf, und das in allen Kategorien, die zeitgemäß sind.

Kurzum, der Tourismus im Landkreis soll mit Hotelprojekten weiter angekurbelt werden. Doch wo diese derzeit konkret werden, stoßen sie auf Widerstand: In Bad Tölz etwa formieren sich Bürger und Parteien gegen das Projekt am Bichler Hof, in Penzberg wird heftig um einen Standort gerungen und in Kochel kritisieren Anwohner das geplante Hobbit-Hotel, um nur einige Beispiele zu nennen. An ihnen allen will nun ein Übernachtungsprojekt an ungewöhnlicher Stelle vorbeiziehen: In Feldkirchen, einem kleinen Ortsteil in der Flächengemeinde Egling, soll bereits im kommenden Jahr ein kleines, aber feines Hotel mit zehn bis zwölf Zimmern entstehen.

Den entsprechenden Plan hegen Karin Hansch und ihr Mann Robert. Bislang betreiben die beiden in Feldkirchen das "Gasthaus Hansch", überregional bekannt für seinen lauschigen Biergarten und den Schweinsbraten aus dem Holzofen. Die Wirtschaft mit ihrem ursprünglichen Charme wollen die beiden auch weiter in gewohnter Weise betreiben. Doch Karin Hansch hegt als gelernte Hotelfachfrau bereits seit Jahren den Wunsch, Gäste nicht nur zu bewirten, sondern auch unterzubringen. "Der Bedarf ist definitiv da", davon ist die 39-Jährige überzeugt.

Karin und Robert Hansch vor dem Gasthaus Hansch in Feldkirchen, linkerhand die Tenne, die zum Hotel umgebaut werden soll.

Karin und Robert Hansch Karin und Robert Hansch vor dem Gasthaus Hansch in Feldkirchen, linkerhand die Tenne, die zum Hotel umgebaut werden soll.

(Foto: Claudia Koestler)

Feldkirchen mit seinen rund 25 Einwohnern mag ein winziger Weiler auf einer Hochfläche sein, umsäumt von weitläufigen Wiesen und Wäldern, doch diese ländliche Weite und Ruhe ziehe bereits heute die Gäste an: "Wir haben im Sommer sehr viele Spaziergänger und Radfahrer, die hier die Strecken erkunden, und im Winter die Langläufer", sagt Karin Hansch. Dazu käme die rege Nachfrage, wenn in München Messe oder Oktoberfest ist, die eben bis in den Landkreis schwappe. "Man hat von Feldkirchen aus eben alle Möglichkeiten - bis nach München fahren, an den Starnberger See, oder die Attraktionen des Landkreises besuchen, denn nichts ist wirklich weit weg. Feldkirchen mag klein und ländlich sein, ist aber eigentlich sehr zentral im Oberland - und deshalb cool", betont Hansch. Und dann sei da auch noch der Servicegedanke: "Auch bei Feierlichkeiten ist es schön, wenn man dem einen oder anderen Gast eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten kann", sagt Hansch.

Mit großem Bürgerprotest sei bei der geringen Einwohnerzahl Feldkirchens eher nicht zu rechnen, hofft die Wirtin. Doch ganz so einfach waren auch hier die ersten Schritte nicht für das Unterfangen, das Hansch zufolge "wahrscheinlich ein Millionen-Projekt" wird. Denn der Gastbetrieb, der nachweislich bereits seit mehr als 200 Jahren existiert, liegt im Außenbereich. Als die Familie Hansch und ihr Architekt kürzlich die Anträge auf Vorbescheid einreichten, sei ihnen deutlich von Seiten der Gemeinde signalisiert worden: "Ein zweites Gewerbe im Außenbereich, das geht nicht", erinnert sich die Wirtin. Allerdings sei allen Beteiligten auch klar gewesen, "es wäre schade, wenn wir nicht irgendeinen Weg finden würden", sagt Hansch. Und dieser Weg führt nun über eine komplette Überplanung des Weilers Feldkirchen.

Während diese gerade den Weg durch die Instanzen geht, arbeitet die Familie bereits an den konkreten Plänen für das künftige Hotel Hansch: "Wir haben vor, die ehemalige Tenne am bestehenden Gebäude abzureißen und neu aufzubauen, allerdings im ländlichen Stil und in derselben Höhe", sagt Karin Hansch. Die Tenne werde bereits seit Jahrzehnten nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und sei somit letztlich "verschenkter Raum", wie die Wirtin sagt. Im Neubau sollen dann die zehn bis zwölf, vielleicht auch 14 Zimmer unterkommen. Jedes der Zimmer soll ein eigenes Bad erhalten und mit zeitgemäßem Komfort aufwarten wie kompletter Barrierefreiheit, einem Fernseher und kostenlosem Wlan. Ihr Mann Robert, 49, möchte zudem in dem Gebäude zwei Ferienwohnungen integrieren, Karin Hansch liebäugelt stattdessen mit Hotelzimmern, die über zwei Stockwerke mit einer Galerie gehen sollen. "Das werden wir noch ausklamüsern, wer sich durchsetzt", lacht die 39-Jährige.

Impressionen aus dem Biergarten des Gasthofs Hansch in Feldkirchen

Der Biergarten des Gasthofs Hansch in Feldkirchen

(Foto: Claudia Koestler)

Zunächst müssen noch die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange eingeholt werden für die Umwandlung des Gebietes Feldkirchen, doch Hansch ist zuversichtlich, spätestens im Frühjahr 2019 mit dem Bau beginnen zu können. "Der Betrieb der Wirtschaft wird natürlich parallel weiterlaufen, auch der Biergarten bleibt, wie er ist, und kein Gast wird auf einer Baustelle sitzen", verspricht die Wirtin. Nur eines wird sich ihr zufolge komplett verändern, nämlich die Landkarte des lokalen Tourismus: "Feldkirchen wird wachsen, soviel ist sicher."

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Impressionen aus dem Biergarten des Gasthofs Hansch in Feldkirchen

Impressionen aus dem Biergarten des Gasthofs Hansch in Feldkirchen.

(Foto: Claudia Koestler)

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