Feier verschoben:"Ich habe fünf Minuten geheult"

Hochzeit abgesagt

Schwerer Entschluss: Carmen Jarrell und Benjamin Herfurth müssen ihre Hochzeit auf 2021 verschieben.

(Foto: Privat)

Lenggrieser Paar muss seine Hochzeit wegen Corona absagen

Von Benjamin Engel, Lenggries

Ein Wirtshaus für 120 Gäste bei Lenggries zu finden, war für Carmen Jarrell und Benjamin Herfurth schwer. Fast ein ganzes Jahr hatten die beiden geplant, einen Fotografen engagiert, mit einer Floristin den Blumenschmuck für den Saal und für die Kirche ausgesucht, den Ablauf mit dem Hochzeitslader besprochen. Denn am 25. April wollte das Paar aus dem Isarwinkel heiraten. Doch Mitte März haben sie wegen des Coronavirus alles abgesagt. "Als wir entschieden haben, dass die Hochzeit nicht stattfindet, habe ich fünf Minuten nur geheult", sagt die 28-jährige Jarrell aus Lenggries, die als Zahnarzthelferin arbeitet. Sie sei sehr traurig gewesen. Doch sie seien für mehr als 120 Gäste verantwortlich, darunter auch Ältere. "Das ist nicht tragbar."

Wie das Fest ablaufen sollte, stand schon genau fest: Nach dem Gottesdienst in einer Lenggrieser Kirche sollte es anschließend im Arzbacher Kramerwirt weitergehen. Ein Sektempfang mit Musik war genauso geplant wie die Geschenkübergabe. Der Herrnhauser Hochzeitslader Alexander Sebald sollte das Abdanken übernehmen. Das bedeutet, dass er meist in Gstanzlform den Gästen am Brauttisch dankt und ihre Schwächen in humoristischer Form aufgreift. Das Brautpaar wollte mit allen Eingeladenen zu Mittag ein Menü (zwei Vorspeisen und vier Hauptgerichte) essen. Auf die Ehrentänze sollten Kaffee und Kuchen und der sogenannte Wein folgen, bei dem getrunken wird. Zum Abschluss war ein Abendessen mit Büfett geplant. Mit DJ und Bar sollte weitergefeiert und getanzt werden.

Doch daraus wird nun vorerst nichts. Das Brautpaar hätte zwar noch die Möglichkeit gehabt, wie geplant am 24. April standesamtlich und nur mit Trauzeugen zu heiraten. Aber das wollten sie nicht. "Bloß damit geheiratet wird, wollten wir das nicht machen", sagt Jarrell. "Das soll ein schöner Tag mit der Familie werden." Der Moment, alles nur einen Monat vor dem Fest abzusagen, sei bitter gewesen. "Man freut sich halt so auf den Tag", sagt Jarrell.

Die Lenggrieserin und ihr 31-jähriger Freund sind schon seit sechs Jahren ein Paar. Im Vorjahr hatte Herfurth auf seiner eigenen Geburtstagsfeier seiner Freundin endlich den jahrelang ersehnten Antrag gemacht. Als er sich vor ihr hingekniet habe, habe sie das anfangs im Feiertrubel gar nicht bekommen, erzählt Jarrell. Seit April des Vorjahres hätten sie dann nur noch fast ohne Ruhepausen für ihre Hochzeit geplant. In Lenggries ein Wirtshaus mit Saalkapazitäten für 120 Gäste zu bekommen, sei gar nicht so einfach. Für diese Größenordnung sei die Auswahl begrenzt. Alle Mitwirkenden vom Hochzeitslader, dem Diakon, der Floristin und der Band bis hin zum Fotografen terminlich "unter einen Hut" zu bringen, sei nicht so leicht gewesen, berichtet Jarrell. Zum Glück hätten alle locker und verständnisvoll darauf reagiert, als sie ihnen absagen musste.

Jetzt ist die ganze Hochzeitsfeier auf das Jahr 2021 verschoben - und soll genau so stattfinden wie bislang geplant. "Es ist nichts verloren", sagt Herfurth. "Wir holen es ein Jahr später nach." Das Gefühl, die Hochzeit abzusagen, sei für ihn komisch gewesen. Denn normalerweise passiere das nur, wenn man sich als Paar auseinandergelebt habe. Auch er sei traurig, dass das alles nun nicht klappe. Im Hinterkopf habe er auch seinen Heizungsbaubetrieb. Dort mache sich das Coronavirus zwar bemerkbar. Er hoffe aber, alles gut zu überstehen. Jarrell beschreibt sich und ihren Freund als gegensätzliches Paar. Sie sei die Temperamentvolle, er der emotional Ruhigere. Sie spreche bairisch, er hochdeutsch. Aber es heiße ja immer, Gegensätze ziehen sich an, sagt die Lenggrieserin. "Wir gleichen uns aus."

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