Fauna im Kloster Beuerberg:Das große Flattern im Dachboden

Eva Kriner kümmert sich um die Fledermäuse im Kloster Beuerberg. Der Lebensraum der Tiere wird aber immer kleiner

Von Veronica Bezold

"Fledermäuse sind mit Menschen näher verwandt als mit Mäusen", sagt Eva Kriner. Als Mitarbeiterin der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern kümmert sie sich unter anderem um die Fledermausbestände im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und damit auch um jene im Kloster Beuerberg. Dort erzählte sie von ihrer Arbeit in einem Vortrag am Tag des Offenen Denkmals. Das sogenannte "große Mausohr" hause schon seit Jahren im Dachboden des alten Gebäudes, hob Kriner hervor. "Ohne Menschen gebe es diese Art hier nicht." Denn Dachstühle und Kirchtürme eigneten sich perfekt für die Höhlentiere, die gerade in Süddeutschland sehr verbreitet seien.

Aber auch hier werden die großen Mausohren von Menschen immer wieder um ihren sowieso schon knappen Lebensraum gebracht. "Die größten Probleme sind die Quartierzerstörung und Pestizide." Eva Kriner erinnerte an die Sanierung der Weilheimer Stadtpfarrkirche vor 15 Jahren: "Weder unserer Stelle noch der unteren Naturschutzbehörde wurde Bescheid gegeben, und dann war es zu spät." In dem Gotteshaus sei dadurch wahrscheinlich eine ganze Mauserkolonie um ihren Wohnort gebracht worden.

Auch in der Natur werde die Fledermaus zunehmend von Forst- und Agrarwirtschaft zurückgedrängt. "Es fehlt an Futter und Höhlenbäumen", sagte die Tierschützerin. Außerdem sei die Trendaktivität "Geocaching" ein Problem. Immer wieder werden die kleinen Schätze, die Hobby-Pfadfinder per Koordinaten bergen wollen, in potenziellen Unterschlüpfen für die Fledermäuse versteckt. Zwar gibt es Kriner zufolge durchaus entsprechende Regeln und Gesetze, um die Tiere und ihre Umgebung zu schützen, aber "kaum ein Geocacher kennt sie oder hält sich daran".

Durch ihre Echoortung, bei der Fledermäuse akustische Signale aussenden, die dann zurückprallen, könnten sie außerdem die schnellen Rotoren von Windrädern nicht richtig wahrnehmen - womöglich habe das bereits jetzt fatale Folgen. "Wir bemerken einen Bestandsrückgang bei hiervon besonders betroffenen Arten", sagte die Fledermaus-Expertin. Ob ein Zusammenhang mit den Windkraftanlagen besteht, sei nach aktueller Datenlage noch offen, aber durchaus möglich.

Trotz der Tatsache, dass sich die europäischen Arten hauptsächlich vegetarisch oder von Insekten ernähren und für Menschen ungefährlich sind, seien die kleinen Tiere vielen Leuten nach wie vor unheimlich. Bis auf Tollwut sei auch kein einziges Virus oder eine ähnliche Ansteckungsgefahr bekannt, die heimische Fledermäuse auf Menschen übertragen könnten. "Man sollte wie bei jedem anderen Wildtier vorsichtig sein", erklärte Kriner. Wer ein verletztes Tier findet, solle einfach Handschuhe anziehen, wenn er es denn anfassen muss. Dann könne auch nichts passieren.

"Die Fledermäuse dürfen auf jeden Fall hierbleiben", sagte Kriner auf die Frage, was mit den Tieren im Kloster Beuerberg geschehe. Lediglich ein paar einzelne Männchen, die sich allein im Josephstrakt breit gemacht hatten, mussten in einen anderen Teil des Dachbodens umziehen. "Wir versuchen aktuell, die Ausbreitung über den gesamten Dachbodenraum in den Griff zu bekommen."

Alles in allem zeigte sich die Tierschützerin zufrieden damit, wie das Beuerberger Kloster mit den Fledermäusen umgeht: "Das läuft hier sehr geschmeidig." Und man nehme stets Rücksicht auf die großen Mausohren.

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