Fasching in Königsdorf:Frohsinn mit Fallhöhe

Die Gemeinde festigt mit seinem Faschingsmarkt wieder den Ruf als Hochburg der Narretei. Piraten, Panther und Prinzessinnen feiern ausgelassen und fröhlich zwischen Buden und Bauten

Von Wolfgang Schäl, Königsdorf

Es war ein stürmischer Abgesang auf den Fasching: Beim Kehraus in Königsdorf mussten die Besucher des bunten Treibens am Dienstag in der Hauptstraße ihre Pappnasen und Tüllschleier bei den teils heftigen Windböen gut festhalten. Die gute Laune der Närrinnen und Narren konnten die unfreundlich kalten, zum Glück aber wenigstens trockenen Windstöße nicht wegfegen. Und so ging schon bald nach dem offiziellen Beginn um 12.12 Uhr zwischen den erst morgens aufgestellten Buden und Nonsens-Konstruktionen die Post ab.

Allerlei merkwürdige Gestalten machten da die Königsdorfer Ortsdurchfahrt unsicher: Zwischen all den schwierig zu definierenden, aber immer knallbunten Fantasiekostümen ein grinsender Skelett-Mann, diverse Piraten, Sträflinge, ein rosaroter Panther, ein Scheich, Prinzessinnen, Indianer und ein urzelartiges Zottelwesen, das sich beim genauerem Hinsehen als Bürgermeister Anton Demmel erwies. Der verzichtete zur Eröffnung zum Glück auf eine längere Rede und beschränkte sich auf den Appell: "Macht´s a guade Zech, liabe Leit, damit da Faschingsverein a no a bissl was verdient."

Fasching 2020

So manche Konstruktion wurde ausgetestet.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Da ließen sich die "Kinschdarfa" denn auch nicht lange bitten, zumal es an den Buden eine verlockende Auswahl an Köstlichkeiten gab, die Ernährungsberater immer wieder dringend empfehlen: Pommes, Bratwürste, Heringssemmeln, Gulaschsuppe und Schmalzgebackenes, vor allem ausreichende Mengen an frisch gepuderten Krapfen.

Überdröhnt wurde das bunte Durcheinander im Herzen von Königsdorf von teils etwas derben Stimmungs-Gassenhauern, bei denen frauenbewegte Gäste vermutlich gut daran getan haben, nicht so genau hinzuhören. Es war ein gut gelauntes, amüsantes Tohuwabohu, auf die, wie aus einer anderen Welt, die sanften, leicht entrückt wirkenden Augen zweier Kamele, herabblickten. In der Ruhe liegt die Kraft: Mit wiegendem Schritt und gefolgt von zwei Ponys, trugen sie vor Stolz glühende kleine Mädchen die Königsdorfer Hauptstraße respektive Faschingsmeile herauf- und herunter. Die beiden lebenden Wüstenschiffe zählen schon zum Inventar des Faschingsmarktes der Kinschdarfer Maschkera, der alle zwei Jahre stattfindet: immer dann, wenn es keinen aufwendigen Faschingszug gibt.

Was Schiffe betrifft: Da gab es auch ein galeerenartiges Gebilde, mit dem es eine besondere Bewandtnis hatte. Wer es nämlich geschafft hat, eine Kugel in ein Loch zu werfen, löste damit eine vertrackte Konstruktion aus, in deren Folge jeweils ein Pirat von einem Stuhl auf die Planken, oder, nun ja, auf eine Matratze gekippt wurde. Für einen Seeräuber war das ein wenig würdiger Auftritt. Drei Versuche kosteten 1,69 Euro, eine gewiss lohnende Investition angesichts einer Fallhöhe von mindestens zwei Metern.

Fasching 2020

Bunte und lustige Gestalten zogen am Dienstag durch die Königsdorfer Hauptstraße.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auch akrobatische Einlagen des Duos Rosa und Quirin zählten zum bunten Programm am Faschingsdienstag. Die beiden jungen Königsdorfer hatten kurzfristig ein paar akrobatische Stücke einstudiert, die sicher auch in einem kleinen Zirkus gut ankommen würden.

Weit weniger riskant wirkten da Balance-Übungen der Besucher auf einem durchhängenden Seil. Wer sich hinauf wagte und trotz manueller Hilfestellung ins Straucheln geriet, plumpste im schlimmsten Fall auf einen direkt darunter ausgelegten Strohballen. Verletzungsgefahr: nullkommanull.

Ebenso beruhigend wirkte angesichts der jüngsten Attacke auf eine Rosenmontagsveranstaltung in Hessen, dass vor der Ortsmitte ein riesiger Frontlader quer über der Straße gestellt stand. Auch die Polizei zeigte erkennbar Präsenz beim Königsdorfer Faschingsmarkt. Schlimm, dass man es erwähnen muss.

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