Süddeutsche Zeitung

Familien in Not:Die Suche nach einer günstigen Wohnung ist schwierig

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Zwei alleinerziehende Mütter mit Kindern brauchen dringend Wohnungen in Egling. Doch das Landratsamt gibt die leer stehenden Häuser nicht frei.

Von Claudia Koestler, Egling

Es war ein so dringender wie verzweifelter Appell in Sachen Wohnungssuche, den Elfie Blank-Böckl am Dienstag an die Eglinger Gemeinderäte richtete: "Ich habe in der Gemeinde zwei Familien, die aus meiner Sicht in menschenunwürdigen Zuständen leben müssen". Eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, eines davon schwerstbehindert, habe gerade in einen Keller ziehen müssen. Eine ebenfalls alleinerziehende Mutter mit drei Kindern könne außer ihrer Küche und ihrem Wohnzimmer nichts mehr heizen und teile sich mit den Kindern ein Bett. "Ich weiß nicht, wie ich weiter die Versorgung für diese Leute sicherstellen kann, und ich versuche wirklich verzweifelt, etwas zu finden", erklärte die Betreuerin und Geschäftsführerin des Wolfratshauser Sozialen Netzwerkes. Ihre Bitte an die Gemeinderäte: "Findet Wohnraum für die beiden Familien."

Dabei stehen in der Flächenkommune manche Häuser leer. Hans Spindler (parteifrei) nannte als Beispiel ein Haus in der Deininger Bergstraße. Dieses hatte das Landratsamt zur Unterbringung von Asylbewerbern angemietet, doch seit im Sommer dieses Jahres viele in Gemeinschaftsunterkünfte transferiert wurden, sei das Deininger Haus vakant. Ähnlich stehe es mit dem Riedhof, ergänzte Sonja Galli-Krottenthaler (FW). "Kann man da nicht eine Zwischenmiete für solch bedürftige Menschen erreichen, um eine Notlage abzufedern?", fragte Spindler.

Man habe bereits nachgefragt, sagte Oberhauser. Die vom Landratsamt angemieteten Räume sollen jedoch weiter in der Hand des Landratsamtes bleiben. Es sei derzeit schwer abzuschätzen, wie viele Asylbewerber in Zukunft im Landkreis ankommen werden. Deshalb wolle die Behörde den Wohnraum nicht freigeben. Jakob Bernlochner (FW) bat indes darum, dass Oberhauser dennoch eine entsprechende schriftliche Anfrage ans Landratsamt stelle, sodass die Gemeinde auch eine schriftliche Antwort dazu erhalte. "Es kann doch nicht sein, dass Räumlichkeiten leer stehen, wenn wir einheimische Bedürftige haben. Wir müssen auch die eigenen Leute unterstützen", sagte er. Galli-Krottenthaler regte zudem an, einen entsprechenden Aufruf ins Gemeindeblatt zu heben. "Bei Bedürftigen wird die Miete ja genauso bezahlt wie bei Asylbewerbern, und da haben sich damals genügend Menschen gemeldet, die Wohnraum hatten."

Dass auch die Gemeinde selbst Nachholbedarf beim sozialen Wohnungsbau hat, war zuvor Thema der Sitzung gewesen. Innerhalb eines Jahres waren in Egling sechs Anträge für Wohnberechtigungsscheine eingegangen, davon zweimal für einen Fünf-Personen-Haushalt. Weil die Kommune zugleich Bedarf für eine Seniorenbetreuung sieht, soll das ehemalige "Springer-Haus" gegenüber dem Rathaus einem Neubau für beide Zwecke weichen: Oben sollen vier bis fünf Wohnungen entstehen, unten die Tagespflegeeinrichtung. Einstimmig beschlossen die Gemeinderäte, dafür ein Raumkonzept erstellen zu lassen, um Förderungen abrufen zu können.

Das Gebäude soll dem bestehenden Haus ähneln, wird aber etwas nach Norden versetzt. Neben der Seniorenbetreuung sind zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 50 und 55 Quadratmetern, und zwei Drei-Zimmer-Wohnungen mit maximal 75 Quadratmetern geplant. Die Wohnungsgröße ist zwar laut Bauamt pro Person festgelegt, wenn es der Zuschnitt zulasse, könnten aber auch mehr Wohnungen entstehen. Der Bau soll an die Hackschnitzelheizung im Rathaus angeschlossen, aber nicht unterkellert werden. Denn auf dem Grundstück werden Körper- und Tuffplattengräber des frühen Mittelalters vermutet. "Es kann also sein, dass wir da beim Bau noch auf Denkmäler stoßen", schloss Oberhauser.

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Quelle:
SZ vom 09.11.2017
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