Die Expressbuslinien sind im Landkreis kaum ein Vierteljahr unterwegs. Doch an die 100-Tage-Schonfrist für neue Projekte hält sich der Geretsrieder Bürgermeister und Kreisrat Michael Müller (CSU) nicht. In einer aktuellen Presseerklärung kritisiert er, dass die Busse der Linie X 970 zwischen Bad Tölz und Starnberg auf der Bundesstraße 11 meist leer blieben, während dort gleichzeitig 40 000 Autos täglich unterwegs seien. Um mehr Menschen zum Umstieg zu bewegen, fordert Müller mehr Engagement von der Kreispolitik.
"Leider kommt hier seitens des Landkreises zu wenig Schubkraft für wirksame Maßnahmen der Attraktivitätssteigerung", so Geretsrieds Bürgermeister. Auf Nachfragen verweise Landrat Josef Niedermaier nur schulterzuckend, etwa in der Februar-Kreistagssitzung, auf die fünfjährige Anlaufphase. "Das ist zu wenig", moniert Müller. In Geretsried wolle niemand fünf Jahre warten und die Chancen für den Expressbus am Ende verspielen. "Um zu wirksamen Veränderungen zu gelangen, ist ein klarer politischer Gestaltungswille und eine konsequente Änderung der Rahmenbedingen und Prioritäten der Stadt- und Verkehrsplanung erforderlich." Nur tatenlos darauf zu vertrauen, dass die Querverbindungslinien im Nahverkehrsnetz in fünf Jahren besser angenommen werden, wolle er nicht.
Die Stadt Geretsried kann aus Sicht von Müller bereits kurzfristig wirksame Maßnahmen umsetzen, um die Expressbusse attraktiver zu machen. Der Bürgermeister führt etwa das Parkraummanagement an. So hat Geretsried im Jahr 2020 rund um den Karl-Lederer-Platz Parkgebühren eingeführt. Müller hatte das damals auch mit dem Auftrag der Bürger begründet, Autos von der Straße wegzubekommen. Die langwierige Debatte zeige aber, so Müller jetzt, dass solche Maßnahmen erfahrungsgemäß unpopulär seien.
Als "des Deutschen liebstes Kind" hat das Auto für Müller einen bisher noch zu hohen Stellenwert. Für eine Verkehrswende gehe es mittelfristig darum, den Fuß- und Radverkehr sowie den Stadtbus zu fördern. Langfristig brauche es Verkehrsinfrastrukturprojekte wie die Verlängerung der S 7, die allerdings von Entwicklungen im Freistaat und auf Bundesebene abhänge. "Hier bleibt uns nichts anderes übrig, als entsprechenden Druck aufzubauen und Bürger, Vereine, Verbände und Politik mit ins Boot holen", so Müller.