Religion im Isartal:Das Kirchenzentrum liegt in Ebenhausen

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Die evangelische Kirchengemeinde Ebenhausen will die Ickinger Auferstehungskirche aufgeben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Ickinger Auferstehungskirche soll profaniert werden, weil die evangelische Gemeinde nur eines von beiden Gotteshaus halten kann.

Von Benjamin Engel, Icking/Schäftlarn

Sinkende Mitgliederzahlen und daraus folgende geringere Einnahmen stellen die Infrastrukturen von immer mehr Kirchengemeinden deutschlandweit infrage. An Geld fehlt es wohl auch der evangelischen Kirchengemeinde Ebenhausen, um die beiden Sakralbauten in Icking und Ebenhausen weiter unterhalten zu können. Dass daher die Auferstehungskirche in Icking entweiht werden soll, hat zu Protest geführt. So versucht die mittlerweile in Schweden lebende Ingrid von Brandt, die Profanierung der Kirche in ihrer früheren Heimatkommune zu verhindern. „Wir haben im Kirchenvorstand nicht leichtfertig entschieden, dass die Auferstehungskirche aufgegeben wird“, erklärt nun Pfarrerin Elke Soellner in einem öffentlichen Schreiben, „sondern wir mussten entscheiden, welches unserer beiden Gemeindezentren bzw. welche Kirche in Icking und Ebenhausen wir mittelfristig halten wollen und können. Und das bedeutet leider auch, welche/s wir als Kirchengemeinde in alleiniger Nutzung und finanzieller Verantwortung mittelfristig leider aufgeben müssen.“

Aus Sicht des Kirchenvorstands, in dessen Namen Soellner das Schreiben gemeinsam mit Pfarrerin Sabine Sommer verfasst hat, spreche mehr dafür, sich künftig auf die Heilandskirche in Ebenhausen zu konzentrieren. Schließlich zählten Schäftlarn, Icking, Baierbrunn, Straßlach-Dingharting und Deining zu Kirchengemeinde, die Heilandskirche liege da zentraler, so Soellner. Zudem sei dem evangelischen Kirchenvorstand die „Nähe zum Alten- und Pflegeheim in Ebenhausen“ wichtig. Auch verweist die Pfarrerin darauf, dass die katholische Kirche in Ebenhausen bereits Sankt Benedikt entweiht habe. Damit lasse sich die evangelische Heilandskirche in dem Ortsteil ökumenisch nutzen. Im Gegenzug könne die evangelische Gemeinde in Icking die alte katholische Kirche oder auch die erst kürzlich renovierte Heilig-Kreuz-Kirche mitnutzen. „Unsere Aktivitäten als Kirchengemeinde und unsere Gottesdienste in Icking entfallen dann nicht einfach, sie finden nur nicht mehr in unseren eigenen Gebäuden statt“, so Soellner. Das sei mit Baierbrunn oder der rechten Isarseite vergleichbar, wo Gemeindehäuser und Kirchen der Katholiken mitgenutzt werden.

„Wir wollen herausfinden, was hier am Ort gebraucht wird“

Was aus der Ickinger Auferstehungskirche werden soll, sei noch nicht beschlossen. „Wir haben einen Prozess begonnen – und es wird noch eine ganze Weile dauern, bis dieser abgeschlossen ist und es an eine Umsetzung der Ideen geht“, erklärt die Pfarrerin. Man freue sich über alle, die diese Entwicklung kritisch begleiten und eigene Lösungsvorschläge einbringen. Der evangelischen Gemeinde Ebenhausen sei eine „gute Nachnutzung“ des Geländes in Icking wichtig und der Erhalt des Kirchengebäudes. Darüber führe man Gespräche mit Vertretern der Kommune und Bauspezialisten der Landeskirche. „Wir wollen herausfinden, was hier am Ort gebraucht wird – gerade in Bezug auf das soziale Leben“, so Soellner. „Allerdings muss auch die finanzielle Seite stimmen – denn wir wollen den Erlös dazu verwenden, unser Gemeindehaus in Ebenhausen zukunftsfähig zu machen und die Heilandskirche zu erhalten.“

Die Ickinger Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) begrüßt das Vorgehen der evangelischen Gemeinde. „Bewusst haben Sie die Überlegungen ohne zeitlich drängende Not angestoßen, was dem Prozess und der Diskussion insgesamt gut tut“, schreibt sie an Pfarrerin Soellner. Die Rathauschefin zeigt sich erfreut darüber, dass die evangelische Gemeinde ihre Aktivitäten in Icking weiterführen wolle und dafür von der katholischen Kirche unterstützt werde. „Die Evangelische Kirche leistet ja doch unverzichtbare seelsorgerische und gesellschaftswichtige Arbeit am Ort.“

Im Landkreis wurden zuletzt mehrere einstige Kirchen profaniert, etwa die evangelische Versöhnungskirche in Geretsried und die katholische Kirche Sankt Benedikt in Ebenhausen. Für diese liegt bereits eine Machbarkeitsstudie mit möglichen Nutzungen von Kultur über Yoga bis hin zu einem Café oder einer Kletterhalle vor.

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