Manuel Schwarz wohnt mit seiner vierköpfigen Familie in einem kleinen Weiler auf Wackersberger Gemeindegebiet. „Ich bin überzeugter Europäer“, sagt der 53-jährige Integrationsberater und Case Manager. Nach einem längeren Aufenthalt in Mittelamerika ist Schwarz bewusst geworden, was es bedeutet, in einer Völkergemeinschaft wie der EU zu leben.

SZ: Herr Schwarz, was bedeutet die EU für Sie?
Manuel Schwarz: Die EU ist für mich eine Gemeinschaft von Staaten, welche unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit stärkt, demokratisch-freiheitliche Werte in den einzelnen Ländern stärken und unser Zusammenleben einfacher und friedlicher machen sollte.
Sie haben zwei Kinder mit elf und 14 Jahren. Ist die EU bei Ihnen in Familiengesprächen hin und wieder Thema?
Zugegebenermaßen haben wir das Thema EU bisher im Familienkreis kaum behandelt – es ist jedoch eine gute Idee, dies immer wieder zu tun.
Gibt es konkrete Beispiele aus Ihrem Familienleben, wo sich die Existenz der EU bemerkbar macht?
Selbstverständlich profitieren wir als Familie von den Vorzügen der EU, beispielsweise durch das unkomplizierte Übertreten der Grenzen in unsere Nachbarländer und das Bezahlen mit dem Euro. Auch die Tarife für Mobilfunk sind mittlerweile dank der EU in allen Ländern mit den Kosten zu Hause identisch. Ich bin aber davon überzeugt, dass ich nur einen überschaubaren Bereich des Wirkens der EU bewusst wahrnehme.
Spüren Sie als Familie den Einfluss von EU-Entscheidungen?
Vermutlich kommen Einflüsse der Entscheidungen auch bei mir an. Es fällt mir jedoch schwer, diese konkret zu benennen. Wäre ich von Beruf Landwirt, würde mir sicher mehr einfallen.
Sie wohnen mit Ihrer Familie im oberbayerischen Idyll. Sie haben einen Weiher gepachtet, den Sie mit Ihren Kindern in ein Biotop verwandelt haben. Wünschen Sie sich mehr Vorgaben und Anreize vonseiten der EU, was den Umweltschutz angeht?
Anreize wären vermutlich der richtige Weg. Bisher haben Bemühungen, der Umwelt gerechter zu werden, vor allem in der Landwirtschaft häufig zu einer Zunahme an Bürokratie geführt. Aus meiner Sicht sollten mittelgroße und kleine Betriebe verstärkt gefördert werden. Große Betriebe haben meist wenig Ressourcen für den Erhalt natürlicher Strukturen, etwa Hecken oder Bäche, in unserer Kulturlandschaft. Auch wir Gartenbesitzer können natürlich eine Menge für den Erhalt der Artenvielfalt tun. Wir müssen verstehen, dass der Schutz der Natur keine Liebhaberei, sondern eine essenzielle Voraussetzung für ein langfristiges Bestehen der Menschheit ist.
Überlässt die EU zu viele Entscheidungen den Regierungen der Mitgliedstaaten?
Die Voraussetzung für das Partizipieren und Profitieren von der EU sollte die Einhaltung demokratischer Grundvoraussetzungen, wie Pressefreiheit, unabhängige Justiz und die Einhaltung der Menschenrechte sein. Regierungen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen wollen, sollten aus meiner Überzeugung spürbar sanktioniert und gegebenenfalls ausgeschlossen werden. Dabei sollte die EU selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Der Umgang mit flüchtenden Menschen sollte beispielsweise einerseits klar geregelt und in allen Mitgliedsstaaten nach identischen Standards erfolgen. Eine humane Behandlung, Unterbringung und Versorgung sowie die Rettung von Menschenleben sollten wir von einer Friedensnobelpreisträgerin verlangen können. Ein Delegieren dieser Aufgaben an private Unternehmen erachte ich als den falschen Weg.
Mit welchen Gedanken blicken Sie auf die EU-Wahl am Sonntag?
Den einzigen ’Nutzen’, der sich aus dem Erstarken der antidemokratischen Kräfte und Parteien in den letzten Jahren ergibt, sehe ich darin, dass bereits Heranwachsende die Qualitäten und Vorzüge der Demokratie bewusster wahrnehmen und verstehen. Es wird deutlich, dass wir uns für den Erhalt der Demokratie auch auf europäischer Ebene einsetzen und uns mehr einbringen müssen.
Haben Sie einen Wunsch an die EU?
Von der EU würde ich mir mehr Transparenz und Kommunikation wünschen. EU-Abgeordnete sollten konsequent durch strukturelle Anpassungen ihrer Beschäftigungsbedingungen dazu bewegt werden, mehr der Sache als den eigenen Interessen oder denen einiger Lobbyverbände zu dienen.