Eurasburger Politik:Korrekte Heckenpflege

Eurasburger Politik: Der Rückschnitt einer Hecke brachte Eurasburg Kritik ein, die Naturschutzbehörde verteidigt die Gemeinde.

Der Rückschnitt einer Hecke brachte Eurasburg Kritik ein, die Naturschutzbehörde verteidigt die Gemeinde.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Naturschutzbehörde goutiert Rückschnitt in der Gemeinde

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Eine Auseinandersetzung fachlich und emotional sauber zu trennen, ist praktisch unmöglich. Trotzdem versucht sich Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) an diesem Spagat. "Die Fachlichkeit muss in dem Fall zählen", äußert er sich zu dem von der Gemeinde veranlassten und heftig kritisierten Heckenrückschnitt auf einer Ökokontofläche bei Happerg. "Man kann das fachlich oder emotional sehen." Bestätigt fühlt sich der Kommunalpolitiker durch eine Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde. Deren Mitarbeiter urteilen, dass naturschutzfachlich wenig einzuwenden sei.

An dem Hohlweg über den Windbichl hatten Mitglieder der lokalen Agenda 21 vor 17 Jahren die Hecke mit mehr als 400 Sträuchern gepflanzt - ein wichtiges Habitat für Insekten und Vögel. Im Februar ließ die Kommune den südlichen Heckenstreifen bodennah abschneiden. Das hatten Agenda-Sprecher Wolfgang Neuerburg und Grünen-Gemeinderätin Carola Belloni scharf kritisiert.

Nach Artikel 16 im bayerischen Naturschutzgesetz ist es verboten, Hecken abzuschneiden, zu fällen oder erheblich zu beeinträchtigen. Ausnahmen existieren etwa für die ordnungsgemäße Pflege im Zeitraum zwischen 1. Oktober und 28. Februar, die den Bestand erhält. Das hat die Kommune Eurasburg aus Sicht der Landratsamts-Behörde beachtet, ihr Vorgehen sei daher rechtlich nicht zu beanstanden. Aus deren Sicht ändert daran auch nicht, dass die Gemeinde für die Ausnahme zur Gewährleistung der Verkehrssicherheitspflicht zu stark eingegriffen hat. Dies hätte jedoch auch weniger radikal ausfallen können, wäre die Hecke regelmäßig geschnitten worden, heißt es in der Stellungnahme, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Zulange damit gewartet zu haben, sieht denn auch Bürgermeister Sappl als einzigen Fehler. Die Gemeinde hatte die Maßnahme angeordnet, um den Lichtraum soweit freizuschneiden, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge auf dem Feldweg wieder durchkommen. Die Hecke werde wieder austreiben, sagt Sappl. Künftig werde sie abschnittsweise alle fünf Jahre gepflegt werden. Die Untere Naturschutzbehörde sehe er als neutrale Stelle. "Auf die muss ich mich verlassen."

Mit dieser Haltung kann der Bürgermeister die Kritik der lokalen Agenda-Vertreter und der Umweltbeauftragten Carola Belloni (Grüne) kaum beruhigen. Alle seien "unglaublich enttäuscht", sagt die Eurasburger Gemeinderätin. Die Einschätzung der Unteren Naturschutzbehörde habe sie sprachlos gemacht, sagt sie. Generell fehle es offenbar am Bewusstsein, wie wichtig gerade Hecken und Feldraine für die Artenvielfalt seien. Insbesondere Vögel wie etwa der Neuntöter bräuchten zum Brüten und als Lebensraum ein richtiges Dickicht. Diese Funktion könne die Hecke aus ihrer Sicht momentan nicht mehr erfüllen.

Der Kreisverband des Bund Naturschutzes (BN) hatte sich eine Anzeige wegen der Hecke vorbehalten. Zu Jahresbeginn stellt dessen Vorsitzender Friedl Krönauer regelmäßig fest, dass Hecken viel zu radikal zurückgeschnitten werden. Das passiere immer nach dem gleichen Schema, ob an Straßen-, Autobahn- oder Flusskanalrändern. Oft passiere jahrelang nichts, nur um dann umso exzessiver zu handeln. "Der Umgang mit Feldgehölzen ist entweder schludrig oder ohne Wertschätzung", sagt Krönauer. Es mangele an Fachwissen um deren Bedeutung für die Biodiversität. Die Untere Naturschutzbehörde wolle er gar nicht so sehr kritisieren. Die Fachstellen seien meist personell unterbesetzt und überfordert. Dass die Eurasburger Hecke womöglich nachwachse, bringe momentan nichts. Für die beginnende Brutzeit brauchten die Vögel sofort geeigneten Lebensraum.

In Eurasburg hat Bürgermeister Sappl im Gespräch mit Agenda-Vertretern und der Umweltbeauftragten vereinbart, die Hecke im Herbst erneut zu begutachten. Dann solle geschaut werden, was ausgetrieben sei und ob gehandelt werden müsse. Die Vegetationsphase stimmt Sappl aber positiv. "Dann sieht die Welt ganz anders aus", sagt er.

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