Eurasburg:Eine Rolltreppe fürs Dorf

Mit dem neuen Supermarkt in Eurasburg hat dort zugleich ein sozialer Treffpunkt eröffnet

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Für Eurasburgs Zentrum hat der vergangene Donnerstag mehrfach Premieren gebracht: Am Eck von Albert-von-Iring- und Beuerberger Straße hat der von vielen lang erwartete große Rewe-Supermarkt erstmals aufgesperrt. Schauwert hat insbesondere die neue Rolltreppe, die von der Tiefgarage direkt in die Geschäftsräume mit 950 Quadratmetern Verkaufsfläche führt. Zumindest für Eurasburgs Nachwuchs könne diese, da auf dem Land selten, sogar zur Hauptattraktion werden, sagte Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) bei einem Rundgang für Pressevertreter und Immobilienentwickler am Vorabend.

Eurasburg: Für mittags gibt es drinnen viele frische Salate und Obst.

Für mittags gibt es drinnen viele frische Salate und Obst.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

"Mehr als 30 Jahre haben wir auf einen Supermarkt hingefiebert", sagte der Rathauschef. "Jetzt ist es Wahrheit geworden." Zudem sind auf der Dachfläche des Supermarkts Häuser mit 18 Wohnungen entstanden - ebenfalls eine Seltenheit für ländliche Kommunen wie Eurasburg.

Was sich für manche auf dem Land zu städtisch anhören mag, ist für Bürgermeister Sappl sinnvoll. "Das wird Eurasburgs Zentrum sein", sagt er. Gewerbe und Wohnen kompakt zusammenzubringen, folge den städtebaulichen Vorgaben des Regionalplans. Siedlungen sollten sich entlang der Hauptachsen des öffentlichen Personennahverkehrs entwickeln. Das Gebäude stehe direkt an der Staatsstraße 2370, die Wolfratshausen mit Penzberg verbinde. Der öffentliche Bus halte davor. Nah erreichbar seien alle wichtigen Infrastrukturen vom Arzt bis zur Schule.

Eurasburg: Die Albert-von-Iring-Straße führt nördlich des neuen Eurasburger Supermarkts zur Wolfratshauser Straße. Die Durchfahrt vom Schlossberg ist seit knapp zwei Jahren verboten. Das stellt ein Sachverständiger nun infrage.

Die Albert-von-Iring-Straße führt nördlich des neuen Eurasburger Supermarkts zur Wolfratshauser Straße. Die Durchfahrt vom Schlossberg ist seit knapp zwei Jahren verboten. Das stellt ein Sachverständiger nun infrage.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Rewe-Markt - ein Vollsortimenter - ist für den 29-jährigen Niklas Restle das erste Objekt, das er als selbständiger Kaufmann leiten wird. "Ich liebe Vollsortimenter", sagt er. Denn in diesen Märkten könne man von lokalen und regionalen Produkten im Lebensmittelbereich die breite Warenpalette bis zu Drogerieartikeln, Nähzeug oder Fahrradzubehör anbieten. "Man muss nirgendwo anders mehr hinfahren."

Der junge Mann stammt aus Markt Indersdorf im Landkreis Dachau. Restle ist seit elf Jahren in der Rewe-Group beschäftigt und bezeichnet sich als "Konzern-Eigengewächs". In Eurasburg, so schildert er, habe er gemerkt, dass sich viele Berufstätige ein größeres Mittagsangebot wünschten. So sei der Aspekt frischer Lebensmittel zentral - von Salaten und Obst bis zu Antipasti. Insgesamt spricht er von circa 20 000 Produkten im Angebot. Die stapeln sich am Eröffnungsvorabend akkurat eingeordnet in den Regalen, Veganes oder Laktosefreies inklusive. Natürlich sind darunter die gängigen Markenhersteller zu finden. Restle will aber auch mit besonderen Produkten Kunden anziehen. So führt er etwa Gewürze einer Geretsrieder Firma oder die hochpreisigen Produkte einer Wolfratshauser Schokoladenmanufaktur.

Eurasburg: Im neuen Rewe in Eurasburgs Zentrum können Autofahrer in der Tiefgarage parken und zu Fuß über die Rolltreppe zum Markt gelangen.

Im neuen Rewe in Eurasburgs Zentrum können Autofahrer in der Tiefgarage parken und zu Fuß über die Rolltreppe zum Markt gelangen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Direkt aus Eurasburg stammen laut Restle viele der um die 20 Mitarbeiter, darunter auch Schüler und Studenten. Die integrierten Filialen von Ihle und Vinzenz-Murr stellen zusätzlich eigenes Personal.

Vier Jahre dauerte es, das Bauvorhaben zu realisieren. 2017 plante der Wolfratshauser Projektentwickler Ten Brinke dort ursprünglich nur Wohnungen. Die Kommune brachte die Idee auf, zusätzlich einen Nahversorger zu integrieren. "Wir sind stolz auf das Ergebnis", betonte Carlo Wentink von Ten Brinke. Für die Kombination von Wohnen und Gewerbe seien 98 Prozent der Grundstücksfläche ausgenutzt worden. Überwiegend die einheimische Bevölkerung habe den Wohnraum nachgefragt, ergänzte Makler Carlheinz Bartsch.

Vier der barrierefrei aus der Tiefgarage erreichbaren Wohnungen hat sich die Kommune für preisgünstigen Wohnraum gesichert. Befürchtungen, wonach kleinere Anbieter durch den Supermarkt leiden könnten, trat Sappl entgegen. Kauften die Eurasburger weiter in den alteingesessenen Geschäften und darüber hinaus im neuen Rewe, könnten alle profitieren, sagt er.

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