Eurasburg:Einblicke in ein geheimes Leben

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Im Kloster Beuerberg werden Alltagspreziosen der Ordensschwestern verkauft. Wie die Ausstellung "Klausur" stößt auch dieses Angebot auf großes Interesse bei Einheimischen und anderen Besuchern

Von Felicitas Amler, Eurasburg

Zur Faszination eines Klosters für Außenstehende gehört diese unbedingte Ordnung. Alles hat seine Stunde, seinen Rahmen, seine symmetrische Gliederung, seinen festen Platz. Selbst die handgefertigten Schachteln im Kloster Beuerberg sind Ausdruck dieser Disziplin. Da gibt es - mit schwarzer Tusche in fein geschwungenen Buchstaben beschriftet - Schachteln für blaue und schwarze Schurzbänder, für Teppichborten, Gummibänder und vieles mehr. Eine Schachtel für Nähseide ist gar so gut sortiert, dass sie noch eine Innenschachtel mit kleinen Unter-Schachtelabteilungen birgt. Alltagspreziosen dieser Art sind jetzt in einem nachträglich geschaffenen Klosterladen zu besichtigen und zu erwerben.

Die letzten 13 Salesianerinnen haben Kloster Beuerberg vor zwei Jahren verlassen und sind in Schwestern-Altenheime gezogen. Die Sonderausstellung "Klausur" des Diözesanmuseums Freising in Beuerberg gewährt nun erstmals Einblick in das einst streng abgeschottete Leben der Ordensschwestern. Eine einzigartige Schau, die vom ersten Tag an enorme Resonanz hatte. Ergänzend zu den dort gezeigten, oft prächtigen Exponaten bietet der Klosterladen in den Räumen der früheren Werkstatt und des Blumenzimmers Alltagsgegenstände, von Möbelstücken über Geschirr bis zu Federhaltern und alten Schulheften zum Kauf an.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Besucherin Irene Rosenmeier begutachtet eine Handarbeit.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Stöbern im Klosterladen: Die Ordensschwestern bieten hier Möbelstücke, Geschirr und andere Alltagsgegenstände zum Kauf an.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Kloster sei "das Haus der tausend Schachteln", sagt Volkskundlerin Anastasia Czerny.

Im Oktober vorigen Jahres haben die Kunsthistorikerin Anna-Laura De la Iglesia und die Volkskunde-Studentin Anastasia Czerny begonnen, alles zu sichten, was die Schwestern im Kloster zurückgelassen hatten. Vom Dachboden bis zum Keller mussten sie Stück für Stück handschriftlich und am Computer inventarisieren. Czerny, die nun den Klosterladen leitet, sagt, man müsse sich das vorstellen: 168 Jahre lang sei in diesem Kloster so gut wie nichts weggeworfen worden. Eine anstrengende Arbeit, alles durchzusehen? "Wir haben es geliebt", sagt sie mit der Begeisterung der Volkskundlerin für den tiefen Einblick in ein Klosterleben.

Eins sei jedenfalls klar gewesen: Die Fülle des materiellen Erbes aus Beuerberg wäre selbst für das Diözesanmuseum zu groß gewesen. Es sei zwar allen Beteiligten extrem schwergefallen, Stücke zu verkaufen, aber schließlich werde das damit eingenommene Geld dem Kloster und den Schwestern zugute kommen. "Und wir merken gerade, dass die Beuerberger sich wahnsinnig freuen", sagt Czerny. "Sie haben ja jahrelang neben dem Kloster gelebt, ohne hineinzukönnen." Jetzt, da Kommunion und Firmung gefeiert würden, seien sakrale Gegenstände gefragt. "Eltern lieben es, ihrer Tochter einen Weihwasserkessel zu kaufen."

Eigentlich macht aber gerade das Alltägliche den Reiz des Ladens aus. Da kann man Töpfe erwerben, mit denen die Schwestern gekocht haben, Porzellan, von dem sie gegessen, Lampen, unter deren Licht sie gearbeitet oder Bürsten, mit denen sie geputzt haben. Und eben Kartons: "Das ist das Haus der tausend Schachteln", sagt Czerny, "hier ist alles sehr, sehr schön in Schachteln verpackt."

Besucher kramen in fein bestickter oder geklöppelter Wäsche, begutachten Kommoden oder Fleißkärtchen mit der Aufschrift "Très bien", die an die Zeit der Mädchenschule im Kloster erinnern. Irene Rosenmeier, Vorstandsmitglied eines Münchner Pfarrgemeinderats, hat einen Blick für die besonders schönen Stücke, denn sie ist Betreiberin eines Stands auf der Auer Dult. Sie geht durch den Klosterladen, erkundigt sich nach zwei goldverzierten Milchglas-Vasen - schon verkauft. Die Ausstellung "Klausur" hat sie beeindruckt: "Sie ist interessant aufgebaut. Und ich finde es schön, dass man so nah an die Sachen rankommt." Ein anderer Besucher im Klosterladen sagt, man könne sich das doch gar nicht mehr vorstellen - dieses strenge Leben: "Wir sind ja heute so weltlich." Seine Frau fand die Klosterapotheke, die in der Ausstellung gezeigt wird, faszinierend: "Diese Engel über dem Tresen, da denkt man: Vielleicht ist durch sie noch ein bisschen Wirkungsverstärkung in die Mittel eingeflossen."

Auch der Eurasburger Bürgermeister Moritz Sappl schaut am Freitag schnell mal rein in den Klosterladen. Er ist erfreut über den Besucherzulauf rund ums Kloster. "Supertoll" findet er die Ausstellung, nach deren Besuch man doch "gern noch ein Mitbringsel aus dem Klosterladen mitnimmt". Die Gemeinde sei jedenfalls, "froh, dass wir ein Leben hier drin haben". Das spielt sich an einem sonnigen Tag wie dem Freitag zwischen Feiertag und Wochenende nicht nur in der Ausstellung ab. Sondern auch in der eigens eingerichteten und liebevoll bewirtschafteten Gastronomie "Die Klosterküche". Und in den üppig begrünten Höfen des Klosters mit ihrer wunderbar natürlich wirkenden Ordnung.

www.dimu-freising.de/klausur-vom-leben-im-kloster/

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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