Mit ihrer Filiale in der Kommune Eurasburg hat sich die Deutsche Post seit Jahren schwergetan. Seit April 2023 stand ein provisorischer Container-Bau im Ortszentrum an der Beuerberger Straße leer, weil das Unternehmen bis Mitte 2024 kein Personal fand. Anschließend war dort nur drei Stunden täglich geöffnet, an Montagen nachmittags, zwischen Dienstag und Samstag vormittags bis 12.30 Uhr. Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) erinnert sich, dass die Filiale auch zwischenzeitlich wegen Krankheit länger geschlossen gewesen sei. „Das war nicht förderlich“, sagt der Rathauschef.
Es war wohl auch mit ein Grund, warum nur wenige Kunden die Container-Filiale nutzten – noch dazu, wo eine Poststation in unmittelbarer Nähe automatisierte Dienstleistungen rund um die Uhr ermöglicht. Zum 14. Oktober schließt nun die Post die mit Personal besetzte Eurasburger Filiale endgültig. „Eine Container-Lösung kann nie eine Dauerlösung sein“, erklärt Sonja Radojicic, Kommunikationsleiterin der Post für den Süden der Bundesrepublik. „Sie sehen es ja an den Öffnungszeiten.“ Die Eurasburger Filiale sei zudem nicht stark frequentiert gewesen.
Für Dienstleistungen der Post bleibt in Eurasburg damit nur noch ein Automat. Sieht so die Zukunft mit abgespecktem Filialnetz und weniger Personal im weniger dicht besiedelten ländlichen Raum aus? Radojicic widerspricht zwar. Allerdings gibt das im Jahr 2024 novellierte Postgesetz dem Unternehmen mehr Spielraum: Generell existiert eine rechtliche Verpflichtung, in Kommunen mit mehr als 2000 Einwohnern – die Gemeinde Eurasburg hat mehr als doppelt so viele – eine Filiale mit Mitarbeitern zu betreiben. Doch nun kann eine Poststation als gleichwertiger Ersatz gelten. Eine solche in Eurasburg zu errichten, genehmigte die Bundesnetzagentur laut Radojicic bereits im Jahr 2023 in Übereinstimmung mit der Gemeinde.
Diese Neuregelung könnte den Weg in eine rein automatisierte Zukunft von Postdienstleistungen weisen. Mittels Touchscreen können Kunden an Poststationen Versandmarken kaufen, Pakete und Briefe abholen sowie versenden. Damit fällt aber auch ein einst wichtiger Ort für Austausch und persönlichen Service in den Kommunen weg. Die Filiale werde sicherlich fehlen, sagt denn auch Bürgermeister Sappl. Die große Frage sei, wie viele Personen ohne Digitalisierungskenntnisse damit von Postdienstleistungen im Ort ausgeschlossen würden. „Bis jetzt habe ich keine großen negativen Rückmeldungen bekommen“, so der Rathauschef.

Seiner Einschätzung nach bietet die Poststation allerdings Vorteile, dort könne man etwa nach der Arbeit noch Briefe und Pakte abholen und versenden. Das könne den Wegfall der Filiale mit Mitarbeitern durchaus kompensieren. Die Eurasburger Poststation ist laut Sappl bis dato zu sechzig Prozent ausgelastet.
Post-Sprecherin Radojicic verweist auf den herausfordernden Wandel vor allem im ländlichen Raum mit immer weniger Einzelhandelsgeschäften. Deswegen sei dort immer wieder mit Geschäftsaufgaben von Filialpartnern zu rechnen. „Das heißt aber nicht, dass die Zahl der Filialen insgesamt abgenommen hat“, erklärt sie. Die Post ziehe sich nicht zurück und arbeite im Dialog mit den Bürgermeistern daran, an allen sogenannten Pflichtstandorten präsent zu sein.

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Für Filialen, Paketshops und Verkaufspunkte kooperiere das Unternehmen seit Mitte der 1990er-Jahre erfolgreich mit Partnern etwa aus dem Schreibwaren- oder Lebensmittelhandel zusammen, schreibt Radojicic. In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe die Post die Anzahl der Verkaufsstellen und Paketannahmepunkte mehr als verdoppelt. „Bundesweit betreibt das Unternehmen aktuell um die 12 700 Filialen“, so die Sprecherin. Das seien 700 mehr als gesetzlich gefordert.
Die Zahl der Partnerfilialen in Bayern ist seit 2009 gestiegen
In Bayern gibt es demnach statt 1820 Partnerfilialen wie noch im Jahr 2009 nach Stand 2024 insgesamt 2201 Partnerfilialen. Dafür sank die Menge an Paketshops zwischen 2014 und 2024 von 1774 auf 1427 Standorte, die der Verkaufspunkte ist im gleichen Zeitraum von 599 auf 195 zurückgegangen. Andererseits steigerte die Post die Zahl der Packstationen, an denen Pakete abgeholt und versandt werden können, von 385 (im Jahr 2009) auf 1892 im Jahr 2024. Von den modernen Poststationen gab es in Bayern 2014 noch keine, 2024 insgesamt 168.
Für die Kunden versuche die Post, in Absprache mit der jeweiligen Kommune die bestmögliche Lösung zu finden, so Radojicic. Doch Filialpartner mit entsprechenden Räumlichkeiten und Personal müssten erst einmal gefunden werden.
In Eurasburg war laut Bürgermeister Sappl eine Kooperation mit dem damals neuen Supermarktbetreiber für eine Filiale im Gespräch. Diese kam aber nicht zustande.

