Naturschutzgebiet Loisachleiten:Am besten in Ruhe lassen

Lesezeit: 2 Min.

Das Gegend bei Eurasburg ist ökologisch schon sehr wertvoll, kann aber auch noch besser werden - durch Renaturierung oder indem man gar nichts macht.

Von Alexandra Vecchiato, Eurasburg

Die 40 Quadratkilometer große Gemeinde Eurasburg ist reich an gesunden Wäldern und artenreichen Flächen. Das schlägt sich bei der Ausweisung von Fauna-Flora-Habitaten (FFH) nieder. Auf ihrer Flur befindet sich das vier Teilbereiche umfassende FFH-Gebiet "Loisachleiten", dessen Aufstellung im Zuge des europäischen Biotopverbundnetzes "Natura 2000" beinahe beendet ist. Bisher konnten in dem Gebiet 130 Rote-Liste-Arten nachgewiesen werden. Trotz dieser erfreulichen Nachricht schlagen die Fachbehörden Maßnahmen zur Aufwertung des etwa 300 Hektar großen Areals vor: In den Waldbereichen gibt es vereinzelt Verbesserungswünsche. So sollte es unter anderem an manchen Standorten mehr sehr alte Bäume wie auch mehr Totholz geben. Im Offenland wird die Wiedervernässung von Mooren angestrebt.

Das FFH-Gebiet Loisachleiten in der Gemeinde Eurasburg. (Foto: Hartmut Pöstges)

Alle von den Experten befürworteten Maßnahmen sind in einem Managementplan aufgelistet. Dieser wurde am Montag im Eurasburger Rathaus vorgestellt. Der Einladung waren etwa 70 Wald- und Grundstückseigentümer gefolgt. Viele waren nicht glücklich mit der Präsentation im Sitzungssaal. Die ausgehängten Pläne im kleinen Maßstab zeigten zwar die Gesamtfläche des FFH-Gebiets, aber konkrete Flurnummern waren nicht eingetragen. Das zog Unmut nach sich, konnten die Anwesenden doch so nicht erkennen, ob sie tatsächlich mit ihrem Grundbesitz betroffen sind und wenn ja, in welcher Form. Wie Martin Bachmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Ebersberg erklärte, ist das Managementplan-Team aus Datenschutzgründen nicht befugt, Flurnummern anzugeben. Die Eurasburger müssten sich persönlich an die Zuständigen wenden. Das sind für das Offenland, also Wiesen und Moore, Sabine Kraus von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Bad Tölz und für den Forst Hans Feist vom Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Holzkirchen.

Martin Bachmann (links) erklärt die Bedeutung des FFH-Gebiets und was zu seinem Schutz nötig ist. (Foto: Hartmut Pöstges)

Fachplaner Alfred Wagner vom Büro für Angewandte Landschaftsökologie führte aus, dass es die verschiedenartigsten Moore im FFH-Gebiet gebe, darunter intakte Hochmoore. Ein Highlight sei der Fund der Strickwurzel-Segge. Von ihr gebe es nur ein isoliertes Vorkommen im Alpenvorland. "Jeder Moorbotaniker würde die gerne sehen", sagte er. Neben den klassischen Pflegemaßnahmen wie Mähen sollte in einigen Bereichen gar nicht eingegriffen werden, etwa beim Filzbuchweiher oder bei den Kalktuffquellen. An jenen Stellen, wo einst Torf zum Verbrennen entnommen wurde, lohne sich jedoch eine Renaturierung.

Ähnlich sieht es im Wald aus. Es gibt Buchenwald, Winkelseggen-Erlen-Eschen-Quellrinnenwälder und vieles mehr. Gerhard Märkl vom Kartierteam Oberbayern sagte, es gehe vor allem darum, den Forst nicht"aktiv" zu verschlechtern. Diese Formulierung warf einige Fragen auf. Viele Waldbesitzer waren sich nicht sicher, was "aktiv" bedeutet und mit welchen Konsequenzen sie bei Eingriffen rechnen müssten. Bachmann brachte mehrmals folgendes Beispiel: Wenn die Esche stirbt, wäre auf diesem Standort eigentlich der Bergahorn eine Alternative. Der aber ist in diesem speziellen Wald"gesellschaftsfremd". Er darf nicht aktiv gepflanzt werden. Sollte er sich allerdings von alleine ansiedeln, kann niemand den Waldbesitzer angehen.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: