Erstmals in voller Länge:Premiere in Wolfratshausen

Max Kronawitters Dokumentation "Als das Grauen vor die Haustür kam" im Sunset-Kino.

Endlich kommt der Film ins Kino: Max Kronawitters Dokumentation über den Dachauer Todesmarsch: "Als das Grauen vor die Haustür kam" war bisher nur online und auf DVD zu sehen. Jetzt kann der 85 Minuten lange Film auf der großen Leinwand angeschaut werden. Nach ersten Terminen in München und im Breitwandkino Gauting bietet das Sunset-Kino Wolfratshausen am Mittwoch, 27. April, von 20 Uhr an eine Aufführung mit Einführung des Regisseurs.

Der Befehl zur Evakuierung des KZ Dachau und seiner Außenlager erfolgte erst wenige Tage vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen: am 23. April 1945 begann die Auflösung von Außenlagern; drei Tage später wurden die Häftlinge des Stammlagers Dachau in Richtung Süden getrieben. Mindestens 25 000 Gefangene aus dem Dachauer Lagersystem, so berichtet die KZ-Gedenkstätte, wurden von der SS abtransportiert oder zu Gewaltmärschen gezwungen. Die Hauptroute führte durch das Würmtal nach Starnberg, über Wolfratshausen nach Bad Tölz und Waakirchen, wo amerikanische Einheiten den Elendszug befreiten.

Kronawitter Dokumentation lässt nicht nur einstige Häftlinge zu Wort kommen. Zeitzeugen beschreiben, wie die Bevölkerung auf diesen "Geisterzug" ausgemergelter Gestalten reagierte. Der Film erzählt von anrührenden Hilfestellungen, aber auch von lebensgefährlichen Einzelaktionen, um "KZler" zu retten.

Ausgangspunkt für Kronawitters Recherchen war Eurasburg, wo er seit 20 Jahren mit seiner Familie lebt. In unmittelbarer Nähe der Gemeinde spielten sich Ende April 1945 infernalische Szenen ab. In einem Waldstück bei Achmühle nächtigten Tausende KZ-Häftlinge auf dem nassen Waldboden. Manche verhungerten. Manche erfroren. Manche wurden erschossen. Und einige "zertrampelten sich" gegenseitig beim Kampf um ein bisschen Brot und Milch und ein paar Eimer Kartoffeln. So hat es der Bolzwanger Bauer Moritz Sappl zu Protokoll gegeben, mit dessen Sohn Kronawitter in jenem Waldstück noch einmal unterwegs war.

Nachdem die Premiere des Filmes pandemiebedingt bisher nicht stattfinden konnte und lediglich eine Kurzfassung im Internet veröffentlicht wurde, wird die Langfassung nun zum 77. Jahresgedenken gezeigt. In der Zwischenzeit, so teilt die Ikarus-Filmproduktion mit, seien noch weitere Interviews geführt worden, die in den Film eingeflossen sind.

Mittwoch, 27. April, 19.30 Uhr, Kino Wolfratshausen (Reservierung unter 08171/21105); Freitag, 29. April, 19 Uhr, Bürgerhaus Degerndorf bei Münsing. DVD erhältlich über www.ikarus-film.de

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