Erneuerbare Energieen:Gut für Geldbeutel und Umwelt

Erneuerbare Energieen: Stellten in Ascholding vor, wie Energieautarkie funktionieren kann (v.li.): Florian Stevens, Andreas Süß, Josef Kögelsperger und Andreas Scharli.

Stellten in Ascholding vor, wie Energieautarkie funktionieren kann (v.li.): Florian Stevens, Andreas Süß, Josef Kögelsperger und Andreas Scharli.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Zur laufenden "Woche der Sonne" zeigt die Energiewende Oberland in Ascholding, wie ein Betrieb zum Musterbeispiel in Sachen Energiewende werden kann. Doch auch Privatpersonen und Kommunen müssen einen Beitrag leisten.

Von Petra Schneider

Vor eineinhalb Jahren hat sich die EATK GmbH im neuen Gewerbegebiet in Ascholding angesiedelt. Der Betrieb für Elektroanlagen und Bautrockung, der neun Angestellte und sechs Lehrlinge beschäftigt, ist ein Vorzeigebetrieb. Besonders in Hinblick auf das Energiemanagement, das Firmenchef Josef Köglsperger ausgeklügelt hat: Auf dem Dach wird Solarstrom erzeugt, der nicht ins Netz eingespeist, sondern im Betrieb und den zwei vermieteten Gewerbeeinheiten im Obergeschoss selbst verbraucht wird. Die PV-Anlage mit eine Leistung von knapp 30 Kilowatt erzeugt soviel Strom, dass im Mai nur 17 Prozent zugekauft werden musste. Heizung, Warmwasser, Strom - alles ist intelligent vernetzt. Das Licht wird über Sensoren gesteuert, Lichtschalter gibt es im Betrieb nicht. Eine Batterie von der Größe eines Kühlschranks speichert nicht gebrauchte Energie. Was dann an sonnenreichen Tagen noch übrig ist, fließt in die Wärmepumpe. Weitere Überschüsse könnten für die Ladung von E-Autos genützt werden.

Es sei nicht hauptsächlich der "grüne Gedanke", der ihn leite, erklärte Köglsperger. "Mir geht´s um den Geldbeutel." Für Andreas Scharli von der Energiewende Oberland (EWO), ist der Betrieb ein Musterbeispiel für die Umsetzung der Energiewende. Gemeinsam mit dem Landkreis-Klimaschutzmanager, Andreas Süß, hatte er zu einem Pressetermin bei EATK eingeladen. Anlass ist die "Woche der Sonne", die bundesweit einmal jährlich stattfindet, heuer vom 23. Juni bis zum 1. Juli. Die Solarenergie muss einen wichtigen Beitrag leisten, damit das Ziel der EWO erreicht werden kann: Die drei Mitgliedslandkreise Bad Tölz - Wolfratshausen, Miesbach und Weilheim-Schongau bis zum Jahr 2035 vollständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Seit kurzem steige der Ölpreis wieder stark, sagte Scharli, seitdem finde auch die Solarenergie wieder mehr Interesse. Auch in Sachen Batteriespeicher habe sich "Einiges getan". Im Landkreis decken PV-Anlagen rund elf Prozent des Strombedarfs - mehr als im Bundesdurchschnitt mit sieben Prozent. Den Löwenanteil erbringt die Wasserkraft mit rund 67 Prozent, Biomasse und Biogas tragen knapp vier Prozent zur Stromerzeugung bei. Wenn das Ziel bis 2035 erreicht werden soll, müssten 50 Prozent aller Gebäude mit einer PV-Anlage bestückt werden. Bisher ist das nur auf sieben Prozent der Dächer der Fall. Obwohl das Potenzial "sehr groß" sei, wie Süß sagte. Denn 65 Prozent aller Gebäude im Landkreis eigneten sich prinzipiell für eine PV-Anlage. Ob das eigenen Dach dazu gehört, könne jeder mit einem Klick im Solarkataster (www.solarkataster-toelz.de) des Landkreises erfahren, sagte Süß. Dort ist jedes Gebäude, seine Ausrichtung und Dachneigung hinterlegt. So kann die Wirtschaftlichkeit einer PV- oder Solaranlage abgeschätzt werden, ebenso der zusätzliche Nutzen, den ein Batteriespeicher bringen würde. Das Solarkataster sei eine "Info-Plattform", sagte Süß, weitere Planungen müssten von Fachberatern oder Handwerkern vorgenommen werden. Eine Beratung bietet zudem die Verbraucherzentrale mit Standort im Geretsrieder Rathaus an. Auch Kommunen seien gefragt, sagte Scharli; sie könnten etwa über Freiflächen-Anlagen nachdenken, die entlang von Autobahnen und Bahnlinien oder in aufgelassenen Kiesgruben möglich seien. Süß nannte als Beispiel den Solarpark im Tölzer Farchet, der in einer ehemaligen Deponie gebaut wurde.

In Dietramszell ist man bei der Umsetzung der Energiewende auf einem guten Weg: Rund 300 PV-Anlagen, drei Wasserkraft- sowie sieben Biogasanlagen erzeugen 60 Prozent des benötigten Stroms. Wie Bürgermeisterin Leni Gröbmaier (BLD) sagte, investiere die Gemeinde über fünf Millionen Euro in die energetische Sanierung der Schule, die Straßenbeleuchtung werde auf LED umgestellt. Beim neuen Edeka-Markt in Ascholding sollen vier E-Ladestationen gebaut werden, auch im Rahmen der Dorferneuerung seien diese vorgesehen. Ein Verwaltungsmitarbeiter habe eine Weiterbildung zum kommunalen Energiefachwirt absolviert, und Gröbmaier hofft, dass der gemeindliche Arbeitskreis Energie wiederbelebt werden kann. "Der beste Strom ist der, den man nicht verbraucht", sagte sie. Stromsparen alleine werde aber nicht reichen, wandte Süß ein. Denn im Zuge der E-Mobilität steige der Strombedarf. Wie Florian Stevens, Energiebeauftragter der Gemeinde Dietramszell, erklärte, verdopple ein E-Auto den Strombedarf eines Vier-Personen-Haushalts.

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