Ernährung, Sport und Umwelt:Mein Lehrer, das Skateboard

Ernährung, Sport und Umwelt: Er weiß genau, wie man Jugendlichen etwas beibringt: Tobias Kupfer von der gemeinnützigen Gorilla GmbH veranstaltet an Schulen Workshops zum Thema Nachhaltigkeit.

Er weiß genau, wie man Jugendlichen etwas beibringt: Tobias Kupfer von der gemeinnützigen Gorilla GmbH veranstaltet an Schulen Workshops zum Thema Nachhaltigkeit.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die gemeinnützige Gorilla GmbH bietet Workshops an Schulen an. Beim Freestyle-Sport lernen Jugendliche spielerisch etwas über Nachhaltigkeit

Von Vinzenz Gabriel

Es ist ein kleines, hip eingerichtetes Bürogebäude in der Sauerlacher Straße, wo die gemeinnützige Gorilla Deutschland GmbH ihre Programme und Workshops plant. Tobias Kupfer, Skateboarder und Mitbegründer, sitzt an seinem Schreibtisch, im Hintergrund läuft Musik. Zwei seiner Kolleginnen verabschieden sich gerade. "Wir gehen zur Fridays for Future-Demo." Er selbst muss später noch zu einem Skatepark, wo sie ein Skater-Video drehen wollen.

Die "Fridays for Future"-Bewegung und die Botschaft der Gorillas überschneiden sich in mancher Hinsicht. "Unser Ziel ist es, den Kindern einen bewussten Lebensstil zu vermitteln", erklärt Kupfer. Die drei Kernthemen, die sie Schülern beibringen wollen: viel Bewegung, gesunde Ernährung und nachhaltiger Konsum.

Die Gorilla gGmbH besteht in Deutschland seit 2014 und ist seitdem vor allem an Schulen aktiv. Der übliche Ablauf eines solchen Workshops: ein Spaßprogramm am Vormittag, bei dem Coaches ihre Freestylesportart vorstellen, mittags dann ein großes Buffet mit gesundem Essen, der Nachmittag ist dann zum selbst Ausprobieren da. Manchmal kommen auch Medien zum Einsatz, letztens etwa "da haben wir einen Film gezeigt, der die Plastikproblematik darstellt", erzählt Kupfer.

Während sie zu ihrer Anfangszeit noch die Schulen anschreiben mussten, sind die Gorillas nur wenige Jahre später bereits bekannt und begehrt. Heute wählen sie unter den Schulen aus, die sich bei ihnen um einen Workshop bewerben. Zehn Schulen haben sie auf ihrer einmonatigen Tour 2019 im Mai besucht und dabei rund 1300 Schüler erreicht. Seit vier Jahren absolvieren Kupfer und sein Team diese Touren. Weil es so gut ankommt und "die Kinder so etwas brauchen", planen sie gerade ein längerfristiges Konzept. "Im kommenden Jahr soll ein Schulprojekt starten, das eine dauerhafte Zusammenarbeit mit den Schulen vorsieht", verkündet Kupfer. Dafür arbeiten er und sein Team gerade an einer Auswahl an Schulen, die Teil des Projekts werden sollen. "Wir wollen eine bunte Mischung, Förderschulen und Mittelschulen sollen genauso vertreten sein wie Gymnasien oder Berufsschulen", so Kupfer.

120 Schulen sollen mitmachen, davon sollen zehn sogenannte Gorilla-plus-Schulen werden. Diese Schulen werden im kommenden Jahr Teil der Workshoptour, bei der sich alles um gesunde Ernährung und vor allem den Freestylesport drehen wird. Darüber hinaus wird es Nachfolgeworkshops geben. "Wenn den Kids eine Sportart besonders gut gefallen hat, dann kommen wir und bieten speziell dazu noch weitere Workshops zur Vertiefung an", erklärt Kupfer. Die weiteren 110 Schulen sollen Zugang zu den mobilen Skaterplattformen erhalten. "Wenn sie Interesse haben, dann kommen wir und stellen ihnen unseren Playground zum Skateboarden oder BMX-Biken für ein paar Wochen zur Verfügung", so Kupfer.

Starten soll das Programm erst mal nur in Bayern. Während in den Workshops im Mittelpunkt der Gorilla gGmbH die gesunde Ernährung und der Freestylesport stehen, wird im Rahmen des Schulprogramms die Thematik ausgeweitet auf eine grundsätzlich nachhaltige und bewusste Lebensweise. "Der Freestylesport dient uns als Türöffner bei den Schülern und ermöglicht es uns, auch andere Themen anzusprechen", erklärt Kupfer. Zu den Lektionen zählen unter anderem Kochen und gesunde Ernährung, Sport, Ökologie und auch Werken.

In dem Schulprogramm geht es nach dem Vorbild der Schweiz darum, an den Schulen Projekte anzustoßen, die von engagierten Lehrkräften und Schülern umgesetzt werden. "Wir bieten Kompetenzvermittlung an. Dazu haben wir Lektionen ausgearbeitet, auf die Lehrer über ein Internetportal Zugriff haben und dort eine Anleitung finden, wie sie die Projekte mit den Schülern umsetzten können", erläutert Kupfer. Es gehe aber nicht nur um die Lehrer als Initiatoren für Projekte. Auch Schüler sollen aktiv mitgestalten und die Ideen von Gorilla an ihre Schule bringen. Dazu gibt es seit 2019 eine eigene Gorilla-Academy. "Hier werden nicht nur die Coaches von Gorilla ausgebildet, sondern auch Schüler, die besonders interessiert sind, können sich hier in einer Disziplin ihrer Wahl weiterbilden und das Wissen dann an ihrer Schule weitergeben."

Im Freestylesport sieht Tobias Kupfer nicht nur eine Inspiration für die Schüler, das Gesehene nachzumachen, es sei auch die Möglichkeit zur Teilhabe - ganz unabhängig vom familiären Hintergrund. "Skateboarden oder Breakdance ist ohne große Kosten auch für Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen machbar", sagt er. Was für Kupfer und sein Team die Motivation ist: "Es geht uns darum, die Kinder umzulenken. Sie sollen sich bewusst machen, wie wichtig eine gesunde und nachhaltige Lebensweise ist", sagt er. "Bei den Kindern lässt sich noch etwas erreichen. Die Erwachsenen sind ihrer herkömmlichen Denkweise oft schon zu sehr verhaftet."

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