Erinnerungsort Badehaus:Paten gesucht

Lesezeit: 3 Min.

Jonathan Coenen ist stellvertretender Vorsitzender des Erinnerungsortes Badehaus. (Foto: Justine Bittner/oh)

Das Badehaus in Wolfratshausen sucht Erinnerungspaten. Damit soll die Arbeit junger, engagierter Menschen finanziell unterstützt werden.

Von Fiona Fuchs, Wolfratshausen

Mit einer Erinnerungspatenschaft – einer finanziellen, projektgebundenen Spende – soll die Arbeit junger Ehrenamtlicher im Erinnerungsort Badehaus unterstützt und gefördert werden. Jonathan Coenen, stellvertretender Vorsitzender des Badehauses, erklärt das Konzept.

SZ: Herr Coenen, Sie engagieren sich seit vielen Jahren im Badehaus. Hätten Sie sich selbst einen Paten oder eine Patin gewünscht?

Jonathan Coenen: Sicherlich. Wir haben das Programm aber erst im letzten Jahr entwickelt, aus der Frage heraus, wie wir junge Menschen eine Arbeit hier im Badehaus ermöglichen und dann auch finanzieren können. Wir haben immer die Schwierigkeit, dass wir noch keine institutionelle Förderung haben, aber gerne viele Ideen verwirklichen möchten und dabei auch ganz bewusst junge Menschen einbinden wollen. Und dann kam Sybille Kraft mit dieser Idee um die Ecke, und es war 2024 erfolgreich. Inzwischen bin ich selbst „Patenkind“.

Warum sollte man eine Patenschaft übernehmen?

Um einem jungen Menschen neben seinem Studium oder Ausbildung eine Arbeit im Badehaus zu ermöglichen. Zum einen ist es eine Erinnerungspatenschaft zur Finanzierung eines Minijobs oder eines Werkstudierendenjobs. Und gleichzeitig ist es ein Arbeitsstipendium für eine junge Person, die Lust hat, sich hier über ein Ehrenamt hinaus zu engagieren.

Ist man als Pate oder Patin einem bestimmten jungen Badehäusler zugeteilt?

Ja, genau. Wir hatten jetzt eine Patenschaft für jemanden, und die haben sich dann über ein halbes Jahr dreimal getroffen und von der Arbeit und vom Fortschritt der Projekte erzählt. Und so gibt es eine ganz direkte Verbindung zwischen dem Paten und dem Patenkind. Das hat eine gewisse Attraktivität für die Personen, die sich finanziell engagieren, weil sie einerseits einen Einblick in die Arbeit des Badehauses bekommen, andererseits aber auch in das Engagement und die Ideen der jungen Menschen, die hier arbeiten.

Hat man als Pate ein Mitspracherecht bei der Auswahl des oder der Jugendlichen?

Der Vorstand macht einen Vorschlag, einen bestimmten Paten mit einem bestimmten Jugendlichen zu connecten, aber es gibt durchaus die Möglichkeit, mit auszuwählen. Je nachdem, wie viele suchende junge Menschen und unterstützende Paten gerade da sind.

Und bei der inhaltlichen Arbeit?

Wir sind offen für Ideen. Aber die Patenschaft ist eine Unterstützung für die Projekte, die sowieso schon im Badehaus laufen. Und da gibt es verschiedene, für die wir auch noch junge Personen suchen, die uns im Rahmen eines Minijobs oder Werkstudierendenjobs unterstützen wollen. Da geht es zum Beispiel um historische Recherchen, grafische Themen und Organisation.

2000 Euro für eine dreimonatige Patenschaft, 8000 für zwölf Monate – das sind stolze Summen. An wen richtet sich der Appell?

An Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen, eigentlich an alle, die es möglich machen können und wollen, die Projekte des Badehauses zu unterstützen. Gleichzeitig fördert man aktiv die Weiterentwicklung junger Menschen. Die Summen sind von einem Monatsgehalt eines Minijobs – 556 Euro brutto – hochgerechnet und kommen ausschließlich den jungen Menschen zugute.

Wie viele junge Menschen arbeiten derzeit auf freiwilliger Basis im Badehaus?

Also, wir sind 40 Leute im Kernteam, davon ist ein Drittel unter 30 Jahre alt. Das ist dann für uns immer noch jung. Das Geld einer Patenschaft benötigen wir im Moment für drei bis vier Personen. Es geht um spannende Projekte zum Thema „80 Jahre Kriegsende – 80 Jahre Lager Föhrenwald“.

Wie viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben Sie schon geleistet?

Puh, also im letzten Jahr hatte ich etwa 300 Ehrenamtsstunden. Wenn man das hochrechnet, dann kommt man auf 2100 Stunden in den vergangenen sieben Jahren.

Was haben Sie und Ihre jungen Kolleginnen und Kollegen bislang bewirken können?

Zwei Leute im Vorstand und Beirat sind beispielsweise unter 30 Jahre alt, die entscheiden also auch ganz aktiv mit, wo das Schicksal des Vereins hingeht. Viele junge Leute entwickeln auch ganze Projekte. Wir haben weitestgehend selbstständig zwei Filme zu Zeitzeugen gedreht, drei Reisen nach Israel unternommen oder die Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl entwickelt und ausgeführt. Immer Hand in Hand, aber den Hauptteil dieser Projekte erledigen die jungen Leute, die hier viel Energie reinstecken. Das ist das Tolle am Badehaus.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Zeitgeschichte in Wolfratshausen
:Waldram als „begehbares Museum“

Der Verein „Erinnerungsort Badehaus“ stellt sein Jahresprogramm vor, das ganz im Zeichen des Kriegsendes vor 80 Jahren steht. Ehemalige Bewohner des jüdische DP-Lagers Föhrenwald kommen zu einem Festakt am 18. Oktober.

Von Susanne Hauck

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: