Ergebnisse der Kommunalwahl:Neue Leute, alte Gewohnheiten

Rathaus Geretsried

Der Blick aufs denkmalgeschützte Rathaus wird durch die umfangreich beschilderte Tiefgarageneinfahrt beherrscht.

Der Geretsrieder Stadtrat hat mit der Geretsrieder Liste künftig fünf Fraktionen. CSU-Sprecher Ewald Kailberth hofft auf bewährte Kooperation mit der SPD. Martina Raschke beansprucht für die Grünen einen Vizeposten

Von Felicitas Amler

Der Anteil der Frauen ist geschwächt, jener der Jungen ein wenig gestärkt: Im neuen 30-köpfigen Geretsrieder Stadtrat sind acht Frauen (bisher zehn). Die jüngsten Räte sind der 21-jährige Felix Leipold bei den Freien Wählern (FW) und der ein Jahr ältere Peter Curtius bei den Grünen - beide ehemalige Jugendräte. Viele amtierende Räte wurden wiedergewählt, aber es gibt eine neue Fraktion: Die vom einstigen CSU-Stadtrat Volker Reeh initiierte Geretsrieder Liste zieht mit drei Mann - Frauen sind tatsächlich nicht dabei - ins Rathaus ein (12,68 Prozent).

Die Grünen gehen um zwei auf fünf Mandate gestärkt in die neue Amtszeit (16,98 Prozent). Dafür haben andere verloren. Die SPD hat mit 11,90 Prozent nur noch vier statt sechs Sitze. Die Freien Wähler sind zwar mit 17,32 Prozent zweitstärkste Fraktion, aber um zwei Sitze auf fünf dezimiert. Und die CSU, die 41,11 Prozent erzielte, muss ein Mandat abgeben, hat also künftig nur noch zwölf Sitze.

Die Kräfteverhältnisse sind durchaus verändert. Für CSU-Sprecher Ewald Kailberth aber ist die Welt weiterhin in Ordnung. Er sei ganz zufrieden, sagt er über seine "tolle Truppe". Er betont: "Wir Alten sind alle wieder dabei", und mit den beiden Neuen, Martin Huber und Robert Meyndt-Schmidt, gebe es zwei Mittdreißiger. Die Frage, ob die CSU wieder mit der SPD zusammenarbeiten wolle, beantwortet Kailberth schnörkellos mit einem "Ich gehe davon aus". Und fügt auch gleich hinzu, dass er gern wieder Hans Hopfner als Zweiten Bürgermeister sähe. Die Frage, ob nicht statt der geschwächten SPD die zweit- und die drittstärkste Fraktion Anspruch auf einen solchen vom Stadtrat zu besetzenden Posten hätten, verneint der CSU-Sprecher. Es gehe da nicht um die Stärke der Fraktion, sondern um die Person.

Das sieht Martina Raschke, Bürgermeisterkandidatin der Grünen und als Listenführerin nun auch im Stadtrat, anders. Sie sagt, die Besetzung der beiden Bürgermeister-Stellvertreter müsse den Wählerwillen widerspiegeln. "Und da würde ich mich ins Spiel bringen." Auch einen Anspruch der Freien Wähler würde sie respektieren. Die SPD hingegen müsse sich "sehr gut überlegen, ob sie nicht jetzt eine Chance auf Erneuerung nutzt", statt sich mit der CSU zusammenzutun. Raschke sagt, die Grünen wollten jedenfalls mit allen anderen Gruppierungen im Stadtrat das Gespräch suchen. Ihr persönliches oberstes Ziel für die Stadtratsarbeit sei Transparenz, die sie in der bisherigen Periode oft vermisst habe.

"So läuft das nicht"

SPD-Sprecher Wolfgang Werner bestreitet, dass seine Partei mit der CSU zusammengearbeitet habe. Sie habe zwar Michael Müller vor sechs Jahren in der Stichwahl gegen Robert Lug (FW) unterstützt. Im Übrigen aber habe sie eigene Forderungen "halt mit der CSU durchgebracht". Für die SPD sei der Verlust von zwei Sitzen schwer, insbesondere da Edith Peter und Michael Lasidis es nicht wieder geschafft hätten. Werner sagt, er würde sich freuen, wenn die SPD wieder einen Zweiten oder Dritten Bürgermeister bekäme. Auf die Frage, ob er als ehemaliger Bürgermeisterkandidat den Anspruch erheben würde, sagt er: "So läuft das nicht. Hans Hopfner könnte ich mir gut vorstellen." Im Übrigen halte sich die SPD für die Stadtratsarbeit "alle Konstellationen offen". Er wisse aber nicht, wohin der neue FDP-Stadtrat Larry Terwey tendiere. "Er muss erst mal bei uns anklopfen." Terwey ist als einziger für die FDP in den Rat gewählt worden. Er löst dort Günther Fuhrmann ab, der sehr darauf gehofft hatte, dass seine Partei Fraktionsstärke erreicht. Terwey würde gern als erstes mit den Freien Wählern sprechen, bei denen er die meisten Übereinstimmungen festgestellt habe - "bei quasi allen Themen".

Die Freien Wähler wollten sich am Dienstagabend erstmals nach der Wahl mit dem konkreten Ergebnis auseinandersetzen, sagte ihr Sprecher Dominik Irmer. Er zeigte sich einerseits enttäuscht, dass es nicht wenigstens für sechs Sitze gereicht hatte, betonte aber: "Die Mannschaft ist super." Heiko Hawla sei ein ausgewiesener Verkehrsexperte, Heidi Dodenhöft und Sonja Frank erfahrene Kolleginnen. Frank war vor sechs Jahren von der CSU-/SPD-Mehrheit nicht zur Zweiten Bürgermeisterin gewählt worden, obwohl die Freien Wähler schon damals zweitstärkste Fraktion waren. "Freiwillig verzichten werden wir nicht", sagt Irmer auf die Frage nach dem Anspruch auf einen Stellvertreterposten.

Die Geretsrieder Liste ist hoch zufrieden damit, dass sie auf Anhieb Fraktionsstärke erreicht hat. Patrik Kohlert sagt, man wolle nun "abwarten, ob wer auf uns zukommt"; es gebe einen "losen Kontakt" zu den Freien Wählern. Persönlich freue er sich "wahnsinnig", so Kohlert, dass der Stadtrat mit Felix Leipold "verjüngt wird".

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