Erfolgreiche Premiere in Benediktbeuern:Durch die Nacht mit Sumsemann

Rieder Kindertheater

Der Sandmann begutachtet die Sterne der beiden Menschenkinder. "Sie sind sauber und blitzen."

(Foto: Manfred Neubauer)

Aja von Lerchenhorst und das Rieder Kindertheater bringen "Anne und Peterchens Mondfahrt" auf die Bühne

Von Benjamin Emonts, Benediktbeuern

Der böse Mondmann, dieses widerliche Monster - er kommt der Gewitterhexe gerade recht. Schnee und Sturm hat er von ihren Kolleginnen bereits abbekommen. Aber warte nur. Jetzt ist die kleine, nicht zu bändigende Gewitterhexe an der Reihe. Donner und Blitze schickt sie dem Mondmann (Annalena Schön) mit einem lauten Knall auf den Hals - verflucht soll er sein! Dem Mondmann zieht es danach regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Und die Feen und Hexen triumphieren: "Dem haben wir es so richtig gezeigt."

Der donnernde und stürmische Sieg der Wetterfeen und der Gewitterhexe ist einer von vielen magischen Momenten in der neuesten Inszenierung des Rieder Kindertheaters: "Annes und Peterchens Mondfahrt" von Gerdt von Bassewitz. Der Maikäfer August Sumsemann (Eva Sindlhauser) bekommt am Ende sein sechstes Beinchen endlich wieder zurück und ist der wohl glücklichste Käfer der Welt - oder besser gesagt - auf dem Mond.

Noch fröhlicher als der glückliche Ausgang der Geschichte macht einen die Art und Weise, wie die verkleideten und geschminkten Kinder im Kloster Benediktbeuern spielen. Die Sicherheit und Leichtigkeit, mit der sie agieren, tanzen und singen, ist erstaunlich. Ihre Rollen setzen sie spielerisch und humorvoll um. Mit der kleinen Gewitterhexe, die mit ihren zerzausten Haaren einen Wirbelwind gleicht, will man sich wirklich nicht anlegen. Oder die hübsche Nachtfee (Veronika Mair) mit ihrem sinnlichen Geigenspiel und ihrem glitzernden Abendkleid, sie könnte man sich gut in einem Märchenfilm vorstellen.

Die Rieder Kinder haben einfach Lust am Spielen, das macht sich in jeder Sekunde bemerkbar. In der Pause erzählen sie zwar, dass die Wochen vor der Premiere ganz schön anstrengend gewesen seien. Aber sie beteuern auch glaubhaft, dass ihnen das alles einfach wahnsinnig viel Spaß mache.

Das mag auch daran liegen, dass sie wohl eine der besten Regisseurinnen im Bereich des Kindertheaters haben. Die zurückhaltende Aja von Lerchenhorst hat einen großen Anteil daran, dass ihre zwischen zehn und 14 Jahre alten Schauspielerinnen so selbstbewusst und selbstsicher auf die Bühne treten. Sie leitet das Kindertheater seit nun fast 40 Jahren, komponiert die Musik, entwirft Bühnenbilder mit den Eltern und begleitet die Stücke selbst am Klavier. Seit Gründung des Rieder Kindertheaters hat sie mit mehr als 300 Kindern aus Ried und Umgebung gearbeitet. Ihr Engagement hat der 69-Jährigen vor zwei Jahren den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung eingebracht.

Auch die abenteuerliche Mondreise von Peter (Sophie Mayr), seiner Schwester Anne (Mirjam Mair) und Maikäfer Sumsemann macht einfach Spaß. Ein Holzdieb, das zur Erinnerung, hatte einem Urahn von Käfer Sumsemann einst das Bein abgeschlagen und war von der Nachtfee auf den Mond verbannt worden. Die fünf Beinchen vererbten sich von Generation zu Generation weiter. Die Reise der Geschwister führt aus dem Kinderzimmer über die Sternenwiese und die Milchstraße bis eben zum Mond.

Unterwegs lernen sie merkwürdige Freunde kennen wie die bezaubernde "Praktikantenfee" Felicitas (Andrea Wiesmann), die Schneefee (Johanna Hausner), die Sturmfee (Verena Mürnseer), die temperamentvolle Gewitterhexe (Romy Mürnseer) oder den strengen, aber eigentlich doch ganz netten Heribert (Katie Kofler). Sie müssen rechtzeitig wieder zurückkommen, um nicht zu Irrlichtern zu werden, verlorene Seelen, die nach ihrem Zuhause suchen. Sie schaffen es gerade noch rechtzeitig. Und ihre Zuschauer klatschen begeistert.

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