Süddeutsche Zeitung

Engagement in Wolfratshausen:Votum fürs kleine Wohnen

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228 Wolfratshauser fordern per Bürgerantrag einen Grundsatzbeschluss des Stadtrats für "Tiny Houses". Thorsten Thane hat ihre Unterschriften übergeben

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Es ist ein klares Zeichen für kleine Häuser: Am Dienstagvormittag hat Thorsten Thane vom Verein "Einfach gemeinsam leben" dem Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) 228 Unterschriften von Wolfratshausern überreicht, die einen Grundsatzbeschluss im Stadtrat zu sogenannten "Tiny Houses" fordern. Weil das Gremium diese mobile Kleinwohnform bislang nicht von sich aus thematisiert hat, hatten Thane und seine Mitstreiter einen Bürgerantrag angestrengt, um einen offiziellen Zuspruch für das Wohnmodell zu fordern, der auf bislang ungenutztem Bauland Wohnraum schaffen soll. Tiny Houses sind starken bürokratischen Hürden ausgesetzt. Denn sie gelten rechtlich als Häuser und werden nur mit Wasseranschluss und Stellplatznachweis genehmigt.

Die Stadt hat nun vier Wochen Zeit, die Unterschriften zu prüfen. Knapp 190 gültige (ein Prozent der Wahlberechtigten) sind nötig, damit der Antrag durchgeht. "Dann muss ihn der Stadtrat innerhalb von drei Monaten behandeln", sagt Heilinglechner. "Ich gehe aber davon aus, dass es zügiger geht." Damit die Stadträte sich ausreichend über das Thema informieren können, hat Thane dem Bürgermeister zudem ein "tiny book case" überreicht: eine Box mit Informationsmaterial zu der Kleinwohnform, die er mit seinem Verein propagiert. Für eventuelle Nachfragen, betont er, stehe er jederzeit zur Verfügung.

Der geforderte Beschluss habe zunächst "symbolischen Charakter", sagt Thane. Schließlich könne eine Kommune nicht das Baurecht ändern. "Es wäre toll, wenn der Stadtrat nach dem Vorbild des Tübinger Bürgermeisters auch Grundstücksbesitzer dazu auffordern würde, ihre leer stehenden Flächen zehn, 15 oder 20 Jahre an Tiny-House-Besitzer zu verpachten." So steht es auch im Formulierungsvorschlag, der dem Antrag beigefügt ist. "Wir wollen nicht in Konkurrenz zum Wohnungsbau stehen", macht Thane deutlich. Es gebe jedoch viel Grund in Wolfratshausen, der brach liege, weil er beispielsweise für die Enkel aufgehoben werde. Dort ohne Bodenversiegelung zeitlich begrenzt Wohnraum zu schaffen, sei eine "Win-win Situation": Die Besitzer hätten schließlich keinen Aufwand und zudem eine Verzinsung. Von einem Zuspruch der Stadt erwartet er auch Signalwirkung. "Es ist unsere Hoffnung, dass die größere Politik, die momentan versucht, dieses Thema zu ignorieren, reagiert und bessere Verhältnisse schafft."

Bislang gibt es nur ein einziges Tiny House im Landkreis: Barbara Lexa hat sich ihren bescheidenen Wohntraum nach einer Genehmigungs-Odyssee im Garten ihrer Eltern im Wolfratshauser Ortsteil Farchet erfüllt. Auch Thane bastelt an einem Mini-Haus, ein Grundstück dafür hat er jedoch noch nicht gefunden. Eigentümer reagierten noch "sehr verhalten", sagt er. Ein positives Signal des Stadtrats könne das vielleicht ändern.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2021
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