Energiewende:Stromproduzenten warten auf ihr Geld

Viele Privatpersonen beschweren sich über die Zahlungsmoral von Netzbetreiber Eon Bayern, der mit den Abschlagszahlungen im Verzug ist. Nun steht sogar ein Musterprozess an.

Bernhard Lohr

Viele Stromproduzenten im Landkreis erleben die Energiewende als großes Ärgernis. Sie warten seit Wochen und Monaten auf Abschlagszahlungen nach dem Erneuerbare Energiengesetz (EEG). Bei einigen stehen fünfstellige Summen aus. In der Kritik steht vor allem der Netzbetreiber Eon Bayern, der den Verzug einräumt und diesen mit der schieren Menge an neuen Anlagen begründet, die ans Stromnetz gingen. Bei den Betroffenen fehlt freilich das Verständnis. Längst wird das Thema bayernweit auch juristisch aufgearbeitet. Ein Musterprozess steht an.

Rupert Markreiter aus Attenkam in der Gemeinde Egling hat rund 300 000 Euro in eine innovative Holzvergaser-Anlage investiert und liefert, produziert aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz seit vergangenem Herbst Strom ins Eon-Netz. Doch auf die anstehende Abschlagszahlung wartete er ein halbes Jahr lang vergebens. Als er nachhakte, wurde er von einer Stelle zur anderen verwiesen. Keiner habe sich zuständig gefühlt, sagt der Waldbauer. Briefe, Faxe, E-Mails blieben unbeantwortet: "Du kommst in diesem System an keinen mehr ran", sagt er. Erst als er mit dem Anwalt gedroht habe, sei überhaupt mal Geld überwiesen worden. Beglichen ist die ausstehende Summe damit aber noch lange nicht. 15 000 Euro stehen nach wie vor aus. "Die machen mit einem Kunden, was sie wollen", sagt Markreiter. Und er ist nicht der einzige, der auf Eon Bayern mittlerweile schlecht zu sprechen ist.

Der Bayerische Bauernverband (BBV) sammelt solche Fälle. Frank Filliung, Leiter der BBV-Geschäftsstelle in Holzkirchen, bekommt immer wieder Anrufe von erbosten Landwirten, die für den Strom aus ihren Biogas- oder Fotovoltaikanlagen bis heute kein Geld gesehen haben. "Da geht es schnell mal um 5000 Euro monatlich", sagt Filliung. Und die fehlten dann, schließlich hätten viele für den Bau der Anlagen Kapital aufgenommen und stünden bei ihren Banken in der Pflicht zu tilgen. Immer wieder hört Filliung Klagen, dass man, wenn man einen Ansprechpartner bei Eon Bayern haben wolle, "von Pontius zu Pilatus" geschickt werde. Ähnliche Erfahrungsberichte kennt Thomas Martin, Sprecher der Fachgruppe Solarenergie bei der Energiewende Oberland. "Das ist ein Problem." Eine Entschuldigung gibt es dafür seiner Ansicht nach nicht. Sollte Eon Bayern der Zahl der Anträge nicht mehr her werden, dann müsse das Unternehmen eben Personal einstellen.

Den "Rückstand", wie es Unternehmenssprecher Josef Schönhammer selber nennt, stellt Eon gar nicht in Abrede. Er sieht den Erfolg der Energiewende als einen Grund für die hausinternen Probleme. Man werde von Anträgen "überrannt". Mittlerweile seien 210 000 Fotovoltaikanlagen bayernweit im Eon-Netz integriert. Das seien mehr als in den gesamten USA. Zudem habe man Ende vergangenen Jahres eine vom Gesetzgeber geforderte EDV-Umstellung vollzogen, die bis heute Personal binde, weil Datensätze von Kunden händisch nachgearbeitet werden müssten. Allen Stromproduzenten, die durch die verspätete Auszahlung der Einspeisevergütung Schaden entstanden sei, sichert Schönhammer eine Entschädigung zu. Der Schaden sei aber nachzuweisen, sagt er.

Mit Kulanz hat das alles freilich nichts zu tun. Längst beschäftigt der Streit um Abschlagszahlungen Juristen. Am 19. Juni steht am Amtsgericht Regensburg eine Sammelklage von Landwirten gegen Eon Bayern an, die Verzugszinsen fordern und Anwaltskosten beglichen haben wollen. (Kommentar)

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