Energiewende im Landkreis:Effizienter, erneuerbarer, sparsamer

Münsing arbeitet als Pilotgemeinde der Bürgerstiftung auf allen Ebenen daran, die Energiewende voranzutreiben.

Petra Schneider

Die Gemeinde Münsing hat im Landkreis eine Vorreiterfunktion übernommen: Sie wurde zur Pilotgemeinde der Energiewende Oberland (EWO) ernannt und soll vormachen, wie eine ausschließliche Versorgung mit regenerativen Energiequellen bis zum Jahr 2035 erreicht werden kann.

Derzeit wird in Münsing ein Drittel der benötigten Energie über erneuerbare Energieträger gewonnen. Vor allem Fotovoltaik, Hackschnitzelanlagen und Biogas spielten eine Rolle, sagt Othmar Holzer, Sprecher der Energiewende Münsing.

Die Gemeindeverwaltung sei Vorreiter gewesen. Bereits vor einigen Jahren seien das Gemeindezentrum gedämmt und eine Hackschnitzelheizung eingebaut worden. Damit würden sämtliche kommunale Einrichtungen einschließlich der Sportanlagen beheizt. Viele Bürger sind seither dem Beispiel gefolgt: In Weipertshausen etwa gibt es eine große Hackschnitzelanlage, die zehn Häuser versorgt. Alle 17 Häuser von Attenkam würden mit Wärme aus einer Biogasanlage beheizt.

Holzer selbst baut derzeit auf dem Gelände seiner Tiefbaufirma in Degerndorf eine Hackschnitzelanlage, die zehn Häuser versorgen soll. Die Bereitschaft der Bürger, die Energiewende aktiv mitzugestalten, nehme zu. Vor einem Jahr wurde die Genossenschaft Energiewende Münsing eG gegründet, um finanzielle Mittel für Projekte und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung zu haben.

Bürger können Anteile zu je 250 Euro erwerben, die zusammen mit Spenden der Gemeinde über die Genossenschaft verwaltet werden. Eine Dividende an die Mitglieder wird nicht ausgezahlt. "Man verzichtet auf eine Verzinsung und tut dafür etwas für die Umwelt und für nachfolgende Generationen", sagt Holzer.

Etwa fünfzig Bürger hätten sich bereits beteiligt und rund 110 Anteile gekauft. Mit den Einlagen hat die Genossenschaft Dächer von Rathaus, Feuerwehr, Turnhalle und Grundschule gepachtet, um sie für die Gewinnung von Solarenergie zu nutzen. Bereits im vorigen Sommer wurde eine Fotovoltaikanlage auf dem Grundschuldach in Betrieb genommen.

Viel werde in Münsing getan, die Bürger zu informieren, sagt Holzer: Broschüren gedruckt, Energietage mit Vorträgen organisiert und Projekte in der Schule angestoßen. "Wenn man bei den Kindern ansetzt, trägt das die meisten Früchte", sagt Holzer. Die Energiewende müsse von der Bevölkerung ausgehen.

Das zeige das Beispiel Münsing. Ohne größere Veränderungen könnten etwa im Haushalt bis zu dreißig Prozent Energie eingespart werden: Allein durch Energiesparlampen oder das Abschalten des Stand-by-Modus."

Verbesserungspotentiale sieht er im Bereich Verkehr. Die Elektromobilität stecke noch in den Kinderschuhen, öffentliche Verkehrsmittel würden zu wenig genützt. "Wenn das Auto vor der Garage steht, dann nimmt man es eben." Das Car-Sharing-Modell des Landkreises sei eine Alternative, die noch besser angenommen werden müsse.

Energie sparen ist eine von drei Säulen, auf denen die Münsinger Energiewende ruht. Daneben wird in drei Arbeitskreisen daran gearbeitet, wie Energie effizienter genutzt und erneuerbare Energien verstärkt eingesetzt werden können. Warum Münsing als Pilotgemeinde auserkoren wurde, erklärt Holzer mit der ökologischen Tradition der Gemeinde. "Wir hatten einen Arbeitskreis "Ökologie" der Agenda-21-Gruppe, der sich mit den gleichen Themen beschäftigt hat."

Pilotgemeinde bedeute, dass sich andere Gemeinden Anregungen holen könnten. "Wichtig ist, dass wir voneinander lernen." Holzer hat keinen Zweifel, dass die Energiewende gelingen werde. Schließlich gebe es keine Alternative. "Wir müssen wegkommen von den großen Konzernen und von der Atomenergie, die ganze Landstriche für Tausende von Jahren unbewohnbar macht."

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