Energiewende im Landkreis:Strom für Schlossgeist Winnie

Vor allem nach Fukushima kamen Fragen: Drittklässler der Grundschule Beuerberg näher sich dem Thema Strom mit Experimenten und Gruppenarbeiten.

Isabel Meixner

Die Schüler aus der Klasse 3b der Grundschule Eurasburg-Beuerberg werden an diesem Tag zu kleinen Forschern. In einem Brief bittet sie der lesebegeisterte Geist "Winnie" um Hilfe: Er möchte sein Schloss mit Strom versorgen, damit er auch nachts Bücher lesen kann. Die Drittklässler sollen ihm nun erklären, wie Strom überhaupt erzeugt wird.

Energiewende im Landkreis: Experimente zum Thema Energie: Sophia und Emily (beide acht Jahre alt) probieren zusammen mit Michael und David (beide neun Jahre) in der Beuerberger Grundschule aus, welche Materialien Strom leiten und welche nicht.

Experimente zum Thema Energie: Sophia und Emily (beide acht Jahre alt) probieren zusammen mit Michael und David (beide neun Jahre) in der Beuerberger Grundschule aus, welche Materialien Strom leiten und welche nicht.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Kleinen sind höchst motiviert, Winnies Problem zu lösen, schließlich haben sie dem kleinen Geist bereits mehrere Male in den vergangenen Wochen geholfen. Lehrerin Katharina Bolzmacher teilt die Schüler in Kohle-, Wasser-, Wind-, Atom- und Solargruppe auf und beauftragt sie, sich mit der jeweiligen Stromproduktion zu beschäftigen und über deren Vor- und Nachteile zu diskutieren.

Die Drittklässler befassen sich seit ein paar Schulstunden mit dem Thema Strom. Auf einem Tisch neben der Tür liegen selbstgebastelte Modelle von Leitern und Isolatoren. Rote Kügelchen symbolisieren die Elektronen, die im Falle der Isolatoren an blauen Knöpfen hängenbleiben.

Daneben steht ein Schuhkarton, mit dessen Hilfe die Grundschüler das letzte Problem von Geist Winnie gelöst haben: Mit einer Batterie, die in der einen Ecke des Behälters befestigt ist, und Kabeln sollten sie eine Glühlampe am anderen Ende zum Leuchten bringen. "Wir versuchen in der Grundschule, das Thema so handlungsorientiert wie möglich darzustellen", sagt Katharina Bolzmacher.

Die Hälfte der Schulstunden würde für Experimente oder Gruppenarbeiten genutzt. Im theoretischen Teil der Stunde lernen die Schüler anschließend die Gefahren des elektrischen Stroms kennen oder wie Strom transportiert wird.

Eines der zentralen Themenfelder

Generell gehöre es zu den fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsaufgaben der Grundschulen, die Kinder für umweltgerechtes Handeln zu sensibilisieren, betont Marion Rüller, stellvertretende Pressesprecherin im Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus.

Speziell in der dritten Klasse solle den Kinder die verantwortungsbewusste Nutzung von Strom beigebracht werden: "Strom ist eines der zentralen Themenfelder im Lehrplan des Heimat- und Sachunterricht für die dritten Klassen und stellt neben den Themen Verbrennung, Magnetismus und Elektrizität und Technische Entwicklung im Wandel der Zeit ein eigenes Kapitel dar", erläutert Rüller.

In der Theorie hört sich das gut an. Doch wurde mit der Lehrplanumstellung im Jahr 2000 die Anzahl der Stunden für den Heimat- und Sachunterricht von vier auf drei verkürzt. Für das Thema Strom bleibt dadurch weniger Zeit. Katharina Bolzmacher entschloss sich dennoch, das Thema ausführlich zu behandeln: "Vor allem nach der Atomkatastrophe von Fukushima kamen die Kinder mit zahlreichen Fragen zu Atomkraft und Radioaktivität. Ich fände es schade, wenn dieses Thema zu kurz kommt."

"Was ist CO2?"

Dass die Schüler das Kapitel interessiert, zeigt sich während der Gruppenarbeit: Lebhaft reden sie über die verschiedenen Arten von Stromgewinnung. Laurin, Thomas, Sara und Andreas versuchen gerade, die Verbrennungen in einem Kohlekraftwerk zu verstehen, Julius, Ann-Sophie, Stella und Kevin tragen Vor- und Nachteile von Wasserkraft zusammen. "Es entsteht kein CO2", zählt Julius einen ersten Vorteil auf. Doch damit kann Stella nichts anfangen: "Was ist CO2?", möchte sie von ihrer Lehrerin wissen. Während Katharina Bolzmacher das erklärt, nennt Ann-Kathrin einen nächsten Punkt: "Wasser ist kein knappes Gut." Doch auch hier gibt es Erklärungsbedarf.

Am Ende der Stunde trägt jede Gruppe ihre Ergebnisse vor. Als Hausaufgabe sollen sich die Kinder den Stromzähler und den Sicherungskasten von ihren Eltern zeigen lassen. Doch damit ist für die Schüler der Klasse 3b das Thema Strom noch nicht beendet: In zwei Tagen nehmen sie das Walchensee-Kraftwerk unter die Lupe. Damit sie Geist Winnie anschließend ganz genau erklären können, wie elektrischer Strom aus Wasserkraft erzeugt wird.

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