Energie:"Ohnehin keine gute Idee"

Das Projekt Pumpspeicherwerk am Jochberg hat sich offenbar erledigt, da Wirtschaftsministerin Ilse Aigner es für falsch erklärt. Eine Erklärung der Energieallianz steht allerdings noch aus

Von Klaus Schieder, Jachena

Mit Erleichterung reagieren die betroffenen Kommunen im Landkreis und das Aktionsbündnis "Nochberg" auf die Ankündigung der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), keine neuen Pumpspeicherkraftwerke (PSW) im Freistaat zu planen. Damit dürfte auch das umstrittene Projekt der Energieallianz Bayern auf dem Jochberg vom Tisch sein. "Wir freuen uns jetzt", sagt der Kochler Bürgermeister Thomas Holz (CSU). In seinem Amtszimmer füllen die Aktenordner zu dem Vorhaben gleich meterweise die Regale. Die werde er zwar nicht wegwerfen, aber "sie rücken mit Sicherheit ein Stück weiter nach hinten", sagt Holz. Auch Friedl Krönauer atmet auf. "Diese Entscheidung begrüßen wir ausdrücklich", sagt der Sprecher des Aktionsbündnisses "Nochberg".

Im November 2013 hatte Aigner den Jochberg besucht, wo sie mit Bürgermeistern, Gemeinderäten und Gegnern des geplante Speicherkraftwerks diskutierte. Mit klaren Aussagen hielt sie sich damals zurück. Nun entschied sich die Wirtschaftsministerin gegen solche Vorhaben. Die Frage nach neuen Pumpspeicherwerken stelle sich zurzeit im Freistaat und eigentlich in ganz Deutschland nicht. "Es gibt dafür einfach kein Geschäftsmodell", sagte Aigner dem Münchner Merkur. "Es wird sich kein Investor für diese Projekte finden." Das von der Energieallianz Bayern vorgesehene PSW am Jochberg sei "ohnehin keine gute Idee" gewesen, so die Ministerin: "Das ist ein Ausflugsberg." Das PSW "wäre mit der Bevölkerung und auch unter Umweltgesichtspunkten schwer zu realisieren".

Bürgermeister Holz und Landrat Josef Niedermaier (FW) ließen sich diese Entscheidung am Wochenende am Telefon von der Ministerin bestätigen. Allerdings traut Holz dem Frieden noch nicht ganz. Projektträger sei nach wie vor die Energieallianz, sagt er. "Was fehlt, ist der offizielle Stopp durch die Energieallianz." Außerdem werde der Jochberg gewiss noch in der bayerischen Standort- und Potenzialanalyse des bayerischen Umweltministeriums stehen, die im Herbst vorliegen soll. Wenn sich die Wirtschaftsministerin aber gegen solche Projekte wende, so sei das schon "ein erhebliches Pfund", meint der Bürgermeister. "Ich will nicht zu sehr auf die Euphoriebremse treten."

Jochberg Jocheralm

Der Jochberg bleibt den Wanderern vorbehalten. Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Aigner findet: "Das ist ein Ausflugsberg."

(Foto: Manfred Neubauer)

Für Landrat Niedermaier kommt Aigners Schritt nicht überraschend. Es sei bekannt, dass es momentan "keine wirtschaftliche Grundlage für Pumpspeicherwerke" gebe, sagt er. Diese Technologie hält Niedermaier zwar technisch für ausgereift und "überhaupt nicht tot". Allerdings glaubt er nicht, dass solche Projekte im Landkreis in absehbarer Zeit nochmals zur Debatte stehen werden. "Ich glaube nicht, dass der Jochberg irgendwo wieder aufkommt, ob es bei uns Pumpspeicherwerke gibt, ist mehr als fraglich", sagt Niedermaier. Was die Energiewende anbelangt, muss der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen nach seiner Ansicht nun "mit kluger Einspartechnik vorausgehen". Außerdem leiste man schon mit dem Walchenseekraft einen erheblichen Beitrag.

"Wir werden sicher eine kleine Feier machen", kündigt Friedl Krönauer an. Der Sprecher des Aktionsbündnisses zeigt sich erfreut, dass "ein paar Argumente von uns aufgenommen wurden und zu dieser Entscheidung geführt haben". Nach seiner Auffassung gibt es im Nachbarland Österreich bereits genügend Pumpspeicherkapazitäten. Er vergleicht dies mit einem Auto, das nur zeitweise genutzt wird. "Bevor man sich ein neues kauft, überlegt man besser eine gemeinsame Nutzung." Krönauer, der auch Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz ist, geht es nicht alleine um den Jochberg, den Ausflügler gerne besuchen. Jeder Berg sei wichtig, auch weniger stark besuchte dürften nicht von der Energielobby besetzt werden, meint Krönauer. Deshalb ist es ihm wichtig, dass Wirtschaftsministerin Aigner sämtliche Projekte auf Eis gelegt hat: "Ein wichtiger Fortschritt." Sollten sie allerdings wieder aufgegriffen werden, "dann gibt es selbstverständlich Widerstand".

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