Klimawandel:Nur noch zehn Jahre

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Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es immer mehr Photovoltaik-Anlagen. (Foto: dpa)

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen möchte bis 2035 vollständig auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. Doch dieses Ziel ist noch in weiter Ferne.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Noch hat der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zehn Jahre Zeit, um komplett auf erneuerbare Energien umgestiegen zu sein. „Diese letzten zehn Jahre müssen wir massiv nutzen. Jedes Projekt zählt“, sagte Stefan Drexlmeier von der Energiewende Oberland im Kreis-Umweltausschuss. Allerdings müssten die Maßnahmen rasch begonnen werden, denn viele zögen jahrelange Planungs- und Genehmigungsphasen nach sich.

Dabei steht der Landkreis vergleichsweise gut da. Fast 100 Prozent des verbrauchten Stroms wird aus Erneuerbaren gewonnen, was hauptsächlich dem Walchenseekraftwerk geschuldet ist. Nicht so rosig sieht es im Bereich „Wärme“ aus. Dort sind es lediglich 18 Prozent. Die Tendenz sei zwar steigend, erklärte Drexlmeier. Doch gibt es ein Problem: „Wir nutzen doppelt so viel Energie im Bereich Wärme wie im Bereich Strom“, so der Experte.

Die größte Baustelle bleibt der Bereich „Verkehr“. Nur sechs Prozent stammen aus erneuerbaren Energien. Ob sich denn die Bemühungen des Landkreises, den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auszubauen, widerspiegelten, fragte Wolfgang Goymann (Grüne) nach. „Die Tendenz ist schon da“, erwiderte Drexlmeier. Etwas „frustrierend“ sei es dennoch, weil der Landkreis sehr viel in den ÖPNV investiere, meinte Jakob Koch (Grüne). Er sieht darin den Auftrag, beim ÖPNV „mit Mut weiterzugehen. Ich bitte darum, den Nahverkehrsplan weiter mit aller Kraft umzusetzen“.

Flächen sind nicht vermehrbar

Gut entwickle sich der Bau von Photovoltaik-Anlagen, betonte Drexlmeier. Was nicht alle im Gremium überzeugte wegen des hohen Flächenverbrauchs der Anlagen. Dies versuchte Drexlmeier zu widerlegen. Für eine hundertprozentige Autarkie brauche man 632 Hektar an Freiflächenanlagen. „769 Hektar im Oberland sind durch Golfplätze belegt.“ Dennoch wollten nicht alle dieser Argumentation folgen wie Kreisrat Michael Häsch (CSU). Zum einen müsse man darauf achten, nicht zu viele Flächen der Nahrungsmittelproduktion zu entziehen, zum anderen entstehe durch die landwirtschaftliche Nutzung Artenvielfalt. Und Biodiversität sei wichtiger denn je. „In der Schweiz ist es beispielsweise verboten, auf landwirtschaftlichem Grund PV-Anlagen zu bauen“, sagte Häsch. Man müsse die Sache immer im Ganzen betrachten, denn Flächen seien nun mal nicht vermehrbar.

Aber auch hier gebe es gute Ansätze, sagte Drexlmeier. In Peißenberg im Nachbar-Landkreis Weilheim-Schongau etwa habe es beim Bau „einen Schulterschluss mit der Landwirtschaft“ gegeben. In Königsdorf werde die Anlage auf wieder vernässten Moorflächen geplant, warf Goymann ein. „Natürlich sollten keine PV-Anlagen auf extensiv genutzten Weideflächen entstehen.“ Sinnvoller wäre es, „erst einmal alle Dächer vollzumachen“, sagte Christine Mair (Grüne).

Als „Riesenchance“sieht Drexlmeier die kommunale Wärmeplanung. Die Kommunen müssen diese bis zum Jahr 2028 aufstellen. 1,1 bis 1,4 Milliarden Euro werden im Oberland für Wärme ausgegeben. „Nur ein Bruchteil davon bleibt in der Region.“ Unterstützend wirke das Gebäude-Energie-Gesetz, das bei Neubauten vorschreibt, dass die Heizung zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden muss.

„Machen, was geht, und nicht abwarten, ob’s wer anders macht“, lautet Drexlmeiers Rat für die Zukunft.  Mitglieder der Bürgerstiftung Energiewende Oberland sind die vier Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Weilheim-Schongau sowie Kommunen, Organisationen, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger. Sie unterstützt und berät bei dem Ziel, bis 2035 die Energieeffizienz zu steigern und die Region vollständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen.

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