Elternforderungen verworfen:Schulweg bleibt unsicher

In Münsing müssen Kinder über die viel befahrene Hauptstraße. Behörden lehnen Zebrastreifen oder Ampel ab. Lotsen fehlen

Von Benjamin Engel, Münsing

Besonders zu Schuljahresbeginn - wie an diesem Dienstag - wird es in Münsing virulent: Anwohner fürchten um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Weg ins Schulhaus. An der viel befahrenen Hauptstraße quer durch das Dorf gibt es nur eine Ampel nahe der Pfarrkirche. Die Kinder aus dem Südosten Münsings müssen die Staatsstraße an einer unübersichtlichen Stelle beim Gasthaus Limm überqueren. An der Einmündung von Bachstraße und Grondlergasse braust der Verkehr in einer S-Kurve vorbei. Mit ihrer Forderung, dort einen Zebrastreifen oder eine Tempo-30-Zone einzurichten, sind Eltern allerdings erneut bei den Behörden gescheitert.

Für entsprechende Sicherheitsmaßnahmen hatte der Münsinger Ulrich von der Linde 28 Unterschriften gesammelt. Georg Fischhaber, Sachgebietsleiter für Verkehrswesen am Landratsamt, findet, die Eltern hätten berechtigte Sorgen. Allerdings würde, so sagt er, ein Zebrastreifen an dieser Stelle falsche Sicherheitsgefühle wecken; er scheitere schon an den rechtlichen Voraussetzungen. Um einen Zebrastreifen einzurichten, seien durchgehende Gehwege auf beiden Seiten erforderlich. Die fehlen an der Münsinger Hauptstraße. Außerdem müssten in der Spitzenstunde mindestens 50 Personen über die Straße wollen.

Elternforderungen verworfen: Die Kurve am Münsinger Gasthaus Limm (rechts) ist für Autofahrer schwer einsehbar. Viele Schulkinder müssen genau dort über die Straße.

Die Kurve am Münsinger Gasthaus Limm (rechts) ist für Autofahrer schwer einsehbar. Viele Schulkinder müssen genau dort über die Straße.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In den vergangenen fünf Jahren habe es keine Schulwegunfälle in Münsing gegeben, sagt Fischhaber. "Die Verkehrssituation ist nicht so schlecht, wie man meinen könnte." Zu den nur ungern gehörten Wahrheiten zähle auch, dass in erster Linie die Eltern für die Schulwegsicherheit verantwortlich seien.

Rund um das Gasthaus Limm wäre ein Zebrastreifen aus Sicht von Fischhaber sogar kontraproduktiv. Wer darauf die Straße sicher überqueren wolle, müsse den Blickkontakt zu den Autofahrern suchen. Das sei entscheidend, aber in diesem unübersichtlichen Bereich schwierig. Ohne ausreichenden Blickkontakt über einen Zebrastreifen zu laufen erhöhe das Unfallrisiko. Werde die Querungshilfe obendrein die meiste Zeit des Tages kaum genutzt, lasse die Aufmerksamkeit der Autofahrer nach.

Von einer Ampel hält Fischhaber ebenso wenig. Diese könne ortseinwärts in der abwärts geneigten Kurve leicht übersehen werden. "Das ist ein noch größeres Risiko", sagt er. Die Verkehrskommission - sie besteht aus Vertretern von Landratsamt, Gemeinde, Polizei und Staatlichem Bauamt - habe kürzlich bei einem Termin beide Forderungen verworfen.

Für sicherer hält Fischhaber einen von Schulweghelfern betreuten Übergang. Das Landratsamt sei bereit, einen einzurichten und in Absprache mit dem Staatlichen Bauamt zu markieren. Dafür müssten sich genügend Ehrenamtliche finden. Wie die Elternbeiratsvorsitzende, Katharina Reich, berichtet, könnte genau dies schwer werden. In Münsing sei die Suche nach genügend Freiwilligen schon einmal gescheitert. Sie werde sich zwar bemühen, Schulweghelfer zu gewinnen. Das werde aber kaum schnell umzusetzen sein.

Elternforderungen verworfen: Auch ortsauswärts lässt sich der weitere Straßenverlauf nicht einsehen. Unter anderem deshalb lehnen die Behörden einen Zebrastreifen dort ab.

Auch ortsauswärts lässt sich der weitere Straßenverlauf nicht einsehen. Unter anderem deshalb lehnen die Behörden einen Zebrastreifen dort ab.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Mit Schulweghelfern hat die Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Ilka Fottner, gute Erfahrungen. Etwa 100 Personen engagierten sich landkreisweit. Für sie organisiere die Polizei die Ausbildung. Die Kreisverkehrswacht stelle die Bekleidung. In vielen Landkreis-Kommunen wie Benediktbeuern, Reichersbeuern, Geretsried oder Bad Tölz seien Freiwillige aktiv.

Außerhalb der Ferienzeiten gilt in Münsing auf Höhe der Schule im Westen des Dorfs inzwischen Tempo 30. Allerdings nur zwischen 7 und 14 Uhr. Dies zeitlich auszuweiten, wofür sich die Münsinger Grünen-Kreisrätin und Seniorenbeirätin Mechthild Felsch einsetzte, ist laut Fischhaber nicht möglich. Das sei auf Staatsstraßen nur im direkten Zusammenhang mit dem Schulunterricht erlaubt.

Die Münsinger Grundschule verteilt an alle Erstklässler Leuchtwesten. Zudem ist ein Aktionstag zur Schulwegsicherheit geplant. Die Kommune bemühe sich um mehr Verkehrssicherheit, sagt Bürgermeister Michael Grasl (FW). Ohne übergeordnete Behörden sei das aber nur auf Gemeindestraßen möglich, wie etwa mit Tempo 30 in der Bachstraße oder dem Radweg nach Weipertshausen, der jetzt gebaut wird. Im historisch gewachsenen Dorf seien Lösungen schwierig. Mit Fachleuten arbeite Münsing über das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept an Verbesserungen. Eltern empfiehlt er, den Schulweg so oft wie möglich zu üben. Sie sollten sich in der Nachbarschaft zusammenschließen, um ihre Kinder begleiten zu können.

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