Süddeutsche Zeitung

Einweihung mit Kardinal Marx:Ein Kleinod wird wieder zugänglich

Nach zehn Jahren schließt das Staatliche Bauamt die weitestgehend vom Freistaat finanzierten Sanierungsarbeiten der Beuerberger Pfarrkirche ab. Von Montag an ist das Haus offen

Von Benjamin Engel

Das Kloster Beuerberg soll erst in den kommenden Jahren zum Kultur-,Tagungs- und Seminarzentrum umgebaut werden. Von folgender Woche an können Besucher die dortige Pfarrkirche Sankt Peter und Paul aber nach fast zehnjähriger Sanierungszeit wieder ohne Baugerüst betreten. Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, wird den neuen Altar der Barockkirche an diesem Sonntag einweihen. Der Gottesdienst findet pandemiebedingt nur intern statt.

Vor allem die Statik hatte dem Team des Staatlichen Bauamts Weilheim die Restaurierung erschwert. Damit erklärt der Leiter der dortigen Hochbauabteilung, Peter Aumann, die lange Sanierungsdauer der im 17. Jahrhundert errichteten und im 18. Jahrhundert erweiterten früheren Stiftskirche der Augustiner Chorherren. "Kirchensanierungen sind immer auf fünf, sechs Jahre angelegt", sagt Aumann. "Zehn Jahre sind eigentlich viel zu lang." Umso mehr freut es ihn, dass das sakrale Kleinod nun wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. "Das ist ein Highlight im Zusammenspiel mit dem ehemaligen Kloster."

Die Erzdiözese gibt eine Million

Der Aufwand hat sich aus seiner Sicht gelohnt, aber auch finanziell niedergeschlagen. Die Kosten erhöhten sich von 4,6 auf 5,9 Millionen Euro. Dafür hatte der Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags im Juli 2018 einen Nachtragsposten gebilligt. Das Gros der Gesamtsumme für die Sanierung trägt der Freistaat. Die Erzdiözese München und Freising beteiligt sich mit einer Million Euro, wie es heißt.

In der Kirche können die Besucher einen Eindruck von der prachtvollen Ursprungsgestaltung gewinnen. So hat das Restauratorenteam um das Staatliche Bauamt etwa die Empore und die Schauseite der Orgel wieder in der ursprünglichen, verspielten Farbgebung um 1790 herausgearbeitet. Im Zeitgeschmack der Sechzigerjahre war das Instrument einst in gedämpften Farben umgestaltet worden.

Die Orgel präsentiere sich nun wieder als einmaliges Zeugnis der Entstehungszeit vor 230 Jahren, heißt es aus dem Staatlichen Bauamt. Befunde belegten das, womit sich die Orgel wieder wie selbstverständlich in den Kirchenraum einfüge. Unter Sockelputzflächen legten die Restauratoren aber auch mittelalterliche Fresken aus den Jahren um 1500 frei. Nach einer denkmalpflegerischen Bewertung entschied sich das Team, die Wandmalereien für die Nachwelt sichtbar zu lassen. Auch im Westchor stießen die Restauratoren auf unter der Stuckoberfläche liegende Farbschichten, diesmal aus dem Jahr 1730, die aber nicht flächendeckend freigelegt wurden.

Als das Augustiner Chorherren-Kloster im Jahr 1803 säkularisiert, das heißt aufgelöst wurde, ging die gesamte Anlage in Staatsbesitz über. Die einstige Stiftskirche Sankt Peter und Paul wurde zur Pfarrkirche. Seitdem sei der Freistaat Bayern für den Unterhalt verantwortlich, sagt Aumann. In seinem Zuständigkeitsbereich übernehme das Staatliche Bauamt Weilheim diese Aufgabe für 35 Sakralbauten. Das höre sich nach einer großen Zahl an, sei aber wenig, wenn man an die vielen einzelnen Dorfkirchen der Region denke.

Die umfangreiche Sanierung der Beuerberger Pfarrkirche war nötig geworden, weil Feuchtigkeit dem Sakralbau zunehmend zugesetzt hatte. 2010 hatte ein Hagelschaden das Kirchendach beschädigt, wodurch Wasser direkt ins Gebäudeinnere eindrang. Dies beschädigte Wände und Sockelputz zusätzlich. Im Herbst 2011 begann das Staatliche Bauamt mit den ersten Sanierungsarbeiten.

Heuer können diese pünktlich zu dem Jahr abgeschlossen werden, in dem das Chorherrenstift und spätere Salesianerinnen-Kloster sein 900-jähriges Gründungsjubiläum feiert. Damit ist auch die Historie der jetzigen Pfarrkirche eng verknüpft. Mit dem 1127 vollendeten Bau wollte Bertha von Iringsburg (Eurasburg) - die Stifterin des Chorherrenklosters - an ihren gestorbenen Mann erinnern. Im 17. Jahrhundert ersetzte Jonas Schaidhauf das bei Umbauarbeiten eingestürzte romanische Gotteshaus durch einen Neubau nach Plänen von Isaak Bader senior.

Bei der Sanierung bereitete unter anderem die Westfassade statische Komplikationen. Sie musste durch Rückverankerungen mit Zugstäben ertüchtigt werden. Auch die durch Feuchtigkeit verursachten Schäden stellten sich laut dem Staatlichen Bauamt nach Freilegung der Dachkonstruktion als umfangreicher als gedacht heraus. Erst 2014 war das Gebäude weitgehend gesichert. Für das Sanierungskonzept in den Innenräumen stimmte sich das Staatliche Bauamt mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ab.

"Produktive Zusammenarbeit"

Bemerkenswert sind ebenso die Fenster an der Südseite der Kirche. Eine in der Vergangenheit bereits für den Vatikan tätige Spezialfirma vom Niederrhein war mit der Restaurierung der Gläser und Konstruktionen aus dem 17. Jahrhundert beauftragt. Dafür musste sich der Betrieb mit der Erzdiözese München und Freising abstimmen, welche die angrenzende Klosteranlage nach dem Auszug der Salesianerinnen vor sieben Jahren übernommen hatte. "Dass derartige Absprachen so einfach getroffen werden konnten, steht stellvertretend für die produktive Zusammenarbeit der direkt oder indirekt Beteiligten im Umfeld des Projekts", sagt Aumann. Er nennt die Pfarrei Beuerberg, die Politik, die Erzdiözese sowie die staatlichen Behörden.

Aufwendig restauriert worden sind die Altarkonstruktionen aus dem 17. Jahrhundert und die Bruderschaftskappelle von 1730. Dieser Gebäudeteil wurde aus Kostengründen nicht vollständig wiederhergestellt. Stattdessen wurden einzelne gut erhaltene Relikte herausgearbeitet und neu vergoldet. Vollkommen neu sind die Sicherheitsanlagen für Brandmeldung und Einbruchsschutz. Die Tonübertragung mittels Induktion für Hörgeräte ermöglicht eine zeitgemäße Akustiktechnik. Neue LED-Leuchttechnik soll helfen, Energie zu sparen und das Bauwerk atmosphäregerecht zu illuminieren. Der Münchner Bildhauer Werner Mally hat die liturgische Ausstattung neu entworfen, etwa den Altar aus einem Stück hellen Kehlheimer Auerkalks.

Das Staatliche Bauamt Weilheim ist laut Aumann stolz auf das Ergebnis. Zusätzlich zur Klosteranlage erhalte die Gemeinde Eurasburg ein bedeutendes kulturelles Zentrum zur Nutzung zurück, sagt er.

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Quelle:
SZ vom 17.04.2021
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