Süddeutsche Zeitung

Einmal im Jahr:Eurasburger Gesamtschau

Bürgermeister Sappl legt bei der Bürgerversammlung umfassend Rechenschaft ab

Von Claudia Koestler, Eurasburg

Es klang zunächst dramatisch, endete aber mit einer guten Nachricht: "Dringender Handlungsbedarf" besteht nach Angaben von Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl (GVW) bei der Trinkwasserversorgung der Kommune. Bekannt sei, dass die bislang genehmigte Entnahmemenge aus der Münchner Wasserleitung so nicht mehr entnommen werden dürfe. Das inzwischen beauftragte Starnberger Ingenieurbüro habe allerdings festgestellt, dass der Brunnen in Happerg doch leistungsfähiger sei als bislang angenommen. Deshalb könne dort mehr entnommen werden, was auch ein 2018 durchgeführter Stresstest bestätigt habe. Die Ergebnisse liegen bereits dem Wasserwirtschaftsamt vor, daraufhin sei eine angemessene Erhöhung der Entnahmemenge in Aussicht gestellt worden. Die notwendigen Antragsunterlagen würden derzeit vorbereitet.

Die Gluthitze mag einer der Gründe gewesen sein, dass sich zur diesjährigen Bürgerversammlung von Eurasburg kürzlich gerade einmal zwei Dutzend Interessierte ins Bürgerhaus Achmühle einfanden. Ein anderer, dass in der rund 4300 Einwohner zählenden Kommune derzeit - neben dem Wasser - keine größeren Probleme und Konflikte zu schwelen scheinen. Und so konnte Bürgermeister Sappl vor allem eine intensive Gesamtschau auf vergangene und anstehende Projekte geben. Er gab zudem einiges zu bedenken: Man müsse sich "bewusst machen, in welche eigentlich gute Zeit wir hinein geboren wurden." Und als Anmerkung zu Artenvielfalt und Versöhnungsgesetz: "Alleine mit dem Setzen eines Kreuzes auf einem Wahlzettel beim Volksbegehren und dem Hoffen auf die entsprechende Gesetzgebung ist es aber jetzt nicht getan. Unsere Bedürfnisse, unser Komfort und unsere Lebensgewohnheiten müssen hier genauso auf den Prüfstand gestellt werden."

Der Kindergarten in Eurasburg sei gut belegt, die zu betreuenden Kinder hätten auch 2019/2020 entsprechend Platz. Der Kindergarten in Trägerschaft der Kirche Beuerberg sei ebenfalls gut belegt und auch hier reichten die Plätze für 2019/2020 aus. Die Gemeindeverwaltung sei dabei, einen Plan für die Möglichkeit der Errichtung eines weiteren Mehrzweckraums in Beuerberg auszuarbeiten und die nötigen Freigaben durch den Gemeinderat und das Kreisbauamt 2020 einzuholen.

Die Grundschule Eurasburg-Beuerberg ist laut Sappl auch heuer zweizügig. Und die Schule sei gerade in der Vorbereitung auf die Digitalisierung. Das heißt, in jedem Zimmer sollen künftig Tablets für die Kinder mit entsprechender Anbindung an das Internet zur Verfügung stehen. Die Zahl der Mittagsbetreuungsplätze steigt von derzeit 40 auf 47 im kommenden Jahr. Dadurch müssen in den Sommerferien Zimmerbelegungen getauscht werden, um ohne Baumaßnahmen auf insgesamt 60 Betreuungsplätze aufstocken zu können. Zusammen mit dem Kindergarten Eurasburg stehen dann 84 Mittagsbetreuungsplätze in der Kommune zur Verfügung, laut Sappl ausreichend für 58 Prozent der Grundschulkinder.

Der Breitbandausbau im Rahmen des ersten Förderprogramms wird Ende August dieses Jahres abgeschlossen sein. Dann werden die Kabelverzweiger in das Glasfasernetz eingebunden und in jedem Haushalt Bandbreiten von 30 bis 50 Mbit möglich sein. Das Förderprogramm für die Erstellung eines Masterplans, wo und wie im gesamten Gemeindegebiet Leerrohre verlegt werden können, um irgendwann einmal Glasfaser auch bis an jedes Haus zu verlegen, ist Sappl zufolge beendet. Darüber hinaus gebe es aber noch die Förderverfahren drei und vier, auch unter dem Namen "Höfeprogramm" bekannt. Eine Abarbeitung der geförderten Maßnahmen sei aber sicher nicht vor 2022 zu erwarten, da die Kapazitäten der Firmen, die diese Maßnahmen ausführen können, bis auf Weiteres erschöpft seien.

Seit 2007 ist Eurasburg schuldenfrei, für Investitionen stellt die Gemeinde heuer nahezu drei Millionen Euro in den Haushalt. Für etwas über 1,3 Millionen Euro hat die Kommune vier barrierefreie Wohnungen über dem neu zu errichteten Supermarkt in Eurasburgs Mitte gekauft, etwa 400 000 Euro werden als Förderung vom Freistaat zurückfließen. Die Wohneinheiten werden voraussichtlich vom Frühjahr 2021 an als kostengünstiger Wohnraum angeboten werden. Eurasburg verfolge zudem das Wohnbauprogramm in Bruggen und am Höhenweg in Berg. 2020 müssen dafür die Vergaberichtlinien aufgestellt sein. Die Wohnungen sollen als Mietwohnungen angeboten werden. Über eine anstehende Parzellierung in Berg sei noch festzulegen, auf welche Art bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden soll und wie dieser langfristig für die Gemeinde zu sichern ist. Ende 2020 soll das Projekt in Berg baureif sein.

Für das Kloster Beuerberg laufe der Antrag auf Genehmigung für eine dauerhafte Ausstellung, eine Entscheidung stünde kurz bevor. Zudem soll noch heuer der Bauantrag zur Umnutzung des Josefstrakts, wie in der Ortswerkstatt vorgestellt, eingereicht werden. Derzeit laufen laut Sappl die Abstimmungen mit dem Denkmalschutz und dem Brandschutz, was allerdings mehr Zeit in Anspruch nehme als ursprünglich gedacht. Die Kombination aus Beherbergung und klösterlicher Krämerei werde jedoch für das prominente Gebäude weiter verfolgt. Daraus wiederum ergäben sich Notwendigkeiten, den Vorplatz rund um den Beuerberger Maibaum umzugestalten.

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Quelle:
SZ vom 03.07.2019
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