Einkaufen in Icking:Discounter auf der Maibaumwiese

Ickings Räte plädieren einstimmig für einen Supermarkt neben dem Feuerwehrhaus

Isabel Meixner

Einkaufen in Icking: Neben dem Ickinger Feuerwehrhaus und dem Maibaum ist ein neuer Supermarkt geplant

Neben dem Ickinger Feuerwehrhaus und dem Maibaum ist ein neuer Supermarkt geplant

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Gemeinde Icking treibt Planungen voran, um im Dorf einen Supermarkt anzusiedeln. Überraschend haben sich die Gemeinderäte am Montagabend auf die Maibaumwiese neben dem Feuerwehrhaus als Standort für diesen Supermarkt geeinigt, und überraschend fiel auch das Abstimmungsergebnis aus: einstimmig. Ein Arbeitskreis soll jetzt mit Hilfe des Beratungsbüros Cima einen Kriterienkatalog ausarbeiten, über den die Gemeinde die Auswahl des Supermarkt-Betreibers steuern will.

Denn die Ansiedlung eines sogenannten Vollsortimenters wie Rewe oder Tengelmann möchte die Gemeinde verhindern: Laut Cima-Projektleiter Sebastian Mahrenholz, der im Auftrag der Gemeinde die Auswirkungen eines Supermarkts auf den Ort untersucht hatte, würde ein solches Geschäft den Läden im Rathaus 18 Prozent Umsatzverlust bringen - zehn Prozent seien verträglich. Mahrenholz legte den Gemeinderäten stattdessen die Ansiedlung eines "Softdiscounters" nahe, zu denen etwa Norma und Penny zählen. Diese Ketten hätten ein kleineres Sortiment, das sich mit den Angeboten der bestehenden Geschäfte weniger überschneiden und für diese zu 8,9 Prozent Umsatzverlust führen würde, rechnete der Cima-Berater vor.

Das Problem für Icking: Die Gemeinde kann eine Supermarktkette nicht frei wählen. Darauf wies Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) hin. Cima-Berater Mahrenholz gestand ein gewisses Risiko ein: Über die Verkaufsfläche - ein Softdiscounter benötigt 800 bis 1000 Quadratmeter, ein Vollsortimenter 1200 Quadratmeter und mehr - könne man das Interesse der Betreiber steuern. "Ein Vollsortimenter kommt mit kleinen Flächen nicht zurande". Das heißt: Je kleiner die Verkaufsfläche, desto unwahrscheinlicher ist die Ansiedlung eines Rewe- oder Tengelmann-Markts, aber "ganz ausschließen kann man's nicht." Sogenannte Harddiscounter wie Aldi und Lidl, die bei Aktionen auch Computer oder Fernseher verkaufen, hatte die Cima-Untersuchung nicht berücksichtigt, was Elisabeth Häberlein (SPD) störte. Harddiscounter stünden mit ihrer aggressiven Preispolitik in noch größerer Konkurrenz zu den jetzigen Läden, antwortete Mahrenholz.

Ein Supermarkt-Gebäude auf der Maibaumwiese ist ohne Änderung des Bebauungsplans möglich und könnte sogar bis zu drei Stockwerke hoch werden, sagte Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI). Sie gab zu bedenken, dass die Gemeinde das Grundstück - von Claudia Roederstein (UBI) in einer früheren Ratssitzung als "Filetstück" bezeichnet - dem besten Bieter geben muss, wenn sie es öffentlich ausschreibt. Deshalb sei ein Kriterienkatalog nötig, argumentierte Cima-Berater Mahrenholz. Darin kann die Gemeinde festlegen, dass der Preis für das Grundstück eine untergeordnete Rolle spielt und städtebauliche Kriterien stärker gewichtet werden. Maximilian Kinkeldey (UBI) schlug vor, die Maibaumwiese nicht zu verkaufen, sondern in Erbbaurecht zu vergeben. Ein ungewöhnlicher, aber möglicher Vorschlag, sagte Mahrenholz. Für die Gemeinde hätte das den Vorteil, dass sie sich auf diese Weise ein Mitspracherecht bei der Betreiberauswahl sichern kann.

Die Ansiedlung eines Supermarkts erscheint der Gemeinde derzeit die beste Möglichkeit, nachdem sich kein Interessent gemeldet hatte, der einen Dorfladen in Icking betreiben will. Wolfgang Gröll, der die Gemeinde in der Dorfladen-Frage beraten hatte, habe deshalb das Modell für Icking als "nicht vorstellbar" bewertet, sagte Claudia Roederstein: "Unter diesen Bedingungen hat es keinen Sinn, das weiterzuverfolgen." Aus Sicht von Elisabeth Häberlein ist noch alles offen. Das Votum sei ein erster Schritt in Richtung Supermarkt, "das ist noch keine endgültige Entscheidung". Jede Gruppierung im Gemeinderat soll nun einen Vertreter in die Arbeitsgruppe entsenden, um Kriterien auszuarbeiten.

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