Eine feste Adresse fürs Diözesanmuseum Freising:In Beuerberg zu Hause

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Direktor Christoph Kürzeder kann das aufgelassene Kloster nun dauerhaft bespielen. Die neue Ausstellung kreist um das Thema "Heimat".

Von Felicitas Amler, Eurasburg

Christoph Kürzeder ist ein leidenschaftlicher Ideenentwickler, ein umtriebiger Planer, einer, der Themen setzt - aber auch gern spontan umwirft, wenn ihm ein besseres einfällt. Für das seit bald fünf Jahren aufgelassene Kloster Beuerberg hat der Direktor des Diözesanmuseums Freising bisher drei Ausstellungen konzipiert und realisiert, die vierte ist bereits in seinem Kopf. "Heimat" soll das Thema sein - abweichend von der ursprünglichen Idee "Lost in Communication". Heimat sei einfach allenthalben das Thema, sagt Kürzeder. "Von der Politik bis in die Werbung gibt es eine Zunahme an Präsenz und Wahrnehmung allein des Begriffs."

Wie sich dies in einer Ausstellung im Erdgeschoss eines Flügels von Kloster Beuerberg darstellen kann, skizziert Kürzeder an einem Beispiel. Ein historischer Punkt, an dem sich Heimatbewusstsein festmachen lasse, sei die "Sendlinger Mordweihnacht", die blutige Niederlage bayerischer Aufständischer gegen die Habsburger Besatzer. Kürzeder nennt dieses sagenumwobene Ereignis "eine Folie, um zu verstehen, dass man für die Heimat sogar den Dreschflegel in die Hand nimmt". Der Bogen zu Beuerberg: "Hier sind damals wahnsinnig viele junge Männer gestorben."

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Das Beispiel weist auch auf einen Wechsel des, wie der Museumsdirektor es nennt, Paradigmas der Ausstellung hin. Bisher sei das Kloster ein Leitbild gewesen, so Kürzeder, bei der nächsten Schau hingegen "ist Beuerberg das Paradigma". Der Ort, insbesondere seine Geschichte im 19. Jahrhundert, werde dargestellt: "Die Entdeckung Beuerbergs als Idyll, das Dorf mit seinen Denkmälern; wir werden kleine Wanderwege anbieten, Beuerberg als Kulturlandschaftsraum thematisieren."

"Die Große Frage der Flüchtenden"

Kürzeder reflektiert über "Heimat" heute vor dem Hintergrund "der großen Frage der Flüchtenden" und sagt, der Begriff habe immer in Umbruchzeiten Konjunktur gehabt: Die Industrialisierung habe eine Welle an Nationalismus ausgelöst. Und zu allen Zeiten sei versucht worden, die Angst vor dem Verlust von Identität mit "Heimat" aufzufangen. Gleichzeitig soll der Begriff Heimat religiös eingeordnet werden. "Was sagt das Christentum so schön: Denn du hast keine Heimat in dieser Welt." Alle Menschen wüssten schließlich um die Endlichkeit ihres Lebens: "Das Tolle am Kloster wiederum ist, dass es ein Ort ist, wo man sich dann doch wieder so eine Heimat schafft." Riten und Gebete spielten daher auch in der neuen Ausstellung eine Rolle. An dieser ist - auch das eine Neuerung - der Bayerische Landesverein für Heimatpflege als Kooperationspartner beteiligt.

Auf die Frage, wie er persönlich Heimat empfinde, sagt Kürzeder: "Ich bin einer, der das immer sucht und manchmal eine Ahnung hat, dass es so etwas gibt." Wann? "In Momenten, in denen man denkt, jetzt müsste die Zeit stehen bleiben, so, wie's jetzt ist, ist es gut. Das kann eine Landschaft sein, ein Mensch, eine Situation."

Diesmal wird das Dorf Beuerberg selbst Teil der Ausstellung. (Foto: Hartmut Pöstges)

In der neuen Ausstellungsperiode jedenfalls wird "Heimat" auch "durch den Magen gehen", wie Kürzeder ankündigt, der selbst gern kocht: Nicht nur in der Klosterküche, die wieder in Betrieb geht, sondern auch am Beispiel der Kochkünste von Heimatvertriebenen.

Der Museumsdirektor ist froh, dass der Gemeinderat Eurasburg das Erdgeschoss des Klosters nun dauerhaft als Ausstellungsraum genehmigt hat. Es sei schon für beide Seiten anstrengend gewesen, jedes Mal einen neuen Bauantrag zu stellen beziehungsweise zu bearbeiten: "Nach den jährlichen Mühen ist das eine gewisse Entspannung." Das Diözesanmuseum reize nun auch die Dauer der Ausstellungen ein bisschen aus: Statt bis Oktober soll die nächste Schau, die am 1. Mai beginnt, bis Anfang November zu sehen sein. Dass sein Haus über die Räume in Beuerberg verfügen kann, ist für Kürzeder umso erfreulicher, als das eigentliche Diözesanmuseum in Freising nach wie vor wegen einer Generalsanierung geschlossen ist - noch bis 2022, schätzt der Direktor.

Im Kloster Beuerberg sind Kürzeder und sein Team auch für die vorgesehene Nutzung von zwölf Einzelzimmern im Obergeschoss zuständig. Er wolle und könne dazu aber noch keine Details sagen, erklärt er. Die Planung beginne erst.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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