Ein Genossenschaftsmodell:Ökorüben vom Münsinger Feld

Ein Genossenschaftsmodell: Das Biogemüse in der Kiste kommt den Mitgliedern der Genossenschaft zugute.

Das Biogemüse in der Kiste kommt den Mitgliedern der Genossenschaft zugute.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die solidarische Landwirtschaft Isartal hat nahe Degerndorf Ackerflächen gepachtet. 2022 soll das erste Wurzelgemüse geerntet werden. Langfristig soll der Ertrag für bis zu 500 Haushalte reichen

Von Benjamin Engel

Das hügelige Grünland vor den Alpen wie zwischen Münsing und Degerndorf ist von der Milchviehwirtschaft geprägt. Der Gemüseanbau ist in der Region südlich von München bislang eher selten. Doch genau dafür hat die Genossenschaft der solidarischen Landwirtschaft (Solawi) Isartal 2,7 Hektar Land gepachtet. Die Ackerfläche liegt in einer Senke östlich der Staatsstraße zwischen Münsing und Degerndorf unterhalb des Lagerhauses Graf. Dort will die Solawi vom kommenden Frühjahr an vor allem ökologisches Wurzelgemüse für ihre Mitglieder anbauen. "Wir machen ein Stück Agrarwende, sind Produzenten und Verbraucher zugleich", sagt der zweite Solawi-Vorsitzende Peter Tilmann.

Wer wöchentlich eine der bereitgestellten Gemüsekisten haben will, muss Mitglied der Genossenschaft sein. 80 Voranmeldungen gibt es bereits. Ziel sind mehr als 100 Haushalte für das Startjahr 2022. Bis zu 500 Haushalte will die Solawi Isartal im Kerngebiet zwischen Pullach und Wolfratshausen einmal mit biologisch erzeugtem Gemüse versorgen. Das garantiert laut Tilmann eine dezentrale, nachhaltige Verteilung mit kurzen Transportwegen. Vorbild sind die Genossenschaftsgärtnereien Biotop Oberland im Süden und das Kartoffelkombinat im Norden. "Wir verstehen uns als Bindeglied dazwischen", sagt Tilmann.

Leitgedanke der Solawi Isartal ist es, abseits der üblichen Mechanismen des Lebensmittelmarktes zu arbeiten. Beispielhaft nennt Tilmann Zucchini, die durch die heurigen Hagelunwetter in der Region in Mitleidenschaft gezogen sind. Im Handel werde das ramponierte Gemüse weggeschmissen, sagt er. In der Solawi könne ein Großteil der Ernte an die Mitglieder verteilt werden.

Partner ist die Schlossgärtnerei

Gebildet hat sich die Genossenschaft aus dem Verein Bürgerkraft Isartal. Später ist eine Gruppe der Agenda Pullach 2030 dazugestoßen. Vor etwa einem Jahr hat Tilmann gemeinsam mit etwa einem Dutzend Unterstützern - darunter Schäftlarns Zweiter Bürgermeister Marcel Tonnar (Grüne) - den Aufbauprozess begonnen. Als Kooperationspartner hat die Solawi die Demeter-Schlossgärtnerei Weidenkam im Münsinger Gemeindegebiet gewonnen. So konnten heuer in einer Pilotphase schon Gemüsekisten über Abholstationen in Icking, Schäftlarn, Baierbrunn und Pullach an 32 Haushalte verteilt werden.

Die Solawi Isartal rechnet damit, im kommenden Jahr auf dem gepachteten Acker bei Münsing etwa ein Drittel der erforderlichen Ernte selbst erwirtschaften zu können. Der Rest wird laut Tilmann weiterhin von der Schlossgärtnerei Weidenkam kommen. Der ökologische Betrieb unterstützt die Genossenschaft weiterhin mit Maschinen, Werkzeug und Know-How. Zudem hat die Solawi Isartal eine dort ausgebildete Gärtnerin als Angestellte gewonnen. Nach Ende der Frostperiode wird sie kommendes Jahr mit ersten Tätigkeiten beginnen. Zunächst sollen auf etwa einem der 2,7 Hektar großen Fläche Gemüse-Beete angelegt werden. Dann könnte Mitte des Jahres erstmals geerntet werden.

In den kommenden Jahren will die Genossenschaft weiter wachsen und die Anbaufläche sukzessive ausdehnen. Tilmann spricht von Ideen für Blühstreifen und Hecken. Ideal wäre es für die Solawi, zusätzlich eine eigene Hofstelle oder eine Gärtnerei zu finden - für den Bau von Gewächshäusern, Lagerkapazitäten und Unterstellmöglichkeiten von Maschinen.

Dafür braucht die Genossenschaft Investitionsmittel. Diese bringt sie Durch die Anteilscheine auf, die Mitglieder zu je 150 Euro erwerben. Je mehr jeder kaufe, desto schneller könne auch der Aufbau der Genossenschaft gelingen, sagt Tilmann. Für die wöchentliche Gemüsekiste sind zusätzlich 80 Euro monatlich zu zahlen. Informationen zu den Bio-Produkten einschließlich Kochrezeptideen gibt es obendrauf.

Künftig sollen sich Arbeitskreise für den Gemüseanbau, die Logistik oder Weiterbildung innerhalb der Genossenschaft bilden. Jedes Mitglied könne sich professionell einbringen. "Wir wollen, dass es eine bleibende Gemeinschaft wird", so Tilmann.

www.solawi-isartal.de

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