Ein Eglinger Original:Frau Tausendsassa

1. Ehrenmedaille der Gemeinde Egling

Für ihr Engagement bekam Marianne Remy vergangenes Jahr die Ehrenmedaille der Gemeinde Egling.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Marianne Remy hält den Frauenverein Endlhausen quasi im Alleingang am Leben

Von Veronika Ellecosta, Endlhausen

Vor allem in jüngeren Zeiten ziehen Städter gerne aufs Land, wo sie Natur und Entschleunigung erwarten. In die Dorfgemeinschaft integrieren wollen sich viele von ihnen jedoch nicht. Auf lokalen Festivitäten und in örtlichen Vereinen trifft man die neuen Dorfbewohner selten an. Die Vereine, einst der soziale Kitt der Dorfgemeinschaft, verlieren damit an Bedeutung - so sollte man jedenfalls meinen. Der Frauenverein Endlhausen allerdings erzählt eine andere Geschichte.

Der Frauenverein hat den Wirren der Zeit standgehalten. Seit nun 50 Jahren treffen sich die Damen von Endlhausen zur gemeinsamen Gymnastik, zum Wandern und Radfahren. Das älteste Mitglied ist 88 Jahre alt und hat dem Verein seit seiner Geburtsstunde an die Treue gehalten.

Für Marianne Remy war der Frauenverein anno 1970, zwei Jahre nach der Gründung, das Sprungbrett in den Endlhauser Mikrokosmos. Damals war sie beim Milchholen und selbst eine neu "Zugezogene" aus München, erinnert sie sich. Eine Bäuerin hatte Remy auf den jungen Gymnastikverein angesprochen. Daraufhin hat sie regelmäßig die Sportstunden besucht und ist mit dem Verein mitgewachsen. "1972 schon habe ich die Kasse aufgedrückt bekommen", erzählt sie mit einem Schmunzeln. Seitdem kümmert sich Remy liebevoll um das Fortbestehen ihres Vereins. Sie ist Schriftführerin, Kassiererin und Vorstand in einem. Bis heute notiert sie säuberlichst jeden Ausflug mit ihren Damen in einem Album, inklusive Anwesenheitslisten und Gruppenfoto. Für ihr Ehrenamt wurde die Endlhauserin vergangenes Jahr mit der Eglinger Bürgermedaille geehrt.

Heute machten die betagten Frauen im Verein natürlich weniger Gymnastik, sagt Remy. Der Name des Vereins hat diese Entwicklung erst spät aufgenommen: Bis zum 40-jährigen Bestehen war der Frauenverein als Turnverein bekannt. "Auf den Festmärschen lief immer ein Bub mit dem Taferl "Turnverein" vor uns her und dahinter sind alte Frauen marschiert", lacht sie. Deshalb hätten sie den Verein umbenannt: "Frauen können jung oder alt sein, sportlich oder unsportlich. Frauen können alles sein", sagt sie. So wurde aus dem Turn- ein Frauenverein.

Nachwuchs hat der Endlhauser Frauenverein bisher nicht bekommen. Die jungen Frauen im Ort würden sich über Whats-App-Gruppen vernetzen, sagt sie. "Die mögen diese Vereinsmeierei nicht." Nichtsdestotrotz schreibt Marianne Remy Briefe von Hand und trägt sie zur Post. Für die Vereinschronik und Festschriften hat sie sich das Arbeiten am Computer beigebracht. Für die Älteren im Ort ist der Verein eben immer noch das, was das Leben im Dorf am Laufen hält.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: