Ein Abend mit Michael Altinger:Kindle, Maxdome - nein, danke!

Ein Abend mit Michael Altinger: Er kann nicht fassen, was der moderne Mensch so alles zu brauchen glaubt: Michael Altinger.

Er kann nicht fassen, was der moderne Mensch so alles zu brauchen glaubt: Michael Altinger.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Michael Altinger geht so manches auf den Sack. "Auf die Hoden", korrigiert er sich rasch, um sich gleich noch einmal zu verbessern: "Es bringt mein Gemächt zum Läuten." Aber was denn eigentlich genau? Eltern zum Beispiel, die ihren Kleinstkindern Smartphones für 600 Euro schenken - natürlich nur, damit die sich sofort melden könnten, "falls mal was ist". Oder Partner, die auf die Frage, was sie denn gerne essen wollten, antworten, das stehe auf ihrer Facebook-Seite. Altinger hat diese modernen Veränderungen der sozialen und medialen Kommunikation genau beobachtet und seine Erkenntnisse auf dem Flussfestival in Wolfratshausen zum Besten gegeben: Zwei erstaunlich kurz wirkende Stunden lang schimpft und poltert der Kabarettist vor 250 Besuchern, macht das Alltägliche zum Besonderen und kommt fantastisch an.

"Ich sag's lieber direkt" heißt Altingers neues Programm, und diese Zeile nimmt der Kabarettist sehr genau. Beim Fernsehen etwa könne er kaum noch "ungestört genervt sein", weil ständig ein eingeblendeter Text nach seiner Meinung frage. Und Bekannte bekämen sich vor Erstaunen kaum noch ein: "Ach, du tust noch fernsehen? Ja, hast du denn kein Abo bei Sky, Maxdome, Netflix oder Lovefilm?" - "Nein, hab ich nicht!", kiekst Altinger verzweifelnd.

Genauso wenig wie einen Kindle, obwohl ihm alle möglichen Menschen den E-Book-Reader als inzwischen unverzichtbare Erfindung anpriesen, da auf ihn ja immerhin zwei Millionen Bücher passten. Altinger versteht die Welt nicht mehr: "Ich habe noch nie das Bedürfnis verspürt, im Urlaub zwei Millionen Romane zu lesen!" Apropos Bücher: Die gab es ja durchaus schon vor der Ära der Smartphones, und sie machten den ein oder anderen Einfluss geltend, der bis heute anhält.

Das Publikum hat der Kabarettist von Anfang an auf seiner Seite, und dass der Applaus am Ende fast nicht abreißen will, zeigt, dass von dieser Sympathie den ganzen Abend über nichts verloren geht.

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